Thyreoiditis de Quervain

Klassifikation nach ICD-10: E06.1 subakute Thyreoiditis

Definition der Thyreoiditis de Quervain

Die Thyreoiditis de Quervain ist eine sehr selten auftretende, subakut verlaufende Entzündung der Schilddrüse. Die Thyreoiditis de Quervain wurde erstmalig im Jahr 1904 von Johann Friedrich („Fritz“) de Quervain beschrieben und entsprechend nach ihm benannt. Johann Friedrich de Quervain (1868 – 1940) war ein Schweizer Chirurg, der über Jahrzehnte an der Universität Bern lehrte.

Charakteristisch für die Thyreoiditis de Quervain sind die sogenannten Langhans-Riesenzellen. Diese sind nach dem Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Bern Theodor Langhans (1839 – 1915) benannt, der sie 1868 erstmals beschrieb.

Namensgebung:

  • thyreoidea = medizinische Bezeichnung für Schilddrüse
  • itis = medizinische Endung für Entzündung
  • de Quervain = Name des Erstbeschreibers

Andere Bezeichnungen:

  • Quervain-Thyreoiditis
  • subakute Thyreoiditis de Quervain
  • subakute granulomatöse Thyreoiditis
  • subakute nicht-eitrige Thyreoiditis
  • Riesenzellenthyreoiditis
  • virale Thyreoiditis

Epidemiologie der Thyreoiditis de Quervain

Die Thyreoiditis de Quervain tritt meist im mittleren Lebensalter (30 bis 50 Jahre) auf.

Frauen erkranken deutlich häufiger daran als Männer.

Pro Jahr sind ungefähr fünf von 100.000 Einwohnern betroffen.

Ursachen der Thyreoiditis de Quervain

Die genauen Ursachen für die Thyreoiditis de Quervain konnten bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden.

Oftmals wird eine vorausgegangene Infektion mit Viren (Coxsackie-, Adeno-, Mumps-, Influenzaviren) als ein möglicher Auslöser für die Entstehung einer Thyreoiditis de Quervain angenommen.

Auch eine genetische Veranlagung (HLA-B35 und HLA-B67) sowie ein möglicherweise zugrundeliegender Autoimmunprozess werden in dem Zusammenhang diskutiert.

Diagnose der Thyreoiditis de Quervain

Tastuntersuchung (Palpation)

  • ein- oder beidseitig, druckschmerzhaft vergrößerte Schilddrüse

Blutuntersuchung

  • Entzündungsmarker: Massiv erhöhte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Außerdem können das C-reaktive Proteins und die Leukozyten erhöht sein.
  • Schilddrüsenwerte: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist das TSH erniedrigt und fT3/fT4 sind erhöht. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist das TSH erhöht und fT3/fT4 sind erniedrigt.

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

  • echoarme, leicht vergrößerte Schilddrüse
  • inhomogenes Muster

Szintigrafie

  • verminderter Technetium Uptake

Gewebeentnahme (Biopsie)

  • Langhans-Riesenzellen

Krankheitsverlauf der Thyreoiditis de Quervain

Die Thyreoiditis de Quervain beginnt nicht plötzlich (akut), sondern entwickelt sich innerhalb von ein bis zwei Wochen (subakut).

Die Dauer der Erkrankung ist individuell unterschiedlich und lässt sich nicht vorhersagen. Bei der Thyreoiditis de Quervain sind Krankheitsverläufe zwischen vier Wochen und bis zu einem Jahr möglich.

Bei der Thyreoiditis de Quervain kann es im Krankheitsverlauf zu verschiedenen Phasen kommen.

1. Virusinfektion

2. Schmerzhafte Entzündung der Schilddrüse

3. Phase der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Als Folge der Schilddrüsenentzündung werden die Schilddrüsenzellen geschädigt, so dass die darin gespeicherten Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) schlagartig ins Blut gelangen. Die Konzentration dieser Schilddrüsenhormone im Blut steigt also deutlich an. Es entwickeln sich die Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion wie beispielsweise Nervosität, Schwitzen, Durchfall und Gewichtsabnahme.

4. Phase mit einer ausgeglichenen Stoffwechsellage (Euthyreose)

5. Phase der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Irgendwann ist das durch die Entzündung der Schilddrüse geschädigte Schilddrüsengewebe nicht mehr in der Lage ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren um den Körper damit zu versorgen. Es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion mit charakteristischen Symptomen wie Erschöpfung, Frieren, Verstopfung und Gewichtszunahme.

6. Erholungsphase

Die Thyreoiditis de Quervain heilt in der Regel folgenlos aus, das heißt es kommt nicht zu einer dauerhaften, behandlungsbedürftigen Schilddrüsenfehlfunktion.

Krankheitssymptome der Thyreoiditis de Quervain

Die Thyreoiditis de Quervain ist zum einen gekennzeichnet durch die Symptome der Schilddrüsenentzündung

  • Schluckbeschwerden
  • ein- oder beidseitig auftretende Halsschmerzen
  • in Richtung Ohr, Schläfen und Kiefer ausstrahlende Schmerzen
  • allgemeines Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit und Leistungsminderung
  • anhaltende Gliederschmerzen
  • erhöhte Temperatur bis hin zu Fieber

und zum anderen durch Beschwerden der als Folge entstehenden Schilddrüsenfehlfunktion (Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse).

Behandlung der Thyreoiditis de Quervain

Die Thyreoiditis de Quervain heilt auch ohne Behandlung innerhalb eines Jahres in der Regel folgenlos aus. Mediziner bezeichnen die Thyreoiditis de Quervain deshalb auch als eine sich selbst limitierende Erkrankung.

Unabhängig davon gibt es nachfolgend aufgeführte Möglichkeiten die Beschwerden der Schilddrüsenentzündung sowie einer eventuell auftretenden Schilddrüsenfehlfunktion zu lindern.

Schilddrüsenentzündung

Durch die Behandlung mit entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten kann der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Außerdem werden dadurch die Krankheitssymptome spürbar gelindert. Bei leichteren Verläufe ist die Gabe von Acetalsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac ausreichend, bei schweren Verläufen werden Glucokortikoide verabreicht.

Schilddrüsenüberfunktion

Es gibt keine wirksame Behandlungsmethode zur Bekämpfung der Schilddrüsenüberfunktion bei der Thyreoiditis de Quervain. Die Behandlung mit Thyreostatika ist wirkungslos. Bei erhöhtem Blutdruck und/oder Puls werden allerdings Betablocker gegeben.

Schilddrüsenunterfunktion

Wenn sich als Folge der Thyreoiditis de Quervain eine meist vorübergehende Unterfunktion der Schilddrüse entwickelt, kann diese durch die Gabe von Schilddrüsenhormon behandelt werden. Selten, das heißt in ungefähr fünf Prozent der Fälle kann es als Folge der Thyreoiditis de Quervain aber auch zu einer dauerhaften Unterfunktion der Schilddrüse kommen, das bedeutet die Therapie mit Schilddrüsenhormonen ist lebenslang erforderlich.