Wechselwirkungen zwischen Schilddrüsenhormonen und weiteren Medikamenten
Es gibt eine ganze Reihe von Substanzen, Wirkstoffen und Medikamenten, die in den Schilddrüsenhormonstoffwechsel eingreifen und/oder bei deren Anwendung/Einnahme es zu unerwünschten Wechselwirkungen mit eingenommenen Schilddrüsenhormonpräparaten (T4 = Levothyroxin, T3 = Liothyronin) oder auch Thyreostatika (schilddrüsenhemmende Medikamente) kommt.
Deshalb ist es wichtig, dass Sie unbedingt alle Ihre behandelnden ÄrztInnen (auch ZahnärztInnen und GynäkologInnen) über Ihre bereits bestehende Schilddrüsenerkrankung informieren und außerdem mitteilen welche Medikamente Sie deswegen in welcher Dosierung einnehmen! Wenn Sie sich unsicher sind, ist auch Ihr/e Apotheker/in ein/e gute Ansprechpartner/in.
Im Alltag ist es für Sie als SchilddrüsenpatientIn aber auch gut wenn Sie selbst darüber Bescheid wissen wie Sie Ihr Schilddrüsenpräparat am besten einnehmen und worauf Sie im Hinblick darauf achten müssen. Denn der Behandlungserfolg ist nicht zuletzt davon abhängig wie zuverlässig Sie das Medikament einnehmen.
Wichtig: Auch gängige Lebensmittel können die Wirkung der Schilddrüsenmedikamente beeinflussen!
Schilddrüsenhormone werden deshalb üblicherweise eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. Sie sollten immer mit einem halben Glas Wasser geschluckt werden. Milch, Kakao und Kaffee oder auch Fruchtsäfte eignen sich hingegen nicht. Diese können die Verwertung der Schilddrüsenhormone stören und dürfen deshalb nur in einem jeweils angemessenen zeitlichen Abstand verzehrt werden.
Substanzen, Wirkstoffe und Medikamente mit Wechselwirkungen zur Schilddrüse
An dieser Stelle nachfolgend ein kurzer, alphabetischer Überblick. Sollten Sie einen der Wirkstoffe einnehmen, schauen Sie bitte unbedingt in die jeweilige Packungsbeilage und besprechen Sie Fragen mit ihrer/ihrem behandelnden Ärztin/Arzt.
- Acetylsalicylsäure ist ein häufig eingesetzter Wirkstoff, der in vielen gängigen und frei verkäuflichen Schmerzmitteln enthalten ist. Er kann die Wirkung der Schilddrüsenhormone verstärken.
- Aluminiumhaltige Mittel zur Unschädlichmachung (Neutralisierung) der Magensäure, sogenannte Säureblocker oder Antazida können die Wirkung von Levothyroxin unter Umständen abschwächen. Das gilt auch für den Wirkstoff Sucralfat.
- Antidepressiva, beispielsweise der Wirkstoff Sertralin, können die Wirkung der Schilddrüsenhormone (T3 und T4) ebenfalls vermindern.
- Antidiabetika: Die Wirksamkeit von blutzuckersenkenden Medikamenten kann durch tägliche Einnahme des Schilddrüsenhormons T4 herabgesetzt werden. Darauf müssen PatientInnen, die neben einer Schilddrüsenunterfunktion auch noch an der Zuckerkrankheit (Diabetes) leiden, achten.
- Antikoagulantien sind Medikamente welche die Blutgerinnung hemmen. Sie enthalten Wirkstoffe wie Dicumarol. Dieser führt zu einer Wirkungsverstärkung von Levothyroxinnatrium, welches der Hauptwirkstoff in der Standardtherapie einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist.
- Betablocker oder korrekt eigentlich Betarezeptorenblocker sind Medikamente die beispielsweise bei Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verordnet werden. Sie stören die Umwandlung von T4 in T3, wodurch erstmals Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung, Muskelschmerzen, Verstopfung und Gewichtszunahme auftreten können oder eine bereits vorhandene Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verschlimmert wird.
- Calcium – egal ob als hochdosiertes Nahrungsergänzungspräparat oder in herkömmlichen Milchprodukten verschlechtert die Aufnahme der als Tablette eingenommenen Schilddrüsenhormone in den Körper. Deshalb sollte unbedingt ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden.
- Chloroquin. Die Betroffenen der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow leiden häufiger zusätzlich an Lupus erythematodes oder einer rheumatoiden Arthritis. Der zur Behandlung dieser Krankheiten eingesetzte Wirkstoff Chloroquin kann allerdings die Wirkung der Schilddrüsenhormone hemmen.
