Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis
Hashimoto-Thyreoiditis und die zahlreichen Ernährungsratgeber – wenn man durchs Internet surft, in den sozialen Netzwerken stöbert oder in Patientenratgebern blättert, bekommt man zwangsläufig den Eindruck es ginge irgendwie um Lifestyle. Eine ernstzunehmende Erkrankung des Immunsystems, eine Schilddrüsenentzündung, kommt einem da eher nicht in den Sinn.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass es sich um eine häufig auftretende Nahrungsmittelallergie oder eine harmlose Stoffwechselstörung handelt, die man mit einer Ernährungsumstellung ruck zuck wieder in den Griff bekommt. Man muss nur eine Zeit lang das Richtige essen und dann ist alles wieder paletti. Diesem Bild entsprechend strahlen mir die Protagonistinnen schön, schlank, top gestylt und quietschfidel auf den Buchcovern entgegen.
Aber: Mit dem, was ich im Alltag erlebe hat das nichts zu tun!
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine Essstörung!
Ich beantworte Anfragen von vielen Frauen und wenigen Männern die alle eins gemeinsam haben – sie sind krank! In diesen E-Mails geht es nicht, oder höchstens mal am Rande, um Ernährung. Da stehen trotz Schilddrüsenhormontherapie anhaltende Beschwerden, der Schicksalsschlag plötzlich eine chronische Erkrankung zu haben, eine ungewollte Kinderlosigkeit, die Beurteilung der Schilddrüsenwerte und ähnliche Themen im Mittelpunkt des Interesses. Meine Welt dreht sich nicht um Glanz und Gloria oder das angesagteste Rezept für einen grünen Smoothie, glutenfreie Scones oder Bezugsquellen für Chia-Samen.
Mir sind diese Menschen wichtig! Und deshalb möchte ich auch heute wieder darauf hinweisen, dass die Hashimoto-Thyreoiditis eine Autoimmunerkrankung und nach gegenwärtigem Stand der medizinischen Forschung nicht heilbar ist. Ja, es gibt Schlimmeres. Man kann die als Folge auftretende Schilddrüsenunterfunktion medikamentös fast immer zufriedenstellend ausgleichen und so eine akzeptable Lebensqualität erreichen. Aber die Hashimoto-Thyreoiditis hat ihre Tücken, d.h. sie stellt für einen Teil der Betroffenen und auch für die behandelnden ÄrztInnen eine lang andauernde Herausforderung dar.
Diese Gruppe schwer erkrankter Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen hat hartnäckige, gesundheitliche Probleme, die sich nicht mal so eben nebenbei mit einer Ernährungsumstellung regulieren lassen. Sie brauchen auch kein fragwürdiges Gesundheitscoaching, sondern eine qualifizierte, ärztliche Behandlung. Sie machen nichts falsch und deshalb wäre es genauso falsch, ihnen vorzugaukeln es gäbe immer und in allen Fällen „das Erfolgsrezept“ für ein glückliches und gesundes Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Sonderlich populär ist das natürlich nicht. Aber vielleicht haben wir alle einfach nur verlernt, Krankheiten zu akzeptieren und mit den dadurch verursachten, unvermeidlichen Einschränkungen zu leben!?
Neue E-Paper-Reihe!
Ab dem 01. Januar 2024 werden unter dem Titel „Schilddrüsenguide“ nach und nach ausführliche Artikel (Preis 0,99 Euro) veröffentlicht, die sich jeweils nur einem Einzelthema widmen.
Die erste Folge „Schilddrüse und Soja“ (Amazon-Partnerlink) ist bereits online. Soja, genauer gesagt geht es um die darin enthaltenen Soja-Isoflavone, soll schädliche Auswirkungen auf die Schilddrüse haben und die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen können. Deswegen verzichten etliche SchilddrüsenpatientInnen auf den Verzehr von Sojaprodukten. Aber was ist da wirklich dran, wenn man genauer hinschaut? Wer sollte Soja meiden? Und warum?
Dieser Artikel wurde zuletzt am 18. Juli 2024 aktualisiert.