Unzufriedenheit mit TSH-orientierter T4-Monotherapie nimmt stetig zu!

Werden die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 nicht bestimmt, kann es zu Fehleinschätzungen kommen – die Aussagekraft des TSH-Wertes ist umstritten. 

Sehr viele SchilddrüsenpatientInnen kennen das – sie nehmen tagtäglich ihr Levothyroxin (T4) ein, so dass das TSH normal ist, aber es geht ihnen nicht gut. Während dieser Umstand auch für ausgewiesene SchilddrüsenexpertInnen nichts Neues ist, stoßen die betroffenen SchilddrüsenpatientInnen bei ihren HausärztInnen nicht selten auf Unverständnis. Noch immer ist es keine Selbstverständlichkeit, dass neben dem TSH routinemäßig auch fT3 und fT4 bestimmt werden. Unabhängig davon gilt die T4-Monotherapie unverändert als Standardtherapie an der festgehalten wird – auch wenn andere Therapieoptionen vielleicht die bessere Wahl wären.

Deshalb möchte ich heute auf einige aktuelle Arbeiten unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Hoermann (Universität Bonn, Klinikum Lüdenscheid) aufmerksam machen, der sich mit dieser Problematik seit vielen Jahren intensiv auseinandersetzt:

  • Rudolf Hoermann u.a. „Functional and Symptomatic Individuality in the Response to Levothyroxine Treatment„, Front Endocrinol (Lausanne). 2019 Sep 26;10:664. doi: 10.3389/fendo.2019.00664. eCollection 2019, Fulltext free (Link geprüft am 14.09.23)
  • Rudolf Hoermann u.a. „Individualised requirements for optimum treatment of hypothyroidism: complex needs, limited Options„, Drugs Context. 2019 Aug 13;8:212597), Fulltext free (Link geprüft am 14.09.23)
  • Rudolf Hoermann u.a. „Time for a reassessment of the treatment of hypothyroidism„, BMC Endocr Disord. 2019 Apr 18;19(1):37, Fulltext free (Link geprüft am 14.09.23)

In der ersten Studie ging es um das Ansprechen von PatientInnen auf die T4-Therapie. Geringfügige Veränderungen der Dosis führten nicht unbedingt zu Änderungen im Befinden. Im Hinblick darauf konnte nachgewiesen werden, dass die individuell empfundenen Beschwerden weniger mit der TSH- und/oder fT4-Konzentration als vielmehr mit dem fT3-Spiegel zusammenhingen.

Bei der zweiten Untersuchung standen Fragen nach dem Behandlungsbeginn (subklinische/manifeste Hypothyreose), der optimalen Dosierung des Schilddrüsenhormonpräparates sowie die Entscheidungsgrundlagen bezüglich T4-Monotherapie oder T4-T3-Kombinationstherapie im Mittelpunkt des Interesses. Vor einigen Jahren durchgeführte Forschungen hatten bereits ergeben, dass die Umwandlung von T4 in T3 durch das TSH beeinflusst wird, vom noch vorhandenen Schilddrüsengewebe abhängt und unter einer T4-Monotherapie beeinträchtigt sein kann. Als Folge wurde der Wert des TSH-Bezugssystems für die Steuerung der Schilddrüsenhormonersatztherapie angezweifelt.

Die dritte Arbeit hat das oben geschilderte Problem aufgegriffen, dass das TSH bei der Behandlung von SchilddrüsenpatientInnen eine größere Rolle spielt als die klinische Symptomatik. Die Annahme, dass die bloße Einhaltung der TSH-Grenzwerte innerhalb ihrer breiten Referenzbereichsgrenzen zu einem zufriedenstellenden Behandlungsergebnis (Beschwerdefreiheit bei den SchilddrüsenpatientInnen) führen kann, wurde in Frage gestellt.


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