Hashimoto-Thyreoiditis: Einfluß der Ernährung unklar

Es ist seit Längerem umstritten, ob Krankheitsentstehung und -verlauf bei der Hashimoto-Thyreoiditis durch eine Ernährungsumstellung beeinflussbar sind. Vielleicht kann eine Diät die Schilddrüsenhormontherapie sinnvoll ergänzen. Aber noch ist unklar, wie diese aussehen müsste, um Schilddrüsenentzündung und Schilddrüsenfunktion bei Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen nachhaltig beeinflussen zu können.

Zu dieser Fragestellung gibt es ein aktuelles Review bei dem insgesamt 1350 Arbeiten einbezogen wurden, die bis einschließlich November 2022 in PubMed- und Scopus-Datenbanken veröffentlicht worden sind. Davon wurden 18 Studien im Volltext bearbeitet und schlußendlich lediglich neun Arbeiten tatsächlich in die Übersichtsarbeit einbezogen. Genauer gesagt ging es dabei drei Mal um Gluten, einmal um Laktose, in zwei Arbeiten um klassische Diäten (Kalorien, Kohlehydrate), weitere zwei Studien zur Therapie mit Schwarzkümmel (Nigella sativa) und in einer Studie um den Verzicht auf jodreiche Lebensmittel.

Ernährungsumstellung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Gluten

Eine glutenfreie Ernährung kann die Aufnahme von Vitamin D ins Blut behindern. Bei SchilddrüsenpatientInnen unter einer Schilddrüsenhormontherapie, kommt es durch eine glutenfreie Ernährung zu einem Abfall des TSH. fT3, fT4, TPO-AK und TG-AK werden nicht beeinflusst. Nach Ansicht der POLSPEN-ExpertInnen ist der Verzicht auf Gluten bei Hashimoto-Thyreoiditis deshalb nicht gerechtfertigt, wenn keine Erkrankungen wie z.B. Zöliakie vorliegen.

Lactose

Eine der ausgewerteten Studien ergab, dass 76% der HT-PatientInnen, die Levothyroxin (LT4) einnahmen, laktoseintolerant waren. Laktose ist ein häufiger Bestandteil von Levothyroxin-Formulierungen, was bei empfindlichen Personen zu einer Beeinträchtigung der Wirksamkeit und einem höheren Bedarf an LT4 führen kann. Bei Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen mit Laktoseintoleranz sank das TSH durch eine laktosefreie Diät.

Schwarzkümmel

Täglich 2 g Schwarzkümmel bewirkten bei mit Levothyroxin behandelten PatientInnen eine Abnahme von TSH, Gewicht, BMI, Taillen- und Hüftumfang.

kalorienreduzierte Diät

Bei einer energiereduzierten Diät mit einer daraus resultierenden Abnahme des BMI, steigen die fT3- und fT4-Werte deutlich an. Die Höhe der Schilddrüsenautoantikörper (TPO-AK, TG-AK) sinkt.

kohlehydratarme Diät

Eine kohlehydratarme Ernährung hatte keinen Einfluss auf TSH, fT3 und fT4. Aber sie führte zu einer Abnahme von BMI, Körpergewicht, TPO-AK und TG-AK.

Fazit: Aufgrund der wenig vergleichbaren Studien-Designs mit sich deutlich voneinander unterscheidenden ProbandInnen und nicht schlüssigen Ergebnissen verweisen die AutorInnen darauf, dass aus ihrer Sicht ein großer Bedarf an weiteren experimentellen Studien besteht, um verlässliche Aussagen darüber treffen zu können, ob eine Umstellung der Ernährung bei der Hashimoto-Thyreoiditis von Nutzen ist.

Quelle: K. Osowiecka, Myszkowska-Ryciak J. „The Influence of Nutritional Intervention in the Treatment of Hashimoto’s Thyroiditis-A Systematic Review“, Nutrients. 2023 Feb 20;15(4):1041. Fulltext free


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