Schilddrüsen-Diagnostik
Vermutet die Ärztin/der Arzt aufgrund der Schilderungen der Patientin/des Patienten das Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung, müssen in der Regel mehrere Untersuchungen durchgeführt werden bis eine zweifelsfreie Diagnose gestellt werden kann.
Unabhängig davon entdeckt ein/e erfahrene/r Ärztin/Arzt äußerlich sichtbare Krankheitszeichen einer Schilddrüsenfehlfunktion (Ödeme, trockene Haut, strohige Haare etc.) meist schon auf den ersten Blick. Auch Über- oder Untergewicht sowie ein krankhaft veränderter Blutdruck/Puls können auf eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse hinweisen.
Spezielle Schilddrüsenuntersuchungen sind:
- die Tastuntersuchung (Palpation) der Schilddrüse
- die Blutuntersuchung: Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4), Schilddrüsenautoantikörper (TPO-AK, Tg-AK, TRAK)
- der TRH-Test
- bildgebende Verfahren: Sonografie und Szintigrafie der Schilddrüse
- die Gewebeentnahme (Feinnadelbiopsie)
- Anneli Hainel, Marcel Ermer, Lothar-Andreas Hotze: Schilddrüse Mehr wissen – besser verstehen
- Joachim Feldkamp: Gut leben mit Hashimoto
- Leveke Brakebusch, Armin Heufelder: Leben mit Morbus Basedow
- Georg Zettinig, Wolfgang Buchinger: Meine Schilddrüse und ich: Der Ratgeber für ein gutes Miteinander
Tastuntersuchung der Schilddrüse (Schilddrüsenpalpation)
Die Tastuntersuchung der Schilddrüse, auch als → Palpation bekannt, ist eine grundlegende diagnostische Methode, um Veränderungen der Schilddrüse frühzeitig zu erkennen. Besonders auffällige Veränderungen, wie eine merkliche Größenzunahme der Schilddrüse, die als Kropf oder Struma bezeichnet wird, können durch die Ärztin oder den Arzt bereits mit bloßem Auge wahrgenommen werden, besonders wenn die Vergrößerung am Hals sichtbar hervortritt. Häufig erfolgt die Palpation in Kombination mit der Inspektion, also dem Abtasten und dem gleichzeitigen Beobachten des Halsbereichs. Ein geschulter Arzt kann dabei die Form, Konsistenz und Größe der Schilddrüse beurteilen und feststellen, ob die Drüse verhärtet oder schmerzhaft ist.
Bei der Palpation tastet der Arzt mit den Fingerkuppen vorsichtig die Schilddrüse ab, die sich unterhalb des Kehlkopfes vor der Luftröhre befindet. Besonders bei größeren Schilddrüsenknoten, die deutlich hervorstehen, lässt sich deren Größe und Struktur gut ertasten. Kleine Knoten oder beginnende Veränderungen bleiben oft unbemerkt und erfordern weiterführende Untersuchungen wie Ultraschall oder Bluttests. Durch die Palpation können auch mögliche Symptome wie Schmerzen, Schwellungen oder eine ungewöhnliche Konsistenz der Schilddrüse identifiziert werden. In vielen Fällen ist diese Untersuchung der erste Schritt, um Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion, entzündliche Prozesse oder sogar bösartige Veränderungen wie Schilddrüsenkrebs zu diagnostizieren.
Untersuchung der Schilddrüsenwerte im Blut
Eindeutigere Hinweise auf das Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung ergeben sich dann häufig aus der Blutuntersuchung. Dabei muss zwischen den Hormonen (→ TSH, T3, T4), welche die Schilddrüsenfunktionslage beschreiben und den Antikörpern (→ TPO-AK, Tg-AK, TRAK), die für die Diagnose der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen wegweisend sind, unterschieden werden. Bei dem Verdacht, dass trotz normaler Schilddrüsenhormonwerte im Blut eine Schilddrüsenfehlfunktion vorliegt, wird manchmal auch zusätzlich noch der sogenannte → TRH-Test durchgeführt.
Wichtig: Häufig bestehen trotz im Normalbereich liegender Schilddrüsenwerte Beschwerden, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten. In diesem Fall können alternative Testverfahren wie der → ZULEWSKI-Score , die → Temperaturmessmethode nach Broda BARNES oder die → Temperaturmessmethode nach Bruce RIND zusätzlich zu den Laborwerten wertvolle Hinweise zur Beurteilung der Stoffwechsellage liefern. Weitere ergänzende Hinweise auf eine, trotz normwertiger Laborwerte, bestehende Unterfunktion können auch die Messungen der → Achillessehnenreflexzeit und der → Pulswellenerscheinungszeit geben. Diese Untersuchungsmethoden werden bislang jedoch nur in sehr wenigen Arztpraxen durchgeführt.
Sonografie und Szintigrafie der Schilddrüse
Unabhängig davon, ob diese Blutwerte noch im Normbereich liegen oder bereits verändert sind, sollte bei (für eine Schilddrüsenerkrankung) typischen Beschwerden immer auch eine → Sonografie (Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse) durchgeführt werden. Diese Untersuchung ist nicht invasiv und ermöglicht es, die Struktur der Schilddrüse zu beurteilen, etwa um Knoten, Zysten oder Entzündungen zu erkennen. Besonders bei Patienten mit auffälligen Symptomen wie Halsbeschwerden, einer sichtbaren Vergrößerung der Schilddrüse oder bei auffälligen Blutwerten wird die Sonografie zur genaueren Diagnostik eingesetzt.
Werden während der Sonografie Knoten oder andere Auffälligkeiten festgestellt, ist es häufig notwendig, eine ergänzende → Szintigrafie durchzuführen. Bei dieser Untersuchung wird radioaktives Jod oder Technetium verwendet, um die Funktion und Aktivität der Schilddrüse darzustellen. Dabei wird das radioaktive Material in den Körper aufgenommen und von der Schilddrüse aufgenommen, wo es dann eine spezifische Strahlung abgibt. Diese Strahlung wird mit einer speziellen Kamera aufgezeichnet, um die Funktionsweise der Schilddrüse zu beurteilen. Eine Szintigrafie kann helfen, zwischen gutartigen und bösartigen Knoten zu unterscheiden und gibt Aufschluss darüber, ob die Drüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert.
Feinnadelbiopsie (Gewebeentnahme)
Zusätzlich zu den bildgebenden Verfahren wie Sonografie und Szintigrafie hat die Ärztin/der Arzt auch die Möglichkeit einer Gewebeentnahme, um eine genauere Diagnose zu stellen. Eine → Feinnadelbiopsie (Schilddrüsenpunktion) wird in der Regel nur dann durchgeführt, wenn bestimmte Auffälligkeiten, wie zum Beispiel kalte Knoten, festgestellt werden. In solchen Fällen ist eine Feinnadelbiopsie wichtig, um festzustellen, ob der Knoten gutartig oder bösartig ist.
Bei der Feinnadelbiopsie wird mit einer sehr dünnen Nadel Gewebe aus dem verdächtigen Bereich der Schilddrüse entnommen. Dies erfolgt meist unter Ultraschallkontrolle, um sicherzustellen, dass das Gewebe präzise und aus dem richtigen Bereich entnommen wird. Die entnommenen Zellproben werden dann im Labor unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht, die auf Krebs oder andere Erkrankungen hinweisen könnten. Diese Methode ist relativ risikoarm, bietet jedoch wertvolle Informationen zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere bei unklaren Knoten oder bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs.
Letzte Aktualisierung: 19. September 2025