Immunthyreoiditis Hashimoto Update 2011
Der nachfolgende Text wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Armin E. Heufelder (Innere Medizin – Endokrinologie – Diabetologie – Rheumatologie).
Einführung
Die → Hashimoto-Thyreoiditis gilt gemeinhin immer noch als Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, deren Pathogenese in Dunkeln liegt und deren Verlauf nicht beeinflusst werden kann. Nach gängiger Praxis wird den betroffenen Patienten daher mitgeteilt, dass eine Behandlungsnotwendigkeit nur dann bestehe, wenn sich eine Hypothyreose abzeichne. In diesem Fall ließen sich die Beschwerden durch die Einnahme von L-Thyroxin beheben. Sonstige Behandlungsoptionen bestünden nicht und seien auch nicht erforderlich. Wird (mit oder ohne Substitution von Schilddrüsenhormonen) biochemisch eine normale Schilddrüsenfunktion festgestellt, geben dennoch weiter bestehende Symptome, Beschwerden und Befindensstörungen meist Rätsel auf und werden dann oft psychosomatischen Ursachen zugeordnet. „Die Beschwerden der Patientin sind nicht durch eine Hypothyreose zu erklären und damit nicht der Schilddrüse zuzuordnen“, so oder ähnlich lautet das immer wiederkehrende Fazit in Arztbriefen, auch von Fachärzten und spezialisierten Thyreologen. Die betroffenen Patienten bleiben mit ihren Beschwerden in einer frustrierenden Situation zurück: obwohl sie sich krank fühlen, kann die moderne Medizin an ihnen nichts Auffälliges finden und ihnen keine wirksame (und schon gar keine kausal orientierte) Behandlungsoption anbieten. Sie fühlen sich nicht zu Unrecht fehldiagnostiziert, nicht verstanden und nicht ernst genommen.
Diese unbefriedigende Situation hat in unserem Zentrum im Jahre 1998 ein Projekt begründet, in dem seitdem die Symptome und Beschwerden aller unserer Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis (HT) detailliert erfasst werden, ebenso wie das Ansprechen auf verschiedene Behandlungsprotokolle. Mittlerweile umfasst die Datenbasis über 5680 Frauen und Männer mit biochemisch und sonographisch dokumentierter Immunthyreoiditis. Dieser Fundus an anamnestischen, klinischen, biochemischen und bildgebenden Daten erlaubt es, das Krankheitsbild der HT und ihrer assoziierten Komorbiditäten genauer zu charakterisieren und damit zu einer der Pathophysiologie und unseren Patienten besser gerecht werdenden Versorgungsform zu gelangen. Continue reading „Immunthyreoiditis Hashimoto Update 2011“