Riedel-Struma
Klassifikation nach ICD-10: E06.5 Sonstige chronische Thyreoiditis – Riedel-Struma
Definition der Riedel-Struma
Bei der Riedel-Struma handelt es sich um eine ausgesprochen seltene Schilddrüsenentzündung. Dabei wird das Schilddrüsengewebe zerstört und bindegewebsartig umgebaut wobei es in der Regel auch zu einem Einwachsen der Schilddrüse in die umliegenden Gewebe (z.B. die Halsmuskulatur) kommt.
Benannt ist die Riedel-Struma nach dem deutschen Chirurgen Bernhard Moritz Carl Ludwig Riedel (1846 – 1916), der diese Schilddrüsenentzündung 1896 (B. M. C. L. Riedel: „Die chronische, zur Bildung eisenharter Tumoren führende Entzündung der Schilddrüse.“ Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 1896, 25: 101-105.) erstmals beschrieb.
Namensgebung:
Riedel = Name des Erstbeschreibers
Struma = Vergrößerung der Schilddrüse
Andere Bezeichnungen:
- Riedel-Thyreoiditis
- eisenharte Struma
- invasiv sklerosierende Schilddrüsenentzündung (invasiv = einwachsend, sklerosierend = vernarbend)
- fibrosierende Thyreoiditis (fibrosierend = bindegewebsartige Verhärtung)
Epidemiologie der Riedel-Struma
Die Riedel-Struma ist extrem selten.
Es wird von ein bis zwei Erkrankten pro 100.000 Einwohnern ausgegangen.
Von der Riedel-Struma sind meistens Menschen im mittleren Lebensalter (40 bis 60 Jahre) betroffen.
Vier von fünf Erkrankten sind Frauen.
Ursachen der Riedel-Struma
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Riedel-Struma sind bisher nicht bekannt.
Da bei Patienten mit einer Riedel-Struma in etwa zwei Drittel der Fälle Schilddrüsenautoantikörper nachgewiesen werden können, wird ein Zusammenhang mit den autoimmunen Schilddrüsenentzündungen Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow diskutiert.
Diagnose der Riedel-Struma
Tastuntersuchung (Palpation)
- harte, nicht schluck-verschiebliche, schmerzlose Vergrößerung der Schilddrüse
Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
- vergrößerte Schilddrüse
Szintigrafie
- verminderter Technetium Uptake
Gewebeentnahme (Biopsie)
- bindegewebsartige Verhärtung (Fibrose)
- entzündliche Veränderung (Phlebitis)
Krankheitsverlauf bei der Riedel-Struma
Bei der Riedel-Struma kommt es im Krankheitsverlauf zu einer tastbaren Vergrößerung der Schilddrüse und zu einem Einwachsen von Schilddrüsengewebe in die umliegende Halsmuskulatur.
Die Schilddrüsenfunktionslage ist in der Mehrzahl der Fälle normal – in etwa jedem dritten Fall kommt es im weiteren Krankheitsverlauf allerdings zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose).
Krankheitssymptome bei der Riedel-Struma
Durch die zunehmende Vergrößerung der Schilddrüse kann es zu Schluckbeschwerden, einer Einengung der Luftröhre (Atemprobleme) oder einer Stimmbandlähmung (Heiserkeit) kommen. Durch die Verwachsung der Schilddrüse mit dem umliegenden Halsgewebe kann es zudem sein, dass die betroffenen Patienten den Kopf nicht mehr frei in alle Richtungen bewegen können.
Behandlung der Riedel-Struma
- Frühzeitige, operative Entfernung der Riedel-Struma. Die Operation der Riedel-Struma ist schwierig – Komplikationen wie ein Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) sind deshalb relativ häufig.
- Zeitweilige Gabe von Glucocorticoiden.
- Lebenslange Einnahme eines Schilddrüsenhormonpräparats.
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