Schilddrüse und Schwangerschaft

Schon bei schilddrüsengesunden Frauen kommt es im Verlauf der Schwangerschaft zu Veränderungen ihrer Schilddrüse. Aber während sich eine gesunde Schilddrüse an die veränderten Anforderungen anpassen kann, müssen schilddrüsenkranke Schwangere mit einer Anpassung ihrer Schilddrüsenhormondosis auf den veränderten Schilddrüsenhormonbedarf reagieren.

Größenzunahme der Schilddrüse

Die auffälligste Veränderung bei schilddrüsengesunden Frauen ist eine Größenzunahme der Schilddrüse, welche hauptsächlich im Zusammenhang mit den vermehrt gebildeten Östrogenen steht. Diese weiblichen Sexualhormone stimulieren eine vermehrte Proteinbildung (Protein = Eiweiss) in der Leber. Auch das Thyroxin-bindende Globulin (ein Transportprotein), welches die Schilddrüsenhormone bindet, steigt an. Dadurch werden die Schilddrüsenhormone in größerer Menge gebunden, was zur Folge hat, dass die Menge der im Blut vorhandenen, freien Schilddrüsenhormone abfällt. Dies wiederum bedingt einen Anstieg des TSH (Thyroidea Stimulating Hormon). Da Östrogene außerdem eine Sensibilisierung der Schilddrüsenzellen gegenüber dem Thyroidea Stimulating Hormon bewirken, wird der wachstumsstimulierende Reiz des TSH verstärkt.

Leichte Schilddrüsenüberfunktion zu Beginn

Bei schilddrüsengesunden, aber auch schilddrüsenkranken Frauen kommt es manchmal in den ersten Wochen der Schwangerschaft zu einer leichten Überfunktion der Schilddrüse.

„Zu Beginn der Schwangerschaft, bis etwa zum dritten und vierten Schwangerschaftsmonat, kann es durch das Schwangerschaftshormon HCG zu einer leichten Überfunktion kommen. Das HCG wirkt ähnlich wie TSH und stimuliert die Schilddrüse zu einer gesteigerten Produktion von Hormonen.“ (L. Hotze: „Schiddrüse. Mehr wissen – besser verstehen“, TRIAS-Verlag, München 2008, Seite 173 Was Frauen wissen sollten).

Diese vorübergehende Schwangerschaftshyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse während einer Schwangerschaft) ist normalerweise nicht behandlungsbedürftig. Aber aus diesem Grund ist es auch nicht sinnvoll, die Schilddrüsenhormondosis sofort nach Kenntnis der Schwangerschaft zu erhöhen. Üblicherweise wird das erst ab dem Beginn des vierten Schwangerschaftsmonats empfohlen und sollte IMMER mit de behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt abgesprochen sowie durch eine Kontrolle der Schilddrüsenwerte begleitet werden.

Ansteigender Bedarf an Schilddrüsenhormonen

Der Schilddrüsenhormonbedarf steigt in der Schwangerschaft an. Für bereits schilddrüsenerkrankte und substitutionspflichtige Schwangere bedeutet dies, dass sie im Verlauf der Schwangerschaft eine höhere Dosis ihres Schilddrüsenhormonmedikaments benötigen. Welche Dosisanpassung genau erforderlich ist, ist individuell sehr unterschiedlich. Oft, aber das ist wirklich nur ein allgemeiner Richtwert, ist gegen Ende der Schwangerschaft eine bis zu 50 % höhere Dosis zur Beibehaltung einer euthyreoten Stoffwechsellage erforderlich (E. K. Alexander, E. Marqusee, J. Lawrence, P→. Jarolim, G. A. Fischer, P. R. Larsen: „Timing and magnitude of increases in levothyroxine requirements during pregnancy in women with hypothyroidism”, N Engl J Med 2004, 351: 241 – 249).

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Dieser Artikel wurde zuletzt am 18. Juli 2024 aktualisiert.