Spezial: Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis

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Es kursieren die unterschiedlichsten Ernährungsempfehlungen für Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen. Momentan sind gerade das Autoimmunprotokoll (Steinzeit-Diät, Paleo) und Clean Eating en vogue …

Im Hinblick darauf ist aber zum einen problematisch, dass nur wenige der Aussagen medizinisch-wissenschaftlich überprüft wurden. Zum anderen werden häufig ethische Sichtweisen (ökologisch produzierte Lebensmittel, artgerechte Tierhaltung, vegane oder vegetarische Ernährung) mit individuellen Lebensmittelunverträglichkeiten (Fructose, Lactose, Gluten) und Theorien bzgl. der möglichen Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis in zweifelhafte Zusammenhänge gebracht.

Schlechtere Aufnahme der Schilddrüsenhormone durch Ballaststoffe

Eine Schilddrüsenunterfunktion als Folge der Hashimoto-Thyreoiditis geht meistens mit einer quälenden Verstopfung sowie hartnäckigem Übergewicht einher. Deshalb greifen etliche Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte zu ballaststoffreichen Lebensmitteln und/oder natürlichen Abführmitteln. Wird ein Schilddrüsenhormonpräparat eingenommen dauert die Aufnahme des enthaltenen Wirkstoffes L-Thyroxin einige Zeit. Die zeitgleiche Einnahme von Abführmitteln führt dazu, dass die Schilddrüsenhormone nicht vollständig aufgenommen und teilweise sogar ungenutzt mit dem Stuhl einfach wieder ausgeschieden werden.

L-Thyroxin-Einnahme … darauf sollten Sie beim Frühstück besser verzichten!

Goitrogene behindern Jodverwertung und Schilddrüsenhormonproduktion 

Isoflavon-haltige Getreide (Soja, Hirse) und thiocyanit-haltige Gemüse (Blumenkohl, Weißkohl, Kohlrabi, Wirsing, Rosenkohl) sollten bei einer als Folge der Hashimoto-Thyreoiditis auftretenden Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) nur in Maßen genossen werden, weil sie die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen können. Flavonoide beeinträchtigen die Produktion der Schilddrüsenhormone. Thiocyanate behindern die Aufnahme von Jod (wichtiger Baustoff für die Schilddrüsenhormone) in die Schilddrüse.

Übersicht natürliche Goitrogene

Hashimoto-Thyreoiditis und das Spurenelement Jod

Es ist unter Medizinern allgemein unstrittig, dass hohe Dosen Jod eine Hashimoto-Thyreoiditis auslösen und den Krankheitsverlauf verschlimmern können. Diskutiert wird allerdings darüber welche täglich aufgenommene Menge Jod für Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen unbedenklich bzw. gefährlich ist. Im Hinblick darf man allerdings nicht vergessen, dass Jod der wichtigste Grundstoff für die Schilddrüsenhormone ist. Und solange nicht der gesamte Tagesbedarf an Schilddrüsenhormonen substituiert wird, brauchen auch Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen eine gewisse Menge Jod.

Die Einnahme von jodhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln sowie der Verzehr von Algenprodukten mit teilweise sehr hohem Jodanteil sollte auf jeden Fall unterbleiben. „Die verschiedensten Algenprodukte werden als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Dazu gehören Süßwasseralgen wie Spirulina oder Chlorella, AFA-Algen und auch verschiedene Meeresalgen-Produkte. Zu den Meeresalgen gehören Braunalgen wie der Blasentang (Fucus vesiculosus), die Sorten Kombu, Wakame und Hijiki. Oft kommen sie unter dem Sammelnamen „Seetang“ in den Handel, Nahrungsergänzungsmittel werden auch oft als Kelp bezeichnet. Angeboten werden aber auch Rotalgen als Flocken oder Kapseln. Diese können besonders viel Jod anreichern, da sich Jod im Meerwasser anreichert und von manchen Algenarten gespeichert wird.“ (Quelle: verbraucherzentrale.de, Link geprüft am 11.09.23)

Im Gegensatz zu dieser schulmedizinischen Sichtweise gibt es vereinzelt Heilpraktikerinnen die Jod auch im Rahmen der Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis einsetzen. Dem kann man angesichts der fehlenden Nachweise momentan nur mit Skepsis begegnen. In Deutschland wurde dieses Thema beispielsweise von Kyra Hoffmann und Sascha Kauffmann in dem Buch „Jod. Schlüssel zur Gesundheit. Wiederentdeckung eines Heilmittels“ aufgegriffen.

Das Wichtigste zum Spurenelement Jod

Entzündungshemmende Ernährung

15 Tipps für eine entzündungshemmende Ernährung

Selen-Substitution bei Hashimoto-Thyreoiditis

Neben Jod ist Selen das einzige Spurenelement zu dem mehrere, verlässliche Studien vorliegen. Aber auch diesbezüglich gilt nicht das Motto „viel hilft viel“ sondern die täglich eingenommene Selen-Dosis sollte bei Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen zwischen 50 und 300 µg liegen.

Die Kosten der ergänzenden Selen-Therapie bei der Hashimoto-Thyreoiditis werden bislang nur von wenigen privaten Krankenkassen übernommen, so dass die meisten Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen einen Selbstversuch mit einem frei verkäuflichen Selen-Präparat machen. Im Hinblick darauf ist eine kurmäßige Einnahme von 100 bis 200 μg Selen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten sinnvoll.

