Schilddrüsenhormonbedarf, Sodbrennen und Säureblocker

Eine Magenschleimhautentzündung erhöht den Bedarf an Schilddrüsenhormonen.Wenn die Einstellung mit Schilddrüsenhormonen nicht funktioniert oder ungewöhnlich hohe Dosierungen erforderlich sind, kann eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) dahinter stecken. Auch wenn es nach einer jahrelang erfolgreichen Schilddrüsenhormontherapie plötzlich wieder zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt, ist gelegentlich eine Erkrankung des Magens dafür verantwortlich.

Im Rahmen einer italienischen Studie hat man festgestellt, dass magengesunde PatientInnen im Mittel 100 µg L-Thyroxin einnehmen müssen, um einen TSH-Wert unter 0,2 mU/l zu erreichen. Dagegen benötigen PatientInnen mit nicht-atrophischer Gastritis (unabhängig von einer Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori) bereits 125 µg L-Thyroxin und PatientInnen mit atrophischer Gastritis und Helicobacter-pylori-Infektion brauchen sogar 150 µg L-Thyroxin um den angestrebten TSH-Zielwert zu erreichen (Quelle: M. CentanniL. GarganoG. Canettieri u.a. „Thyroxine in goiter, Helicobacter pylori infection, and chronic gastritis“, N Engl J Med 2006 Apr 27;354(17):1787-95.).

Keine Säureblocker bei atrophischer Autoimmungastritis mit perniziöser Anämie!

Ein Teil der Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen leidet oft zusätzlich unter einer weiteren Autoimmunerkrankung, einer autoimmun bedingten Magenschleimhautentzündung, die zu einem Mangel an Vitamin B12 führt. Dabei kommt es außerdem zu einem Fehlen der Magensäure im Magensaft (Achlorhydrie).

Das ist sehr wichtig zu wissen, weil Sodbrennen, saures Aufstoßen und eine Magenschleimhautentzündung in der Regel mit einem Magensäureblocker behandelt werden. Diese sogenannten Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol und Pantoprazol vermindern die Produktion von Magensäure.

Besteht eine Autoimmungastritis verschlimmern sich dadurch die Beschwerden allerdings noch weiter, d.h. die ohnehin zu wenig vorhandene Magensäure wird noch weiter reduziert.

Wie nimmt man Säureblocker unter einer Schilddrüsenhormontherapie richtig ein?

Manchmal ist zu lesen, dass man bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung und unter einer Behandlung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat weder Omeprazol noch Pantoprazol einnehmen darf. Das ist nicht richtig. Bei einer „normalen“ Magenschleimhautentzündung sind diese Medikamente auch bei SchilddrüsenpatientInnen die Mittel der Wahl. Wichtig ist es jedoch, auf die richtigen Zeitpunkte der Medikamenten-Einnahme zu achten.

Schilddrüsenhormone werden üblicherweise morgens nüchtern oder abends vor dem Schlafengehen (mindestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit) eingenommen. Auch Protonenpumpenhemmer müssen auf nüchternen Magen eingenommen werden, da sie sonst nicht richtig wirken können.

Praktische Tipps

  • Am einfachsten ist es für SchilddrüsenpatientInnen die nur morgens (üblicherweise 30 Minuten vor dem Frühstück) ein T4-Monopräparat einnehmen. Diese nehmen den Säureblocker (Omeprazol, Pantoprazol) am besten eine Stunde vor dem Abendessen ein.
  • Wer seine Schilddrüsenhormone abends vor dem Schlafengehen einnimmt, macht es umgekehrt und nimmt den Magensäureblocker mit ausreichendem Abstand vor dem Frühstück ein.
  • Schwieriger wird es für alle, die zusätzlich ein T3-Präparat einnehmen und dieses möglicherweise auch noch in mehrere, kleineren Dosen über den Tag verteilen. Hier hat es sich bewährt, den Magensäureblocker abends als letztes, mindestens eine Stunde nach der letzten Dosis der Schilddrüsenhormone einzunehmen. Das ist dann üblicherweise mindestens drei Stunden nach dem Abendessen.