Schilddrüsenoperation – Operationstechniken

Kocher’scher Kragenschnitt

Die Standardschnittführung bei Schilddrüsenoperationen ist der Kocher’sche Kragenschnitt, ein vier bis sechs Zentimeter langer Querschnitt im unteren Halsbereich der nach Möglichkeit in den Verlauf einer Hautfalte gelegt wird. Benannt ist der Kocher’sche Kragenschnitt nach Emil Theodor Kocher, der bereits 1876 die erste Schilddrüsenoperation durchgeführt hat.

Seit Ende des vergangenen Jahrhunderts werden darüber hinaus aber immer wieder neue Verfahren für die Schilddrüsenoperation entwickelt und getestet. Dabei geht es nicht mehr in erster Linie darum die Risiken der Schilddrüsenoperation zu vermindern, sondern das Hauptanliegen ist es Schilddrüsenpatienten schonender zu operieren und zu versuchen, dass die als Folge der Schilddrüsenoperation entstehende Narbe am Hals möglichst unauffällig oder sogar vollständig vermieden wird. Als minimal invasiv werden im Hinblick darauf Operationstechniken bezeichnet bei denen die Schilddrüsenoperation durch kleine Schnitte mit Hilfe von Endoskopen und Videomonitor durchgeführt wird.

MIVAT

Die MIVAT (minmally-invasive video-assisted thyroidectomy) ist eine Kombination aus der klassischen Operationsmethode (Kocher’scher Kragenschnitt) und der endoskopischen Chirurgie. Sie wurde 1998 von dem italienischen Chirurgen Prof. Paolo Miccoli in Pisa entwickelt und ist inzwischen die am weitesten verbreitete Operationsmethode in der minimal-invasiven Schilddrüsenchirurgie.

Bei diesem Verfahren wird, wie bei der klassischen Operation, ein Schnitt im Halsbereich gewählt. Während der Kocher’sche Kragenschnitt üblicherweise 4 bis 6 cm lang ist, kommen Operateure bei der MIVAT mit ungefähr der Hälfte des herkömmlichen Schnittes aus. Das Operationsgebiet wird mit Wundhaken offen gehalten. Die Präparation der einzelnen Strukturen erfolgt unter endoskopischer Sicht, d.h unter Verwendung einer Staboptik und Videomonitor.

Das MIVAT-Operationsverfahren ist allerdings nicht für alle Schilddrüsenpatienten geeignet. Bislang wurden in erster Linie Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenvergrößerungen unter 25 ml Volumen mit dieser Technik operiert.

ABBA

Bei der ABBA-Methode (axillo-bilateral-breast approach) handelt es sich um eine 2005 von Prof. Stephan Coerper (Martha-Maria-Krankenhaus Nürnberg) in Deutschland eingeführte, neuartige Schilddrüsenoperationstechnik.

Das Besondere ist, dass dabei auf den Schnitt am Hals komplett verzichtet wird. Es gibt also später dort keine sichtbare Narbe. Wie funktioniert das? Nötig sind dafür drei circa fünf Millimeter kleine Schnitte. Die Chirurgen führen Spezialinstrumente über zwei Schnitte in beiden Brustwarzen ein und schieben sie direkt unter der Haut bis zur Schilddrüse vor. Über einen dritten Schnitt in einer Achselhöhle gelangt eine kleine Kamera bis zur Schilddrüse, mit deren Hilfe der Eingriff über den Monitor kontrolliert wird.

Die ABBA-Methode ist ebenfalls nicht für alle Schilddrüsenpatienten geeignet. Voraussetzung für die ABBA-Methode ist, dass kein Verdacht auf Schilddrüsenkrebs besteht und die Schilddrüse auch noch nicht voroperiert ist. Mit der ABBA-Methode können sowohl einzelne Schilddrüsenknoten als auch Schilddrüsenlappen mit einem Volumen von bis zu 30 ml operiert werden.

EndoCATS

Das Operationsverfahren EndoCATS (endoscopic cephalic access thyroid surgery) wurde 2007 von den deutschen Chirurgen Prof. Hans-Martin Schardey und Dr. Stefan Schopf (Krankenhaus Agatharied Hausham) entwickelt.

Bei EndoCATS erfolgt die Schnittführung des Operateurs hinten am Hals / hinter dem Ohr. Die Schnittwunde, d.h. die spätere Narbe liegt dadurch im Bereich der behaarten Kopfhaut und ist nachher nicht sichtbar.

Die EndoCATS-Methode ist wie die beiden anderen minimal-invasiven Operationstechniken auch nicht für alle Schilddrüsenpatienten geeignet. Mit dem EndoCATS-Verfahren ist die Entfernung einzelner Schilddrüsenknoten bzw. eines Schilddrüsenlappens mit einem Volumen bis 45 ml möglich. Bei Schilddrüsenkrebs kommt das EndoCATS-Verfahren derzeit nicht in Betracht.

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