Mögliche Risiken für die Kinder schilddrüsenkranker Mütter

Viele schilddrüsenkranke, werdende Mütter sorgen sich, dass es durch ihre eigene Schilddrüsenerkrankung oder die Behandlung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei ihrem ungeborenen Baby kommen könnte.

Vererbung der genetischen Prädisposition für Hashimoto oder Basedow

Dazu ist zu sagen – die Schilddrüsenautoimmunerkrankung selbst wird nicht direkt vererbt. Aber die genetische Prädisposition, d.h. die Veranlagung für die Entwicklung einer Hashimoto-Thyreoiditis oder eines Morbus Basedow wird von der Mutter weitergegeben.

Ob die Schilddrüsenkrankheit später beim Kind dann tatsächlich ausbricht, ist aber von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren abhängig. Das kann niemand im Vorfeld zuverlässig vorhersagen. Im Hinblick darauf wird in der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema aber vereinzelt darauf hingewiesen, dass das Risiko für eine spätere Erkrankung des Kindes höher ist, wenn die Mutter neben der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow) noch an weiteren Autoimmunerkrankungen leidet.

Übertragung der Schilddrüsenautoantikörper

Die Autoantikörper der Schilddrüse (TPO-AK, TG-AK, TRAK) können von der Mutter auf das ungeborene Baby übertragen werden. Das Risiko für eine Übertragung der Schilddrüsenautoantikörper hängt dabei unter anderem von der Höhe des mütterlichen Antikörpertiters ab. Deshalb kann es sinnvoll sein, bereits im Vorfeld der Schwangerschaft das Spurenelement Selen einzunehmen um diesen abzusenken. Dies funktioniert aber leider nicht bei allen Betroffenen der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen.

Welchen Schaden die von der Mutter übertragenen Antikörper beim Baby anrichten können, ist bislang noch nicht zweifelsfrei geklärt. Denkbar ist allerdings, dass es durch die Weitergabe der fast ausschließlich beim Morbus Basedow vorkommenden TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) beim Kind möglicherweise zu einer vorübergehender Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt. Diese sollte allerdings bereits nach wenigen Wochen oder Monaten nachlassen, weil es sich dabei nicht um eine eigenständige Morbus Basedow-Erkrankung des Kindes handelt.

Neugeborenen-Screening auf eine Schilddrüsenfehlfunktion

Damit möglicherweise bestehende Erkrankungen der Schilddrüse beim Säugling zeitnah diagnostiziert und therapiert werden können, gibt es in Deutschland seit fast 30 Jahren die Vorschrift, dass jedes Neugeborene kurz nach der Geburt (3. – 5. Tag) auf eine Schilddrüsenfehlfunktion (Schilddrüsenunterfunktion = Hypothyreose, Schilddrüsenüberfunktion = Hyperthyreose) untersucht wird.

Dieses Neugeborenen-Screening sieht die Bestimmung des TSH-Wertes (TSH = Thyroidea Stimulating Hormon) vor, der bei Schilddrüsenfehlfunktionen wie einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) deutlich verändert ist. Schilddrüsenerkrankungen werden so glücklicherweise sehr frühzeitig erkannt und können entsprechend sofort behandelt werden. Dadurch sind beim Säugling keine bleibenden Einschränkungen zu erwarten, sondern er kann sich altersgerecht normal entwickeln.


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Dieser Artikel wurde zuletzt am 18. Juli 2024 aktualisiert.