Muskel- und Gelenkschmerzen bei der Hashimoto-Thyreoiditis

Muskelschwäche, verhärtete Muskeln und Sehnen sowie Gelenkprobleme können eine unangenehme Begleiterscheinung der Hashimoto-Thyreoiditis sein.

Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte klagen im Unterschied zu den Betroffenen anderer Schilddrüsenerkrankungen vergleichsweise häufig über anhaltende Gliederschmerzen. Treten die Schmerzen zeitlich begrenzt in Schüben auf und wechseln sich mit längeren beschwerdefreien Phasen ab kann dies bereits ein Hinweis darauf sein, dass der der Hashimoto-Thyreoiditis zugrundeliegende Autoimmunprozeß die Ursache dafür ist.

Schilddrüsenfehlfunktion kann Muskelschmerzen auslösen

Bestehen die Muskel-, Gelenk- und Sehnenschmerzen dauerhaft könnte dies im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenfehlfunktion stehen. Sowohl eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose = Überschuss an Schilddrüsenhormonen) als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose = Mangel an Schilddrüsenhormonen) kann derartige Krankheitssymptome verursachen. Manchmal ist die Einleitung einer Schilddrüsenhormontherapie noch nicht erfolgt – oft sind die PatientInnen aber auch vermeintlich gut mit einem Schilddrüsenhormonpräparat eingestellt und trotzdem nicht beschwerdefrei. Dann muss man sehen ob es hier noch weitere Optimierungsmöglichkeiten gibt. Nur das Erreichen des vom jeweiligen Labor ermittelten Referenzbereichs ist oft nicht genug, d.h. weitere Verbesserungen sind oft schon aufgrund geringer Dosisänderungen möglich.

Rheumatische Erkrankung sollte ärztlich abgeklärt werden

Das von den Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen geäusserte Beschwerdespektrum ähnelt häufig einer rheumatischen Erkrankung. Die Betroffenen berichten von einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit unspezifischen Muskel- und Gelenkschmerzen die von Abgeschlagenheit begleitet werden. Hinzu kommen verhärtete, als unbeweglich empfundene und teilweise heftig schmerzende Sehnen insbesondere der Hand- und Fußgelenke. Auch Gelenkschmerzen die wie bei Rheumatikern eine Morgensteifigkeit zur Folge haben und mit Anlaufschmerzen einhergehen können vorkommen. Manchmal treten auch starke, muskelkaterähnliche Schmerzen beispielsweise nach sportlichen Anstrengungen auf und halten mehrere Tage an. Eine allgemeine Kraftlosigkeit kann phasenweise kleinere Probleme bei der Alltagsbewältigung bedingen (Beispiele: Schwierigkeiten eine Wasserflasche aufzudrehen, Schmerzen beim Anheben eines gefüllten Wasserkochers).

Langwierige Ursachenforschung bei unklaren Muskel- und Gelenkschmerzen

Die Gründe für Muskel-, Gelenk- und Sehnenschmerzen sind auch für erfahrene ÄrztInnen nur schwer auszumachen. Neben einem Zusammenhang mit der Hashimoto-Thyreoiditis oder einer Schilddrüsenfehlfunktion (hypothyreote Myopathie bzw. Arthropathie) werden häufig eine begleitend auftretende Autoimmunerkrankung oder ausgeprägte Nährstoffdefizite vermutet. Ein Teil der Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankten leidet zusätzlich an weiteren Autoimmunerkrankungen. Dazu zählen beispielsweise rheumatische Erkrankungen wie eine Arthritis (Psoriasisarthritis, rheumatoide Arthritis) d.h. eine entzündliche Gelenkerkrankung, Kollagenosen (Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom) d.h. Bindegewebserkrankungen, aber auch Myasthenia gravis (Muskelschwäche) und Fibromyalgie (Weichteilrheuma). Verantwortlich für Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe können aber auch Nährstoffdefizite sein. Hier sollte das Augenmerk insbesondere auf Vitamin D, Eisen und Magnesium liegen.

Immunologische Symptomatik bei Hashimoto-Thyreoiditis

Findet die Ärztin/der Arzt keine andere Erkrankung als wahrscheinliche Ursache für die Muskel-, Gelenk- und Sehnenschmerzen liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zur Schilddrüsenerkrankung gibt. Bestehen aber weder eine behandlungsbedürftige Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse kommt als letzte Möglichkeit fast nur noch die zugrundeliegende Autoimmunerkrankung in Frage. Endgültig beweisen lässt sich dies in der Regel aber nicht. Und die unklare Ursache birgt ein weiteres Problem in sich. Es gibt kein allgemeingültiges Behandlungskonzept welches zuverlässig eine Linderung der Beschwerden zur Folge hat. Das bedeutet, dass jede Patientin und jeder Patient individuell für sich ausprobieren müssen was ihr/ihm ganz persönlich gegen die Schmerzen hilft.

Es gibt übrigens auch den umgekehrten Fall. Schweizer Forscher fanden jüngst im Rahmen einer Untersuchung bei 17,5 % der untersuchten PatientInnen mit Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow) rheumatische Autoantikörper ohne dass tatsächlich eine klinische, rheumatische Erkrankung festgestellt werden konnte. (R. Nisihara u.a. „Rheumatic Disease Autoantibodies in Patients with Autoimmune Thyroid Diseases.“ Med Princ Pract. 2018;27(4):332-336, Fulltext free , Link geprüft am 14.09.23)


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