Spezial: TSH-Wert zu niedrig oder zu hoch?

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Das TSH gilt als der wichtigste Schilddrüsenwert. Es ist bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose, Mangel an Schilddrüsenhormonen) erhöht und bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose, Überschuss an Schilddrüsenhormonen) erniedrigt.

TSH – Begriffsklärung

TSH ist die allgemein gebräuchliche Abkürzung für Thyreoidea Stimulating Hormon oder vom Englischen ins Deutsche übersetzt „ein die Schilddrüse (lat. Glandula thyreoidea) anregender Botenstoff“. Eine andere Bezeichnung für das TSH ist Thyreotropin. Das leitet sich vom griechischen „trop“ = auf etwas einwirken, in diesem Fall die Schilddrüse, ab.

Das TSH wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse, lat. Glandula pituitaria ) produziert.

Geregelt wird die Freisetzung des TSH

  1. von einem Bereich des Zwischenhirns (Hypothalamus)
  2. durch die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut (negative Rückkopplung)

Das TSH wirkt aktivierend

  1. auf das Wachstum der Schilddrüsenfollikel (Drüsenbläschen)
  2. auf die Aufnahme des Spurenelements Jod
  3. auf die Bildung der Schilddrüsenhormone ft3 und ft4

Bereits 1929 entdeckten die Franzosen Max ARON und Leon LÖB das für die Schilddrüsenfunktion so bedeutsame Hormon und nannten es TSH. Danach dauerte es allerdings noch fast vier Jahrzehnte bis 1965 der erste TSH-Test von den Amerikanern William O. ODELL, John F. WILBER und William E. PAUL entwickelt wurde (W. D. Odell, J. F. Wilber, W. E. Paul „Radioimmunoassay of Thyrotropin in Human Serum“, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 25, Issue 9, 1 September 1965, Pages 1179–1188, Fulltext free, Link geprüft am 11.09.23)

TSH – Bedeutung

Der Referenzbereich für das TSH wird noch immer häufig mit 0,3 – 4,0 mU/l angegeben. Dabei wurde bereits im Jahr 2002 der TSH-Referenzbereich offiziell korrigiert, d.h. der aktuell gültige Referenzbereich für das TSH liegt jetzt bei 0,3 – 2,5 mU/l. Anlass für diese längst überfällige Anpassung war eine umfassende Untersuchung der amerikanischen National Academy of Clinical Biochemistry (NACB) – der sogenannte „National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES)“.

Der TSH-Wert wird kontrolliert

  • bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Mangel an Schilddrüsenhormonen, Hypothyreose)
  • bei Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Überschuss an Schilddrüsenhormonen, Hyperthyreose)
  • zur Überprüfung der Behandlung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat
  • zur Überprüfung der Behandlung mit einem schilddrüsenhemmenden Medikament (Thyreostatikum)
  • bei Verdacht auf eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse (Hypophysen-Tumor, Hypophysen-Insuffizienz)

In Internetforen wird teilweise auf Testkits hingewiesen mit denen man das TSH bequem selbst zuhause untersuchen kann. Das ist grundsätzlich möglich. Diese eignen sich aber nur für eine ganz grobe Ersteinschätzung, d.h. es wird als Ergebnis kein konkreter TSH-Wert angezeigt. Meistens wird nur festgestellt, ob der TSH-Wert über 5 mU/l beträgt. Für die Verlaufskontrolle bei der Hashimoto-Thyreoiditis sind diese Testkits deshalb ungeeignet. Bei begründetem Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion sollte immer eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden!

Niedriger TSH-Wert

Ein niedriger TSH-Wert kann bedeuten, dass

  • eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vorliegt, weil die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone produziert
  • die von außen durch Einnahme eines Schilddrüsenhormonpräparates zugeführte Schilddrüsenhormondosis zu hoch ist. Diese künstlich herbeigeführte Schilddrüsenüberfunktion nennt man auch iatrogene Hyperthyreose.

Sehr seltene Ursachen für ein erniedrigtes TSH können außerdem Erkrankungen von Hypophyse und/oder Hypothalamus (sekundäre Hypothyreose, Pickardt-Syndrom = tertiäre Hypothyreose) sein. Dann sind neben dem TSH auch fT3 und fT4 erniedrigt. Es besteht also ein Mangel an Schilddrüsenhormonen (Schilddrüsenunterfunktion).

Wichtig: Durch eine hohe Stressbelastung, schwere Allgemeinerkrankungen oder extreme Diäten kann es zu einem Abfall des TSH kommen. Auch verschiedene Medikamente (Dopamin, Somatostatin, Hydrocortison, Glucokortikoide, Bromocriptin, Salicylate) können das TSH verringern. Interessant sind auch die Ergebnisse einer Studie zu den saisonalen Schwankungen der Schilddrüsenwerte – dabei war der TSH-Spiegel im Januar am höchsten (1,61 mIU/L) und im Mai am niedrigsten (1,16 mIU/L).

Hoher TSH-Wert

Ein zu hoher TSH-Wert kann darauf hinweisen, dass

  • die Schilddrüse zu wenige Schilddrüsenhormone produziert (primäre Hypothyreose).
  • die von außen zugeführte Schilddrüsenhormonmenge zu niedrig ist.

In beiden Fällen liegt eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vor. Ganz vereinzelt kann ein zu hoher TSH-Wert aber auch das Gegenteil bedeuten. Eine Schilddrüsenüberfunktion (sekundäre Hyperthyreose) kann auch durch eine erkrankte Hypophyse verursacht werden, die vermehrt TSH ausschüttet welches wiederum die Schilddrüse dazu anregt vermehrt fT3 und fT4 zu bilden.

Wichtig: Körperliche Belastung und eisige Kälte können zu einem Anstieg des TSH führen. Und auch unterschiedliche Medikamente wie beispielsweise die Dopamin-Antagonisten Metoclopramid, Domperidon und Haloperidol können das TSH ebenfalls erhöhen.

→ „Ist das TSH normal – fühlt der Patient sich optimal …“ → Unzufriedenheit mit TSH-orientierter T4-Monotherapie nimmt stetig zu! → Informationen zum TSH-Referenzbereich

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Dieses Themen-Spezial wurde am 18.09.23 aktualisiert.