Selen beeinflusst Krankheitsverlauf bei der Hashimoto-Thyreoiditis positiv

Die Gabe von 200 µg Selen täglich kann die für die → Hashimoto-Thyreoiditis typischen Antikörper senken und zu einer Besserung des Wohlbefindens beitragen. Wurde Selen früher wegen seiner Giftigkeit gefürchtet, steht es heute wie kein anderes Spurenelement im Blickpunkt medizinischen Interesses. Als Hauptbestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase wirkt es antioxidativ, indem es durch freie Radikale entstandene schädliche Peroxide abbaut.

Warum Selen bei Hashimoto-Thyreoiditis hilft

Selen kann die Antikörper bei der Hashimoto-Thyreoiditis senken

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es zwei Autoantikörper die wichtig sind. Das sind die TPO-AK und die TG-AK. Die Thyreo-Peroxidase-Antikörper (TPO-AK) schädigen die Schilddrüse indem sie die Thyreo-Peroxidase angreifen. Das ist ein entscheidendes Enzym welches an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Die Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK) zielen im Unterschied dazu auf das Thyreoglobulin. Dabei handelt es sich um ein an der Produktion und Speicherung der Schilddrüsenhormone beteiligtes Protein.

In einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen wurde inzwischen festgestellt, dass die hochdosierte Einnahme (200 – 300 µg täglich über mindestens drei Monate) des Spurenelements Selen in Tablettenform, beispielsweise die Cefasel 200 nutri (Amazon-Partnerlink), genau diese beiden schilddrüsenspezifischen Autoantikörper erheblich senken kann. Dies wiederum wirkt sich positiv auf den entzündlichen Zerstörungsprozess in der Schilddrüse aus wodurch sich das Fortschreiten der Hashimoto-Thyreoiditis verlangsamt.

Selen verbessert (nicht nur bei Hashimoto-Thyreoiditis) die Wirkung der Schilddrüsenhormone

Von den beiden Schilddrüsenhormonen Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) ist das letztere aufgrund seiner Wirksamkeit im Stoffwechsel von besonderer Bedeutung. Es wird allerdings nur zu einem kleinen Teil in der Schilddrüse selbst hergestellt. Der größere Teil des T3 entsteht durch Abspaltung eines Jod-Atoms aus T4. Für diese Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 (eine Art Speicherform) in das stoffwechselaktive Schilddrüsenhormon T3 ist ein spezielles Enzym, die sogenannte Jodthyronin-Dejodase, zuständig. Und dieses Enzym ist davon abhängig, ob genug von dem Spurenelement Selen vorhanden ist.

Ein Selen-Mangel ist relativ weit verbreitet und auch bei Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen häufig. Die hochdosierte Einnahme von Selen bedeutet in der Regel, dass die Umwandlung von T4 in T3 besser funktioniert. Wenn mehr T3 vorhanden ist, führt das oft dazu, dass sich das Befinden deutlich spürbar verbessert.

Welche Studien belegen die Wirksamkeit von Selen bei der Hashimoto-Thyreoiditis?

Bahnbrechend für die Erforschung der Wirkung von Selen auf die Schilddrüsenfunktion waren die beiden nachfolgenden, im Jahr 2002 durchgeführten Studien:

Prof. Dr. Duntas (Athen)

Bei der Athener Studie wurde eine Gruppe von 65 Personen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis im Alter von 21 bis 65 Jahren untersucht. Die Patienten erhielten über einen Zeitraum von 6 Monaten entweder L-Thyroxin plus 200 µg Selen-Methion oder L-Thyroxin plus Placebo. Der TSH-Wert lag zwischen 0,3 und 2,0 mU/l. Die Serum-Selenkonzentrationen stiegen an, blieben aber innerhalb des Normbereichs. Die TPO-AK waren bei der selenbehandelten Gruppe nach 3 Monaten um 46 % abgefallen und nach 6 Monaten um 55 %. Die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone blieben unverändert. (L. H. Duntas, E. Mantzou, D. A, Koutras: „Effects of a six month treatment with selenomethionine in patients with autoimmune thyroiditis“, Eur J Endoc 2003, 4 (148): 389 – 393.)

Prof. Dr. Gärtner (München)

