Anhaltende Beschwerden bei Hashimoto-Thyreoiditis – für Patienten und Ärzte gleichermaßen eine unbefriedigende Situation

Dauerhafte Erschöpfungszustände, Schmerzen überall, hartnäckige Gewichtsprobleme … Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte sind oft trotz guter Einstellung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat nicht beschwerdefrei und sie klagen selten nur über ein einziges Symptom. Das ist für die Patienten eine Belastung, aber auch für die Ärzte eine Herausforderung.

Man kann die Dosis variieren, das Präparat wechseln und das Schilddrüsenhormon T3 hinzunehmen. Man kann eine hochdosierte Therapie mit den Spurenelementen Selen und Eisen oder den Vitaminen D und B12 ausprobieren. Man kann auch mögliche Differentialdiagnosen abklären (lassen).

Aber dann wird relativ schnell eine Grenze erreicht, an der man die wissenschaftsbasierte Medizin verlässt!

Genervte Ärzte denken an psychosomatische Ursachen. Enttäuschte Patienten suchen im Internet nach Hilfe.

Und da steht inzwischen eine ganze Armada an selbst ernannten Hashimoto-Experten und Schilddrüsen-Coaches bereit, um mit fragwürdigen Informationen und zweifelhaften Hilfsangeboten den Geldbeutel der leidgeprüften Patienten zu erobern.

Man gaukelt Verständnis und Mitgefühl vor. Man hat geschafft was keinem Arzt zuvor gelungen ist – die eigene Hashimoto-Thyreoiditis geheilt. Man hat auch schon gaaanz vielen anderen Menschen geholfen gesund zu werden.

Wo rationale Zeitgenossen verwundert den Kopf schütteln und sich abwenden, entsteht in den sozialen Netzwerken unbeeindruckt von jeglicher Kritik ein regelrechter Fan-Kult. Die Hashimoto-Thyreoiditis wird zum neuen Lebensmittelpunkt und die veraltete Schulmedizin zum Feindbild.

Die Themen der Gesundheits-Gurus ähneln sich dabei. Entzündungshemmende Ernährung, Unverträglichkeiten und Nährstoffmängel aller Art, Zuckersucht, Übersäuerung, Darmsanierung und Leberreinigung. Das ist praktisch, weil die Latte dabei sehr hoch hängt. So hoch, dass keine berufstätige Mutter mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten sie jemals und schon gar nicht auf Dauer überspringen kann. Selber schuld also, dass sie angesichts ihrer inkonsequenten Lebensweise nicht gesund wird.