Basiswissen Krankheiten der Schilddrüse
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Die Schilddrüse
Die Schilddrüse befindet sich vorne am Hals. Sie liegt vor der Luftröhre, knapp unterhalb des Kehlkopfes. Von vorne betrachtet hat die Schilddrüse ungefähr die Form eines Schmetterlings. Obwohl sie mit 15 – 25 g ein Leichtgewicht ist, sind die von ihr produzierten Hormone echte Multitalente. Nahezu alle Organe werden durch die Schilddrüsenhormone beeinflusst.
Krankheiten der Schilddrüse
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Schilddrüsenerkrankungen. Deshalb ist es wichtig die Ärztin/den Arzt nach der genauen Diagnose zu fragen.
Schilddrüsenfehlfunktionen
Eine Unterfunktion der Schilddrüse wird medizinisch auch als Hypothyreose bezeichnet. Schilddrüsenunterfunktion bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert, um den Körper damit ausreichend versorgen zu können. Die häufigste Ursache für einen solchen Mangel an Schilddrüsenhormonen ist eine Hashimoto-Thyreoiditis.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion stellt die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone her. Dafür kann es ganz unterschiedliche Ursachen geben. Beispielsweise einen Morbus Basedow oder auch heiße, d.h. hormonproduzierende Schilddrüsenknoten. Eine solcher Überschuss an Schilddrüsenhormonen heißt medizinisch korrekt Hyperthyreose.
Entzündungen der Schilddrüse
Es gibt akute und chronische Entzündungen der Schilddrüse Diese werden medizinisch auch als Thyreoiditis bezeichnet (Thyreoidea = lat. Schilddrüse, -itis = medizinische Endung für Entzündung). Akute Schilddrüsenentzündungen werden durch Bakterien oder Viren (Thyreoiditis de Quervain) ausgelöst. Die Ursachen der chronischen, autoimmun bedingten Entzündungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow) wurden noch nicht zweifelsfrei erforscht. Dabei kann es auch zu einer Schilddrüsenvergrößerung kommen.
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Bei dieser Entzündung greifen die Abwehrzellen des Immunsystems fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an. Deswegen zählt man die Hashimoto-Thyreoiditis auch zu den Autoimmunerkrankungen. Langfristig wird die Schilddrüse durch diese Erkrankung so zerstört, dass sie nur noch wenige oder keine Schilddrüsenhormone mehr herstellen kann. Es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
Auch beim Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlerhaft reagiert und sich gegen körpereigenes Gewebe – in diesem Falle die Schilddrüse – richtet. Das Immunsystem bildet bestimmte Autoantikörper gegen die Schilddrüse, welche diese zu einer stark übersteigerten Schilddrüsenhormonproduktion stimulieren, so dass es zu einer ausgeprägten Schilddrüsenüberfunktion kommt.
Schilddrüsenvergrößerung
Die häufigste Ursache dafür, dass sich die Schilddrüse vergrößert ist ein Jodmangel. Das bedeutet, über die tägliche Ernährung wird zu wenig von dem Spurenelement Jod aufgenommen. Das ist zunächst einmal nicht schlimm, sondern es handelt sich gewissermaßen um eine Anpassungsleistung einer gesunden Schilddrüse. Bei einem Jodmangel vergrößert sich die Schilddrüse zunächst ohne dass die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt ist (Jodmangelstruma). Erst ein längere Zeit anhaltender, ausgeprägter Jodmangel führt zu einer Unterfunktion der Schilddrüse.
Andere mögliche Ursachen für eine Schilddrüsenvergrößerung sind eine Hashimoto-Thyreoiditis oder ein Morbus Basedow.
Schilddrüsenzysten, Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenkrebs
Bei einer Schilddrüsenzyste handelt es sich um eine gutartige und meistens harmlose Veränderung der Schilddrüse. Unter einer Schilddrüsenzyste verstehen Ärzte einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum, der von Wänden umschlossen ist. Meistens machen diese Zysten der Schilddrüse keine Beschwerden und werden eher zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung der Schilddrüse entdeckt.
Schilddrüsenknoten sind meist gutartige Veränderungen innerhalb der Schilddrüse. Es gibt kalte und heiße Schilddrüsenknoten. Ein heißer Knoten (Autonomes Adenom) produziert unabhängig vom hormonellen Regelkreis eigenständig Schilddrüsenhormone. Er ist immer gutartig. Ein Knoten, der bei der Szintigrafie kein radioaktives Jod oder Technetium (Substanz mit jodähnlichen Eigenschaften) speichert wird auch als „kalt“ bezeichnet. Kalte Knoten können selten bösartig sein.
