Für viele Betroffene bleibt die Hashimoto-Thyreoiditis eine lebenslange Herausforderung

In den Medien häufen sich aktuell die Berichte von COVID-19-PatientInnen die eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden haben und als genesen gelten, selbst wenn sie unter massiven gesundheitlichen Spätfolgen leiden, arbeitsunfähig krank und in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt sind. Genesen, aber nicht gesund?

Ich ziehe dann fast zwangsläufig die Parallele zu denjenigen Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen die als (mit einem Schilddrüsenhormonpräparat) gut eingestellt gelten aber trotzdem unter anhaltenden Krankheitssymptomen leiden. Gut eingestellt, aber nicht gesund?

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Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Erkrankung des Immunsystems.

Für mich ist diese Sichtweise der meisten ÄrztInnen nicht nachvollziehbar. Die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis ist nur der erste Schritt der unter Umständen viele weitere Schritte folgen bis wieder ein stabiler Gesundheitszustand mit weitgehender Beschwerdefreiheit erreicht wird. Und es ist erfahrungsgemäß auch nicht so, dass mit der Schilddrüsenhormonbehandlung und dem Erreichen einer „normalen“ Schilddrüsenstoffwechsellage im zweiten Schritt alle Probleme gelöst wären.

Mit den gängigen L-Thyroxin-Präparaten werden die Folgen der Hashimoto-Thyreoiditis abgemildert. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen wird ausgeglichen. Die zugrundeliegende Autoimmunerkrankung lässt sich dadurch nicht beeinflussen. Auch auf die Schilddrüsenfunktion hat die Schilddrüsenhormontherapie keinen Einfluss. Einmal zerstörtes Schilddrüsengewebe erholt sich nicht wieder. Das bedeutet, sobald die betroffenen PatientInnen die Medikamente weglassen rutschen sie wieder in eine Schilddrüsenunterfunktion.

Autoimmunerkrankungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis sind (noch) nicht heilbar.

Die Hashimoto-Thyreoiditis bleibt lebenslang bestehen. Sie kann derzeit weder zuverlässig behandelt noch sicher geheilt werden. Es gibt kein Medikament welches den Autoimmunprozess stoppen oder bereits an der Schilddrüse entstandene Schäden rückgängig machen würde.

Von daher ist das Wohlbefinden der Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankten – wie bei allen anderen Autoimmunerkrankungen auch – ständigen Schwankungen unterworfen. Diese können individuell unterschiedlich stark ausfallen. Bei dem einen sind sie nur schwach ausgeprägt und werden kaum oder gar nicht bemerkt. Bei dem anderen kommt es zu so starken Krankheitssymptomen dass die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist.

Beeinflussbar sind lediglich die Faktoren die sich nachteilig auf den Autoimmunprozess auswirken. Welche das im Einzelfall sind muss jede/r betroffene/r Hashimoto-Thyreoiditis-Patient/in selbst herausfinden. Oft muss zeitlebens auf eine jodbewusste Ernährung geachtet werden. Auch eine dauerhafte Lebensumstellung mit der Vermeidung von Stress (z.B. Reduzierung der Arbeitszeit und von belastenden Aktivitäten) und dem Erlernen von Entspannungstechniken kann notwendig sein. Und – last but not least – sollte man sein Immunsystem immer Blick haben. Eine Schwangerschaft, wiederkehrende Infekte, eine Impfung oder das Immunsystem anregende Medikamente können sich auch auf den Krankheitsverlauf der Hashimoto-Thyreoiditis auswirken.


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