Spezial: operative Eingriffe an der Schilddrüse (Schilddrüsenoperation, Thyreoidektomie)

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Schilddrüsenerkrankungen sind ausgesprochen häufig. Im Laufe seines Lebens erkrankt jeder Zweite daran. Und von daher verwundert es nicht, dass operative Eingriffe an der Schilddrüse und den Nebenschilddrüsen zu den deutschlandweit am meisten durchgeführten Operationen zählen.

Lesen Sie als Vorbereitung auch den Überblicksartikel  → Chirurgische Therapie von gut- und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen

 

Vollständige oder teilweise Entfernung der Schilddrüse

Anzahl der Eingriffe an Schilddrüsen und NebenschilddrüsenOb die Schilddrüse dabei vollständig oder nur teilweise entfernt werden muss, hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Bei einem Schilddrüsenkarzinom, einer Krebserkrankung der Schilddrüse, wird immer eine möglichst vollständige Entfernung der gesamten Schilddrüse (Thyreoidektomie) angestrebt.

Eine Strumaresektion (Strumektomie) wird hingegen bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt. Dabei wird ein Teil des Schilddrüsengewebes stehen gelassen. Manchmal reicht auch eine Hemithyreoidektomie (Entfernung eines Schilddrüsenlappens), wenn es beispielsweise durch einen Schilddrüsenknoten zu einer einseitigen Schilddrüsenvergrößerung gekommen ist und der zweite Schilddrüsenlappen gesund ist. Bei einer Enukleation wird nur ein einzelner Schilddrüsenknoten entfernt und das umgebene Schilddrüsengewebe geschont. Allerdings kommt es danach häufig zu Rezidiven (Wiederauftreten von Schilddrüsenknoten) weswegen diese Operationsmethode heute nur noch selten angewendet wird.

Den richtigen Operateur / die beste Klinik finden

DGAV Siegel - Kompetenzzentrum für SchilddrüsenchirurgieSchilddrüsenoperationen sind Routineoperationen, die deutschlandweit flächendeckend (selbst von kleinen Krankenhäusern) durchgeführt werden. Teilweise ist allerdings die Anzahl der durchgeführten Operationen so gering, dass die ChirurgInnen nicht sehr erfahren sind / sein können. Da bei Schilddrüsenoperationen selten Eile geboten ist, kann und sollte man sich deshalb in Ruhe nach einem geeigneten Schilddrüsenspezialisten umsehen und überlegen, ob man angesichts einer zu erwartenden höheren Qualität bereit ist eine längere Anfahrtstrecke in Kauf zu nehmen.

Denn deutschlandweit gibt es eine ganze Reihe von Kliniken die sich auf die operative Entfernung der Schilddrüse spezialisiert haben und entsprechend hohe Qualitätsstandards einhalten. Siehe dazu auch → Kompetenzzentren für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie sowie → Tipps für das Aufklärungsgespräch im Vorfeld einer Schilddrüsenoperation

Neue, schonende Operationsverfahren

Die herkömmliche Operationsmethode bei Schilddrüsenerkrankungen ist der Kocher’sche Kragenschnitt. Dabei wird ein vier bis sechs Zentimeter langer Querschnitt im unteren Halsbereich gemacht, der nach Möglichkeit in den Verlauf einer Hautfalte gelegt wird. Benannt ist der Kocher’sche Kragenschnitt nach Emil Theodor Kocher, der bereits 1876 die erste Schilddrüsenoperation durchgeführt hat.

Die → MIVAT  (minmally-invasive video-assisted thyroidectomy) ist eine Kombination aus der klassischen Operationsmethode (Kocher’scher Kragenschnitt) und der endoskopischen Chirurgie. Der Zugang erfolgt dabei ebenfalls über einen Schnitt am Hals.

Auch wenn durch verbesserte Operationstechniken die Narben inzwischen kleiner geworden sind und der Schnitt von einer/m guten Chirurg/in oft exakt in eine Hautfalte positioniert wird – gänzlich vermeiden kann man die Narbe am Hals als Folgeerscheinung einer mit dem Kocher’schen Kragenschnitt oder MIVAT durchgeführten Schilddrüsenoperation nicht. Aber man kann im Nachhinein einiges dafür tun, damit die Narbe möglichst unauffällig wird. Vergleiche → Schilddrüsenoperation: Tipps zur Narbenpflege

Daneben gibt es noch weitere Verfahren die bei einer Operation der Schilddrüse eingesetzt werden. Das Ziel ist die Vermeidung der störenden Operationsnarbe vorne am Hals. Diese eignen sich allerdings nicht für alle Schilddrüsenpatienten. Diese kommen meist nur in Frage, wenn die Schilddrüse ein bestimmtes Größenvolumen nicht überschritten hat, kein Verdacht auf Schilddrüsenkrebs besteht und die Schilddrüse auch noch nicht vor operiert ist.

  • Zugang über den Mund: → TOETVA = Trans Oral Endoscopic Thyroidectomy Vestibular Approach
  • Zugang über die Achsel: → ABBA = Axillo Bilateral Breast Approach
  • Zugang hinter dem Ohr: EndoCATS = endoscopic cephalic access thyroid surgery

Risiken der Operation an der Schilddrüse

Bei Schilddrüsenoperationen besteht grundsätzlich das Risiko, dass Stimmbandnerv oder Nebenschilddrüsen verletzt werden. Deshalb werden als Hilfsmittel beispielsweise eine Lupenbrille (Vergrößerung 3,5 fach) und/oder Neuromonitoring (Kontrolle des Stimmbandnerven unter der Operation durch Elektrostimulation) eingesetzt.

Vierteilige Artikelserie:

  1. Wundheilungsstörungen
  2. Hypoparathyreoidismus Interessant bzgl. Nebenschilddrüsenunterfunktion ist auch → Weltweit erstmalig: Lebendspende-Transplantation einer isolierten Nebenschilddrüse
  3. Rekurrensparese Zur Kehlkopflähmung lesenswert ist ebenfalls → Forscher stimulieren Kehlkopfmuskeln mit Licht
  4. Horner-Syndrom

Nachblutungen in den ersten Stunden nach einer Schilddrüsenoperationen sind zwar selten – aufgrund der möglichen Auswirkungen aber gefürchtet. Charakteristische Symptome die darauf hindeuten können sind Blutergüsse, Schwellungen, Druckgefühl und Atemnot. Aktuell noch im Entwicklungsstadium ist der → Nachblutungsdetektor

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Dieses Themen-Spezial wurde zuletzt am 17. Juli 2024 aktualisiert