Kurz erklärt: Was ist CT3M?

Ich versuche hier immer wieder den Blick über den Tellerrand der Schulmedizin schweifen zu lassen und Diskussionen aufzugreifen, die abseits davon oft in den sozialen Netzwerken geführt werden. Manche dieser Ansätze sind durchaus interessant, andere wiederum eher fragwürdig was den Nutzen für SchilddrüsenpatientInnen betrifft.

Gesprächsthema ist seit einigen Monaten hier in Deutschland immer mal wieder CT3M. Das ist die Abkürzung für Circadian T3 Method. Synonym wird auch die Bezeichnung CT3M-Protokoll verwendet.

Worum geht es bei der CT3M?

Verlaufskurven von TSH, fT4 und fT3 im TagesverlaufHintergrundidee der Circadian T3 Method ist die Tatsache, dass sehr viele SchilddrüsenpatientInnen mit der T4-Monotherapie keine zufriedenstellende Lebensqualität erreichen. Sie nehmen deshalb oft ein T3-T4-Kombinationspräparat oder alternativ ein T4-Monopräparat und ein T3-Monopräparat ein. Gängige Praxis ist, dass das T3 in zwei Dosen (5 µg) im Abstand von 8 bis 12 Stunden (meist morgens/abends) über den Tag verteilt eingenommen wird.

Hinzu kommen aber oft noch weitere hormonelle Probleme, beispielsweise ein Mangel an dem körpereigenen Stresshormon Cortisol. Hier setzt das CT3M-Protokoll nach Paul Robinson* an. Die Circadiane T3-Methode (CT3M) ist eine Möglichkeit, mit der versucht wird den Cortisolspiegel bei SchilddrüsenpatientInnen zu verbessern.

Wie funktioniert die CT3M?

Die körpereigene Produktion der Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4) unterliegt einem zirkadianen Rhythmus. Darunter versteht man die Wiederholung von körperlichen Vorgängen innerhalb eines Zeitraums von ungefähr 24 Stunden. Ein anderer zirkadianer Rhythmus ist beispielsweise der Schlaf-Wach-Rhythmus. Bei der CT3M geht es darum, die Einnahme des Schilddrüsenhormons T3 in Anlehnung an den natürlichen Biorhythmus zu steuern. Die Konzentrationen von TSH und fT3 sind nachts am höchsten. Das soll sich – so zumindest die Theorie – auch positiv auf andere hormonelle Regelkreise auswirken.

Konkret bedeutet das, dass bei der CT3M die erste Dosis des T3-Präparates mitten in der Nacht (zwei bis sechs Stunden vor dem Aufstehen) eingenommen wird. Die SchilddrüsenpatientInnen stellen sich dafür extra einen Wecker. Eine zweite und dritte Dosis werden dann im Abstand von optimalerweise jeweils 8 Stunden eingenommen.

In Deutschland ist diese Vorgehensweise bislang kaum bekannt. Aber das Erklärungsmodell der → Nebennierenschwäche gilt auch hier als überholt bzw. war hier nie allgemein anerkannt. Derzeit gilt es hierzulande am erfolgsversprechenden, morgens nüchtern das T4-Präparat und unmittelbar vor dem Schlafengehen (mindestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit) 10 µg T3 einzunehmen. Jeweils die gesamte Dosis auf einmal. Anders als erwartet wird die Schlafqualität (bei PatientInnen die das T3 tatsächlich brauchen) nicht beeinträchtigt, sondern die Stressresistenz verbessert sich oft nachhaltig.

Quelle: Paul Robinson „Why I Needed to Create the Circadian T3 Method (CT3M) and Why it Can Be So Helpful in Thyroid Patient Treatment“, www.paulrobinsonthyroid.com 

* Ich hätte hier gern einige Informationen zu der beruflichen Qualifikation und aktuellen Tätigkeit von Paul Robinson weitergegeben. Aber mir liegt dazu leider nichts Verlässliches vor.


Dieser Artikel wurde zuletzt am 16. Juli 2024 aktualisiert.