Kein Anspruch auf Erwerbsunfähigkeitsrente wegen Hashimoto oder Basedow

Nur aufgrund einer → Hashimoto-Thyreoiditis oder eines → Morbus Basedow, d.h. wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, besteht normalerweise kein Anspruch auf Erwerbsunfähigkeitsrente.

Ja, das ist ein Skandal, aber es ist leider so. Zwar geht es bei Schilddrüsenpatienten nur selten um eine vollständige Erwerbsunfähigkeit, aber auch für eine teilweise eingeschränkte Arbeitsfähigkeit aufgrund einer Hashimoto-Thyreoiditis oder eines Morbus Basedow gibt es keine Lösung, d.h. keinen finanziellen Ausgleich.

Es ist so, dass es das Problem der Arbeitsunfähigkeit als Folge einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankung offiziell überhaupt nicht gibt. Sondern es heisst lapidar: „Schilddrüsenfunktionsstörungen (Überfunktion und Unterfunktion [auch nach Schilddrüsenresektion]) sind gut behandelbar, so dass in der Regel anhaltende Beeinträchtigungen nicht zu erwarten sind. Selten auftretende Organkomplikationen (z.B. Exophthalmus, Trachealstenose) sind gesondert zu beurteilen. Bei der nicht operativ behandelten Struma richtet sich der GdB/MdE-Grad nach den funktionellen Auswirkungen. Nach Entfernung eines malignen Schilddrüsentumors ist in den ersten fünf Jahren eine Heilungsbewährung abzuwarten; GdB/MdEGrad während dieser Zeit nach Entfernung eines papillären oder follikulären Tumors, ohne Lymphknotenbefall 50 sonst 80.“ (Quelle: Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht (Teil 2 SGB IX), Bundesministerium für Arbeit und Soziales, www.bmas.de , Link geprüft am 13.09.23)

Die Ignoranz kennt also keine Grenzen. Patienten, deren Schilddrüsenerkrankung z.B. über Jahre hinweg nicht erkannt wurde oder die 20% der Hashimoto-Thyreoiditis- und Morbus-Basedow-Betroffenen die unter anhaltenden Beschwerden leiden und deswegen häufig zumindest teilweise arbeitsunfähig sind werden im Stich gelassen. Sie haben praktisch keinerlei Möglichkeit finanzielle Unterstützung zu erhalten. Etwas anders sieht es nur bei zusätzlich bestehender Endokriner Orbitopathie und Schilddrüsenkrebs aus.


Nicole Wobker „Psychische Aspekte der Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis “ (Amazon-Partnerlink)

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine psychische Erkrankung. Und doch führen weit verbreitete Beschwerden wie innere Unruhe, Unsicherheit, Selbstzweifel, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände gerade im Anfangsstadium der Autoimmunerkrankung häufig zu entsprechenden Fehldiagnosen ( Angststörung, Burnout, Depression).