Als Krebs (Malignom) bezeichnet man in der Medizin eine bösartige Gewebeneubildung (Tumor). Grundsätzlich kann jedes Organ des menschlichen Körpers, also auch die Schilddrüse, von Krebs befallen werden. Schilddrüsenkrebs heisst medizinisch auch Struma maligna (bösartige Schilddrüsenvergrößerung). In einem fortgeschrittenen Stadium bildet der Krebs Tochtergeschwülste (Metastasen) in weiteren Organen.
→ Krankheitsbild Hashimoto-Thyreoiditis → Krankheitsbild Morbus Basedow
Ursachen für Schilddrüsenstörungen
Eins vorweg – Sie sind nicht schuld, dass Sie eine Krankheit der Schilddrüse haben!
Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Einflußfaktoren auf die Schilddrüsengesundheit. Aber welche im Einzelfall entscheidend sind, konnte wissenschaftlich immer noch nicht eindeutig geklärt werden.
Definitiv falsch ist jedoch, dass eine ausreichende Jodversorgung in allen Fällen vor einer Schilddrüsenerkrankung schützt. Man kann einer Hashimoto-Thyreoiditis, einem Morbus Basedow oder dem Gott-Sei-Dank seltenen Schilddrüsenkrebs damit nicht vorbeugen.
Beschwerden bei Erkrankungen der Schilddrüse
Erkrankungen der Schilddrüse können die Ursache für Halsschmerzen und Heiserkeit sein. Weitaus häufiger ist jedoch ein Druck- , Enge- oder Kloßgefühl im Hals. Oftmals kommen auch Atembeschwerden hinzu. Das ist besonders bei einer Schilddrüsenvergrößerung der Fall.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Mangel an Schilddrüsenhormonen, Hypothyreose) kommt es häufig zu Schwellungen um die Augen herum. Andere äußerlich sichtbare Anzeichen des Hormonmangels können strohige Haare und Haarausfall sein. Für die betroffenen Patienten belastend sind auch ein allgemeines Schwächegefühl, Schwindel und eine ausgeprägte Müdigkeit bis hin zur völligen Erschöpfung. Hinzu können außerdem eine Gewichtszunahme trotz normaler Ernährung sowie ein Kältegefühl und Frieren auch in einer warmen Umgebung kommen. Oft werden zudem Magen-Darm-Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Verstopfung durch eine Unterfunktion der Schilddrüse ausgelöst. Während nur ein Teil der Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion unter Muskelschwäche und Muskelschmerzen leidet, sind psychische Symptome wie Weinerlichkeit (Depressivität), Reizbarkeit (das Gefühl alles wird zu viel), Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie Nervosität und Schlafstörungen sehr häufig.
Eine Schilddrüsenüberfunktion (Überschuss an Schilddrüsenhormonen, Hyperthyreose) geht oft mit feucht-warmer-geröteter Haut, schnell fettenden Haaren und Haarausfall einher. Neben diesen kosmetischen Problemen können aber auch Herzrasen und gefährliche Herzrhythmusstörungen bis hin zu Vorhofflimmern auftreten. Außerdem sind eine Gewichtsabnahme trotz normaler Ernährung und vermehrtes Schwitzen möglich. Auch Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall können durch eine Überfunktion der Schilddrüse ausgelöst werden. Häufig kommt es darüber hinaus zu Muskelschwäche (Kraftlosigkeit) und Muskelzittern (z. B. der ausgestreckten Hände). Die durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelösten psychischen Probleme wie Unruhe, Ungeduld, Reizbarkeit, Aggressivität und Wutausbrüche können für die betroffenen Patienten sehr belastend sein.
→ Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) → Beschwerden bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
Schilddrüsenspezifische Diagnoseverfahren
Als Palpation (palpare = lat. streicheln) wird die Tastuntersuchung der Schilddrüse bezeichnet.
Gerade bei Erkrankungen der Schilddrüse ist eine Blutuntersuchung unverzichtbar. Für die Beurteilung der Schilddrüsenfunktionslage sind die Hormonuntersuchungen (TSH, fT3, fT4) wichtig. Diese geben dem Arzt wichtige Hinweise darauf, ob eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt, ob eine Schilddrüsenüberfunktion vorhanden ist oder ob die Schilddrüsenfunktionslage normal ist. Neben diesen Messungen der Schilddrüsenhormone hat der Arzt auch noch die Möglichkeit verschiedene Antikörper zu bestimmen. Diese Antikörper (TPO-AK, Tg-AK, TRAK) sind wichtig, um Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis zweifelsfrei diagnostizieren zu können.
Unter einer Biopsie (bíos = griech. Leben, opsis = griech. sehen) versteht man die Entnahme und Untersuchung von Schilddrüsengewebe.
