Schilddrüsenentzündungen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2

Bei Covid-19-PatientInnen treten Schilddrüsenerkrankungen häufiger auf.

Während die Diagnose Morbus Basedow eher selten gestellt wird, mehren sich in der Literatur die Berichte über Fälle von subakuter (→ Thyreoiditis de Quervain) und gelegentlich auch chronischer Thyreoiditis (→ Hashimoto-Thyreoiditis) bei SARS-CoV-2. Die → Riedel-Thyreoiditis wurde bisher nicht im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Coronavirus beobachtet.

So ergab beispielsweise eine italienische Studie, dass rund 20 % der PatientInnen, die wegen einer schweren Form von Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, eine klinische (10,8%) oder subklinische (9,4%) Thyreotoxikose (Vergiftung mit Schilddrüsenhormonen) aufwiesen.

Verantwortlich für die dem zugrundeliegende Schilddrüsenentzündung könnte im Hinblick darauf der ebenfalls festgestellte Anstieg entzündungsfördernder Zytokine (Interleukin-6, TNF-α) sein. Auffällig ist zudem, dass es sich dabei meist um eine reine T4-Thyreotoxikose handelt, d.h. das sowohl TSH als auch T3 (Low-T3-Syndrom, Euthyroid Sick-Syndrom) erniedrigt sind. Eindeutige Symptome die auf die massive Schilddrüsenüberfunktion hindeuten würden fehlen offenbar häufig.

Nach rund zwei Monaten hat sich bei 75% der PatientInnen die Schilddrüsenfunktion wieder normalisiert. Allerdings entwickelten auch 25 % der PatientInnen eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Bei der Mehrzahl der PatientInnen wurden aber weder Schilddrüsenautoantikörper (TG-AK, TPO-AK) gefunden noch war der Schilddrüsenultraschall auffällig so dass eine Hashimoto-Thyreoiditis ausgeschlossen wurde. 

Subakute Thyreoiditis (virale Thyreoiditis, Thyreoiditis de Quervain) und Covid-19

Eine subakute Thyreoiditis zeigt sich normalerweise mit allgemeinen und infektiösen Anzeichen (Fieber, Muskelschmerzen, Schwächegefühl), Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion (Herzklopfen, Schwitzen, Gewichtsverlust) sowie Schmerzen in der vorderen Halsregion, die in den Kiefer- oder Ohrbereich ausstrahlen.

Charakteristisch für die Diagnose der subakuten Thyreoiditis de Quervain sind die sogenannten Langhans-Riesenzellen. Diese sind nach dem Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Bern Theodor Langhans (1839 – 1915) benannt, der sie 1868 erstmals beschrieb. 

Bei Infektionen mit dem Coronavirus sind auch die weiteren Untersuchungsbefunde bei der Thyreoiditis de Quervain vergleichbar mit denen einer subakuten Thyreoiditis wie sie während oder nach anderen Virusinfektionen (z.B. Masern, Mumps, Röteln, Epstein Barr, Adenovirus, Coxsackie, Influenzaviren) beobachtet wird.

Quelle: Philippe Caron „Thyroiditis and SARS-CoV-2 pandemic: a review“, Endocrine. 2021 Mar 27 : 1–6.


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