- Cortisol ist ein Stresshormon und gehört zu den Glukokortikoiden. Es hat eine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem und wird deshalb genutzt, um überschießende Reaktionen des Immunsystems zu unterdrücken und dadurch ausgelöste Entzündungen zu hemmen. Cortisol behindert gleichzeitig aber auch die Umwandlung von T4 in T3. Dadurch kommt es zu einer Umwandlungsstörung, weil das T4 vermehrt in das unbrauchbare reverseT3 und weniger in das stoffwechselaktive T3 umgewandelt wird. Dem übermäßig hergestellten reverseT3 soll wiederum eine Cortisol-ähnliche Wirkung zukommen, wodurch sich die Umwandlung eventuell weiter verschlechtern kann.
- Diuretika sind harntreibende Mittel. Zu dieser Gruppe gehört der Wirkstoff Furosemid. Er kann die Wirkung von Schilddrüsenhormonen verstärken.
- Eisen ist ein Spurenelement. Als hochdosiertes Medikament wird es beispielsweise bei einer Blutarmut (Anämie) als Folge eines Eisenmangels verordnet. Daneben ist es aber auch in sehr vielen Nährstoffpräparaten enthalten. Eisen hemmt die Aufnahme (Resorption) des Schilddrüsenhormons T4 (als Levothyroxinnatrium in den Schilddrüsenhormontabletten). Da das insbesondere für die gleichzeitige Einnahme gilt, sollten Schilddrüsenhormonmedikamente und Eisenpräparate unbedingt mindestens vier Stunden getrennt voneinander eingenommen werden.
- Interferon-Alpha ist Bestandteil der Behandlung verschiedener Erkrankungen (z.B. Hepatitis C, multiple Sklerose). Durch die Einnahme kann aber leider auch eine Hashimoto-Thyreoiditis ausgelöst oder der Krankheitsverlauf bei bestehender Hashimoto-Thyreoiditis verschlechtert werden.
- Lithium wird bei der Behandlung von depressiven Störungen eingesetzt. Es hemmt den Transport von Jod innerhalb der Schilddrüse. Das führt letztendlich dazu, dass auch die Freisetzung der Schilddrüsenhormone fT4 und fT3 beeinträchtigt wird.
- Statine sind Mittel zur Senkung der Blutfette. Einige Wirkstoffe wie Cholestipol oder Cholestyramin können die Aufnahme der Schilddrüsenhormone hemmen. Andere Wirkstoffe wie Clofibrat können hingegen die Wirkung der Schilddrüsenhormone verstärken.
Nicht zu vergessen: Auch pflanzliche Präparate können den Schilddrüsenstoffwechsel stören
SchilddrüsenpatientInnen sollten deshalb auch bei der Selbstmedikation mit nicht verschreibungspflichtigen, pflanzlichen Präparaten vorsichtig sein und die Einnahme im Zweifelsfall mit ihrer/m Hausarzt/in abstimmen!
Warum ist das wichtig?
Ein Beispiel: Viele Menschen, die häufiger unter Infektionen leiden, möchten ihre Immunabwehr durch pflanzliche Präparate stärken. Einige dieser Medikamente wirken aber nicht nur harmonisierend, sondern regelrecht anregend auf das Immunsystem. Eine derartige Stimulation des Immunsystems ist weder bei der Hashimoto-Thyreoiditis noch beim Morbus Basedow sinnvoll, da dadurch auch die Aktivität des Autoimmunprozesses verstärkt würde. Es besteht möglicherweise die Gefahr eines Krankheitsschubs mit erhöhter Bildung von Antikörpern und damit ein beschleunigtes Fortschreiten des Zerstörungsprozesses der Schilddrüse.
Nachfolgend sind einige immunsystemstimulierende Heilpflanzen aufgeführt, auf deren Anwendung bei einer Hashimoto-Thyreoiditis und auch beim Morbus Basedow vorsichtshalber verzichtet werden sollte: Sonnenhut (Echinacea), Taigawurzel „sibirischer Ginseng“ (Eleutherococcus senticosus), Lebensbaum (Thuja occidentalis), Wilder Indigo (Baptisia tinctoria), Wasserdost (Eupatorium perfoliatum) und Mistel (Viscum album).
Aber auch weitere Heilpflanzen können in den Schilddrüsenstoffwechsel eingreifen. Beispielsweise von Rosmarin ist bekannt, dass er in höheren Dosen die Umwandlung des Speicherhormons fT4 in das stoffwechselaktive Hormon fT3 hemmen kann. Das kann bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) eine Rolle spielen. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) sollte auf die hochdosierte Anwendung von Thymian verzichtet werden, weil dadurch die Schilddrüse zusätzlich angeregt und noch mehr Schilddrüsenhormone würde.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 16. Juli 2024 aktualisiert.