Bei der Sonografie wird die Schilddrüse mittels Ultraschall untersucht. Dieses schmerzlose Diagnoseverfahren gibt dem Arzt die Möglichkeit die Lage, Größe, Struktur und den Gewebeaufbau der Schilddrüse exakt zu beurteilen. Er kann damit feststellen, ob eine Schilddrüsenvergrößerung und/oder Schilddrüsenknoten vorhanden sind. Eine Unterscheidung, ob heiße oder kalte Knoten vorliegen, ist mit der Sonografie jedoch nicht möglich. Auch eine Entzündung der Schilddrüse wie bei der Hashimoto-Thyreoiditis kann mittels Sonografie zweifelsfrei festgestellt werden. Während sich eine gesunde Schilddrüse auf dem Ultraschallbild sehr hell (echoreich) darstellt, bleiben die entzündeten Bereiche dunkel (echoarm). Dies liegt daran, dass entzündetes Gewebe nicht in der Lage ist die einfallenden Ultraschallstrahlen zu reflektieren.
Obwohl sich der Arzt mittels Sonografie ein recht gutes Bild von der Schilddrüse machen kann, benötigt er zur Beurteilung ihrer Funktion und zur Abklärung von Knoten eine weitere Untersuchungsmethode, die Szintigrafie. Die Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren. Die Schilddrüse sammelt im Blut zirkulierendes Jod, speichert und verarbeitet es. Diese Fähigkeit macht man sich bei der Szintigrafie zunutze. Bei der Szintigrafie wird zunächst leicht radioaktives Jod oder Technetium, eine Substanz mit ähnlichen Eigenschaften, in die Blutbahn gespritzt. Nach einer Wartezeit wird dann gemessen, welche Menge und in welchen Bereichen sich davon etwas in der Schilddrüse abgelagert hat. Dies geschieht, indem man die radioaktive Abstrahlung der Schilddrüse misst und die Verteilung auf einem speziellen Röntgenbild darstellt.
→ Schilddrüsendiagnostik – ein Überblick → Erklärung der Schilddrüsenlaborwerte, Teil 1: Schilddrüsenhormonwerte → Erklärung der Schilddrüsenlaborwerte, Teil 2: Schilddrüsenautoantikörper
Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenkrankheiten
Medikamente
- Spurenelement Jod: Um genügend Hormone produzieren zu können benötigt die gesunde Schilddrüse Jod. Fehlt Jod in der Ernährung können nicht genug Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin produziert werden. Deshalb wird ein solcher ernährungsbedingter Jodmangel mit Jodpräparaten ausgeglichen.
- Schilddrüsenhormone: Eine Schilddrüsenunterfunktion bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Deshalb müssen diese fehlenden Schilddrüsenhormone von außen, d.h. durch die Einnahme eines Schilddrüsenhormonpräparates zugeführt werden.
- Schilddrüsenhemmer: Bei einer Überfunktion der Schilddrüse ist es genau andersherum, d.h. die Schilddrüse produziert zu viele Schilddrüsenhormone. Für die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion gibt es schilddrüsenhemmende Medikamente, sogenannte Thyreostatika.
Radioiodtherapie
Sie wird bei zu aktiven, d. h. zu viele Schilddrüsenhormone produzierenden Bereichen in der Schilddrüse eingesetzt. Dabei nehmen die PatientInnen unter stationärer Beobachtung eine Kapsel mit radioaktivem Jod ein, welches sich besonders in diesen überaktiven Bezirken der Schilddrüse anreichert, das umliegende Gewebe zerstört und so die Aktivität der Schilddrüse vermindert.
Schilddrüsenoperation
Es gibt unterschiedliche Gründe warum eine Schilddrüsenoperation notwendig werden kann. Eine deutliche Schilddrüsenvergrößerung, unkontrolliertes Wachstum von Schilddrüsenknoten, Verdacht auf bösartige Veränderungen oder beeinträchtigende Lokalsymptome (Schluckbeschwerden, Atemnot usw.) sind häufig ausschlaggebend für die Entscheidung, dass die Schilddrüse teilweise oder ganz entfernt werden muss. Die Operationsverfahren haben sich inzwischen deutlich verbessert, d.h. die Narbe am Hals muss heutzutage nicht mehr sein. Das bedeutet neben dem Kocher’scher Kragenschnitt, gibt es Techniken wie MIVAT, TOETVA, ABBA und EndoCats.
Thermoablation
Als Thermoablation wird die Entfernung von Schilddrüsenknoten mit Hilfe von Hitze bezeichnet. Thermoablation ist ein Oberbegriff unter dem verschiedene Methoden (HIFU, RFA, MWA, LITT) zur Behandlung von Schilddrüsenknoten zusammengefasst werden.
→ Spezial: Schilddrüsenhormontherapie → Radioiodtherapie → operative Eingriffe an der Schilddrüse (Schilddrüsenoperation) → Thermoablation
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Diese Seite wurde am 18.09.23 neu erstellt.