Um eine Überdosierung zu vermeiden kann es sinnvoll sein bei längerer bzw. höher dosierten Einnahme den Selenspiegel im Blut kontrollieren zu lassen. Die Kosten von ca. 30,- EUR müssen allerdings meistens als IGeL-Leistung selbst bezahlt werden.

Selen beeinflusst Krankheitsverlauf bei der Hashimoto-Thyreoiditis positiv 

Vitamin D-Mangel bei Schilddrüsenunterfunktion

Es gibt erste interessante und viel versprechende wissenschaftliche Untersuchungen die einen Zusammenhang zwischen der Hashimoto-Thyreoiditis und einem Vitamin D-Mangel belegen.

Aufgrund des geringen Nebenwirkungspotentials kann die Einnahme von täglich 1000 I.E Vitamin D über die Wintermonate hinweg bereits jetzt empfohlen werden. In dieser Dosierung sind entsprechende Präparate in Deutschland weder rezept- noch apothekenpflichtig.

Von höheren Dosierungen – die beispielsweise über ausländische Internetseiten bestellt werden können – ist „in Eigenregie“ eher abzuraten. Stattdessen sollte vorher auf jeden Fall ein Arzt zu Rate gezogen werden, der die entsprechenden Laborwerte kontrollieren und bei einem Mangel geprüfte deutsche Präparate verordnen kann deren Kosten dann in der Regel auch von der Krankenkasse übernommen werden!

Nährstofftherapie mit Vitamin D (Entsprechende Studien sind am Ende des Artikels aufgeführt.)

Gluten als mögliche Ursache der autoimmunen Schilddrüsenentzündungen

Auf einschlägigen Internetseiten, themenbezogenen Weblogs oder in den sozialen Netzwerken wird einerseits der Eindruck erweckt, dass die Ursachen für die Hashimoto-Thyreoiditis längst zweifelsfrei feststünden und andererseits gleich mit einer entsprechenden Ernährungsumstellung die vermeintliche Lösung präsentiert. Aber egal wie interessant die Erklärungsmodelle und wie vielversprechend die Therapieversuche auch sein mögen – es ist derzeit noch (?) nichts bewiesen!

Im Hinblick darauf ist außerdem anzumerken, dass exotische und demzufolge kostspielige Lebensmittel aus exklusiven Bezugsquellen täglich in aufwendigen Rezepten verarbeitet für die Mehrheit der Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen ohnehin keine dauerhafte Option darstellen.

Schilddrüse SDG-Tipp Leseempfehlung

→ Einfluss von Gluten auf die Hashimoto-Thyreoiditis

Soja und Schilddrüse


Neue E-Paper-Reihe!

Ab dem 01. Januar 2024 werden unter dem Titel „Schilddrüsenguide“ nach und nach ausführliche Artikel (20 – 30 Seiten) veröffentlicht, die sich jeweils nur einem Einzelthema widmen.

Die erste Folge „Schilddrüse und Soja“ (Amazon-Partnerlink) ist bereits online. Soja, genauer gesagt geht es um die darin enthaltenen Soja-Isoflavone, soll schädliche Auswirkungen auf die Schilddrüse haben und die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen können. Deswegen verzichten etliche SchilddrüsenpatientInnen auf den Verzehr von Sojaprodukten. Aber was ist da wirklich dran, wenn man genauer hinschaut? Wer sollte Soja meiden? Und warum?


 

Fructose- und Lactose-Unverträglichkeit bei Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen

Es gibt erste Hinweise darauf, dass die unterschiedlichen Kohlehydrate von Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen nicht so gut vertragen werden. Beispielsweise zeigen Erfahrungen aus der Schilddrüsenselbsthilfe, dass oft begleitend eine Fructose- und/oder Lactose-Unverträglichkeit auftritt. Über einen möglichen ursächlichen Zusammenhang ist jedoch bisher nichts bekannt. Weitere Studien sind notwendig.

„Unter den euthyreoten HT-Patienten konnte ein signifikant häufigeres Auftreten der Fruktose- sowie der Laktosemalassimilation im Vergleich zu den schilddrüsengesunden Kontrollpersonen demonstriert werden. Die Fruktosemalassimilation wurde bei den HT-Patienten mit 48,9% signifikant häufiger als in der Kontrollgruppe nachgewiesen. Im Kontrollgruppenkollektiv hatte eine Fruktosemalassimilation lediglich bei 26,3% der Probanden bestanden. Eine Laktosemalassimilation wurde bei den HT-Patienten mit 42,2% signifikant häufiger als im Kontrollkollektiv diagnostiziert, welches in 21,1% der Fälle eine Laktosemalassimilation aufwies.“ (Quelle: Steffen Heckl, Kohlenhydratmalassimilation bei der Hashimoto-Thyreoiditis, Dissertation 2016, uni-wuerzburg.de, Link geprüft am 11.09.23)

Diesbezüglich ist allerdings interessant, dass in erster Linie die Lactose verteufelt wird – bis hin zu der Empfehlung, dass Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen Milch und Milchprodukte grundsätzlich vermeiden müssten. Auf mögliche Probleme mit Fructose wird eher selten eingegangen und eigentlich nie zum Verzehr auf Obst oder die angesagten grünen Smoothies geraten.

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Dieses Themen-Spezial wurde zuletzt am 03.01.24 aktualisiert.