Schilddrüsenkranke Frauen haben vermehrt Probleme nach der Geburt eines Kindes

Schilddrüse, ungewollte Kinderlosigkeit, Früh- und Fehlgeburtsrisiko, Schwangerschaft
KI-generierte Grafik

Nach der Entbindung kann es bei SchilddrüsenpatientInnen zu stärkeren Beschwerden durch die Schilddrüsenerkrankung kommen.

So ist es beispielsweise die Regel, dass sich eine leichte Schilddrüsenüberfunktion entwickelt, weil sich der Schilddrüsenhormonbedarf wieder auf die vor der Schwangerschaft eingenommene Dosis verringert. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbettdepression. Bei von einer Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow betroffenen Frauen ist häufig auch ein immunologischer Rebound-Effekt zu beobachten. Das bedeutet, ihnen geht es während einer Schwangerschaft durch die verringerte Abwehrlage oft besser und nach der Entbindung kehren die Beschwerden dann mit voller Wucht zurück.

Auswirkungen einer Schwangerschaft auf die Schilddrüsenautoimmunerkrankung

Erhöhte Abwehrlage in der Frühschwangerschaft

Zu Beginn der Schwangerschaft ist die Abwehrlage der Mutter erhöht, weswegen Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto und Basedow in der Frühschwangerschaft mit verstärkter Aktivität verlaufen können. Damit einher geht leider auch ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko.

Besserung von Hashimoto und Basedow im Verlauf der Schwangerschaft

Im späteren Verlauf der Schwangerschaft ist das Immunsystem der Mutter vermutlich durch den hohen Progesteron-Spiegel weniger aktiv, so dass sich die autoimmun bedingten Schilddrüsenkrankheiten Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow vorübergehend bessern können. Das zeigt sich oft auch in einer weitgehend Beschwerdefreiheit.

Aufflammen von Beschwerden nach der Entbindung

Frauen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis oder einem Morbus Basedow haben durch die hormonellen Umstellungen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft häufig auch nach der Entbindung vermehrt gesundheitliche Probleme. Nach Ende der Schwangerschaft kann es zunächst zu einer überschießenden Aktivität des Immunsystems kommen, welches plötzlich wieder in Gang kommt. Es kommt in dieser Zeit häufig zum Neuauftreten oder aber zu einer Verschlechterung bestehender Autoimmunerkrankungen.

Änderungen des Schilddrüsenhormonbedarfs während und nach der Schwangerschaft

Erhöhter Schilddrüsenhormonbedarf während der Schwangerschaft

Im Verlauf einer Schwangerschaft ist es in der Regel notwendig die Schilddrüsenhormondosis nach oben zu korrigieren. Oft sind gegen Ende der Schwangerschaft 50 µg mehr notwendig als zu Beginn. Einige Frauen bemerken dies selbst durch Beschwerden (Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Verstopfung, trockene Haut, strohige Haare) wie sie für eine Schilddrüsenunterfunktion charakteristisch sind. Es ist aber nicht gut, solange mit einer Dosisanpassung zu warten. Sondern die Schilddrüsenwerte sollten regelmäßig kontrolliert werden, damit möglichst frühzeitig reagiert werden kann.

Erforderliche Dosisreduktion nach der Entbindung

War während der Schwangerschaft der Schilddrüsenhormonbedarf der Mutter erhöht, kommt es nach der Entbindung zuweilen zu einer Schilddrüsenüberfunktionssymptomatik, weil sich der Bedarf an Schilddrüsenhormonen wieder auf das vorher normale Maß reduziert. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Schilddrüsenwerte sind deshalb nicht nur während, sondern auch nach der Schwangerschaft besonders wichtig.

Auf eine mögliche Wochenbettdepression achten!

Schilddrüsenfunktionsstörungen können sich bekanntermaßen wie ein Burnout oder eine Depression äußern. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn es um eine vermeintliche Überforderung einer jungen Mutter oder das Thema Wochenbettdepression geht. Einige Studien haben ergeben, dass es bei Hashimoto- und Basedow-Erkrankten häufiger als bei schilddrüsengesunden Frauen zu einer Wochenbettdepression kommt. Was das betrifft, scheinen Fehldiagnosen jedoch recht häufig zu sein. Das gibt insbesondere, wenn die Schilddrüsenentzündung erst im Zusammenhang mit der Schwangerschaft ausbricht.


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Dieser Artikel wurde zuletzt am 18. Juli 2024 aktualisiert.