Wie sinnvoll ist die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bei Schilddrüsenerkrankungen?

Mit Heilpflanzen ist es oft möglich die beeinträchtigenden Beschwerden von Krankheiten der Schilddrüse zu lindern. Eine Heilung der Schilddrüsenerkrankung nur mit Hilfe der Pflanzenheilkunde ist allerdings nicht zu erwarten.

Tipp: Eine täglich mehrmals frisch aufgebrühte Tasse Tee aus den Blättern der Zitronenmelisse wirkt beruhigend bei Schilddrüsenüberfunktion. Die entspannende Wirkung stellt sich schon nach wenigen Tagen ein.

In etlichen Pflanzenheilkunde-Fachbüchern findet man Hinweise auf Heilpflanzen, denen eine Wirkung auf die Schilddrüse zugeschrieben wird. Es wird darin gelegentlich sogar behauptet, dass es es mit einer derartigen Pflanzentherapie möglich sei, die Schilddrüsenfehlfunktion so zu korrigieren, dass die Einnahme künstlicher Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin) bei Schilddrüsenunterfunktion oder schilddrüsenhemmender Medikamente (Thyreostatika) bei Schilddrüsenüberfunktion wieder ausgeschlichen werden kann. Derartigen Versprechungen ist jedoch ausgesprochen kritisch zu begegnen, da wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit in fast allen Fällen fehlen.
Einige der bei Schilddrüsenerkrankungen angewandten Heilpflanzen werden nachfolgend genannt.

Heilpflanzen bei Schilddrüsenüberfunktion:

  • Herzgespann
  • Lavendel
  • Salbei
  • Wolfstrappkraut
  • Zitronenmelisse

Mit Ausnahme des Wolfstrappkrauts (Lycopus europaeus) wurde die Wirkung dieser Heilpflanzen auf die Schilddrüse bisher nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. Ein Behandlungsversuch mit Wolfstrappkraut-Präparaten ist allerdings grundsätzlich auch nur bei leichteren Schilddrüsenüberfunktionsbeschwerden und – das ist ganz wichtig – unter ärztlicher Kontrolle der Laborwerte sinnvoll.

Heilpflanzen bei Schilddrüsenunterfunktion:

  • Algenextrakte
  • Blasentang
  • Hirtentäschel
  • Islandflechten
  • Meerträubel

Die Wirkung dieser Heilpflanzen bei einer Unterfunktion der Schilddrüse beruht auf dem Gehalt an Jod. Das Spurenelement Jod ist neben der Aminosäure Tyrosin der wichtigste Baustein für die Schilddrüsenhormone. Beliebt ist deshalb die Kombination mit Alfalfa (Medicago sativa). Diese Luzernenart enthält sehr viel Tyrosin. Alfalfa-Sprossen kann man sich selbst auf der Fensterbank heranziehen.

Wichtig: Bei bestimmten Schilddrüsenunterfunktionen (nach einer operativen Entfernung der Schilddrüse, bei einer durch eine Hashimoto-Thyreoiditis zerstörten Schilddrüse) ist die Einnahme dieser Heilpflanzen immer wirkungslos, weil kein funktionsfähiges Schilddrüsengewebe mehr vorhanden ist. Sie stellen also keinen Ersatz für eine Schilddrüsenhormontherapie dar.

Weitere fundierte Informationen zur Pflanzenheilkunde bei Schilddrüsenerkrankungen finden Sie auf einer externen Seite (Klick auf die Grafik). Neben ausführlichen Porträts von rund 75 Heilpflanzen gibt es dort über 100 unkomplizierte Rezepte mit Heilpflanzen von denen viele bei Krankheiten der Schilddrüse ausprobiert werden können.


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Dieser Artikel wurde am 19.02.20 aktualisiert und neu veröffentlicht.