An der Universität München wurde eine Studie bei 70 Patienten mit einer aktiven Autoimmunthyreoiditis durchgeführt. Die untersuchten Patienten wiesen TPO-AK Konzentrationen über 350 IU/ml auf. Alle Patienten wurden mit Levothyroxinnatrium substituiert, so dass ihr TSH-Wert im Normbereich lag. Die Patienten erhielten entweder zusätzlich 200 µg Natrium–Selenit pro Tag oder Placebo für 3 Monate. Bei den Patienten, die Natrium-Selenit erhielten, stiegen die Serum–Selenkonzentrationen signifikant an, blieben aber innerhalb des Normbereiches. Die TPO–AK Konzentrationen fielen im Mittel auf 64% des Ausgangswertes ab. Bei 9 von 36 Patienten normalisierten sich die Antikörper-Konzentrationen sogar vollständig und auch die Schilddrüsensonografie wies keine entzündungsspezifischen Merkmale mehr auf. Das TSH und die Schilddrüsenhormonwerte blieben unter der Selentherapie unverändert. Das Wohlbefinden, evaluiert durch einen Fragebogen zur Befindlichkeit, besserte sich ebenfalls deutlich. Diese Veränderung trat unabhängig vom Verlauf der TPO-AK-Konzentration ein. Nebenwirkungen der Seleneinnahme wurden nicht festgestellt. (R. Gärtner, B. C. Gasnier, J. W. Dietrich, B. Krebs, M. W. Angstwurm: „Selenium deficiency in patients with autoimmune thyroiditis decreases thyroid peroxidase antibodies concentrations“, J Clin Endoc a Metab 2002, 87: 1687 – 1691)

Inzwischen haben zahlreiche weitere Studien diese Ergebnisse bestätigt.

Aktuelle Studie zu Selen bei Hashimoto-Thyreoiditis

Wissenswertes zum Spurenelement Selen

Mangelursachen:

Die Böden in Deutschland sind sehr selenarm, so dass in Pflanzen, die auf diesen Böden wachsen und damit in unserer Ernährung nur wenig von dem Spurenelement Selen vorhanden ist. Bei allen entzündlichen Erkrankungen – nicht nur der Hashimoto-Thyreoiditis – besteht außerdem ein erhöhter Bedarf, der über die normale Ernährung erst recht nicht mehr gedeckt werden kann.

Mangelsymptome:

Sichtbare Zeichen eines Selenmangels sind die Aufhellung von Haut und Haaren. Selenmangel kann sich aber auch in Muskelschwäche und Herzbeschwerden äußern. Bei einem ausgeprägten Selenmangel kann es außerdem zu einer verminderten Immunabwehr mit unzureichenden antioxidativen Schutzmechanismen kommen. Diverse, schwere Erkrankungen wie Krebs, Rheuma, Diabetes, Arteriosklerose und multiple Sklerose werden deshalb mit einem Selenmangel in Verbindung gebracht. Im Hinblick darauf stehen eindeutige, wissenschaftliche Beweise aber noch aus.

Ein ausgeprägter und lang anhaltender Mangel an dem Spurenelement Selen führt zur Keshan-Krankheit. Diese ist nach dem chinesischen Ort benannt, wo sie erstmals beobachtet und beschrieben wurde. Die Keshan-Krankheit hat unbehandelt Veränderungen an der Herz- und Skelettmuskulatur zur Folge.

Selen-haltige Nahrungsmittel:

Da dem Tierfutter in Deutschland besonders bei Hühnern und Schweinen Selen zugesetzt wird, sind Fleisch und Wurstwaren die wichtigsten Quellen, um dem Körper Selen zuzuführen. Veganern und Vegetarier müssen in der Regel auf Nährstoffpräparate zurückgreifen, um ausreichend Selen aufzunehmen.

Nebenwirkungen bei Überdosierung von Nährstoffpräparaten:

Der Tagesbedarf eines gesunden Erwachsenen wird nach DGE auf 30 – 70 µg geschätzt. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis wird eine tägliche Selenzufuhr von 100 bis 300 µg, wie in den  Cefasel 200 nutri (Amazon-Partnerlink) enthalten, empfohlen. In Dosierungen ab 100 µg ist Selen in Deutschland verschreibungspflichtig. Erst ab einer Aufnahme von 750 µg Selen pro Tag können Nebenwirkungen auftreten. Typische Vergiftungssymptome sind ein knoblauchartiger Atemgeruch, trockene Haut, Haarausfall und Durchfall.

Nachtrag: Erhöht die langfristige Einnahme von 200 µg Selen täglich das Diabetesrisiko? Eine aktuelle Studie bestätigt diesen Verdacht (S. Stranges, J. R. Marshall, R. Natarajan, R. P. Donahue, M. Trevisan, G. F. Combs, F. P. Cappuccio, A. Ceriello, M. E. Reid: „Effects of Long-Term Selenium Supplementation on the Incidence of Type 2 Diabetes“, Ann Intern Med 2007, 147: 217 – 223). Sicherheitshalber sollte deshalb nur eine kurmässige Einnahme über 3 – 6 Monate erfolgen um die körpereigenen Selen-Speicher wieder aufzufüllen. Darüber hinaus gilt es im Einzelfall abzuwägen, ob das aktuelle Wohlbefinden oder ein mögliches Diabetesrisiko wichtiger sind.

Weitere Informationen zum Thema Selen finden Sie, regelmäßig aktualisiert, unter dem Tag → „Selen„. Besonders empfehlen möchte ich Ihnen die beiden nachfolgenden Artikel → Das Spurenelement Selen vorsichtig dosieren! → Kombination von Selen und Myo-Inositol hilft bei Hashimoto-Thyreoiditis


Dieser Artikel wurde am 15.09.23 aktualisiert.