Spitzenmedizin für die Schilddrüse

Klein, aber für unseren Organismus unentbehrlich: Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten hormonproduzierenden Drüsen im Körper. Dabei beeinflussen ihre Hormone nicht nur organische Vorgänge wie Kreislauf, Verdauung oder Energiestoffwechsel, sondern sie wirken auch auf Gehirnaktivität und Psyche. Eine hormonelle Fehlfunktion wie eine Unter- oder Überfunktion, etwa als Folge einer Autoimmunerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow), können deshalb eine Vielzahl von gesundheitlichen Beeinträchtigungen im gesamten Körper nach sich ziehen.

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Es gibt aber auch Veränderungen, die lange Zeit symptomlos bleiben. Dazu gehören zum Beispiel Schilddrüsenknoten, die oft erst ab einer gewissen Größe Beschwerden wie Druckgefühl oder Schluckbeschwerden auslösen. Sie sind im Jodmangelgebiet Deutschland sehr häufig und betreffen mit zunehmendem Alter fast 50 Prozent der Bevölkerung. Sie können überaktiv sein und dabei zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen. Wenn die Knoten jedoch kalt sind, kann sich dahinter in seltenen Fällen ein Schilddrüsenkarzinom verbergen. Das Schilddrüsenkarzinom ist zwar der häufigste Krebs endokriner Organe, doch de facto sind weniger als ein Prozent aller Schilddrüsenknoten bösartig. Umso wichtiger ist eine detaillierte Abklärung von Schilddrüsenknoten. Auf diese Weise können nicht nur frühzeitig Schilddrüsenkarzinome entdeckt und rechtzeitig einer adäquaten Therapie zugeführt werden, sondern in den allermeisten Fällen kann auch ein Schilddrüsenkarzinom ausgeschlossen und so unnötige Operationen vermieden werden. „Leider ist es so, dass in Deutschland Patienten mit Schilddrüsenknoten häufig immer noch zu schnell und ohne detaillierte Abklärung durch eine/n Schilddrüsenexperten/in operiert werden. In der überwiegenden Zahl der Fälle kann der Eingriff jedoch durch eine eingehende Untersuchung mittels Ultraschall, Szintigraphie und Feinnadelpunktion vermieden werden. An unserem Zentrum besteht daher eine enge Kooperation zwischen der Chirurgie (Direktor: Prof. Dr. Jens Werner) und der Endokrinologie sowie Nuklearmedizin, um einen sinnvollen Einsatz der chirurgischen Möglichkeiten sicherzustellen“, sagt Prof. Christine Spitzweg, die Oberärztin an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV (Direktor: Prof. Dr. Martin Reincke) sowie Leiterin des Interdisziplinären Schilddrüsenzentrums ist. Außerdem ist Frau Prof. Spitzweg Co-Leiterin des Neuroendokrinen Tumorzentrums (GEPNET-KUM) (Leiter: Prof. Dr. Christoph Auernhammer).

Am LMU Klinikum kümmert sich das multidisziplinäre Ärzteteam des Interdisziplinären Schilddrüsenzentrums (ISKUM) um alle Erkrankungen des Organs. Zur besonderen Expertise des ISKUM gehört die Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen. Insbesondere die fortgeschrittenen, metastasierten Schilddrüsenkarzinome stehen im Fokus des ISKUM. Denn erweist sich ein Schilddrüsenknoten als bösartiger Tumor, ist eine sorgfältige leitlinienbasierte Planung und Umsetzung der Therapiestrategie eine wichtige Voraussetzung für das ärztliche Ziel einer vollständigen Heilung. „Aktuell arbeitet in Deutschland ein interdisziplinäres Expertengremium an der Verfassung neuer Leitlinien für die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenkarzinomen, die sich an internationalen Leitlinien orientieren und ein individualisiertes Therapiekonzept zum Ziel haben. Vertreter des ISKUM sind federführend beteiligt“, erklärt Frau Prof. Spitzweg.

Prof. Dr. Christine Spitzweg erhält ein Academic Appointment als Adjunct Professor of Medicine an der renommierten Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, USA – große Auszeichnung für Prof. Spitzweg

Prof. Christine Spitzweg ist eine weltweit anerkannte Expertin auf ihrem Gebiet. Als erste, nicht in den USA tätige europäische Forscherin erhielt die Internistin, Endokrinologin und Diabetologin 2014 den „Van-Meter-Preis“, der jährlich für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Schilddrüse von der amerikanischen Schilddrüsen-Gesellschaft (American Thyroid Association) verliehen wird. Seitdem folgten zahlreiche weitere internationale Auszeichnungen. So wurde sie unter anderem als erste Nicht-Amerikanerin in das Direktorengremium der amerikanischen Schilddrüsengesellschaft gewählt und ganz aktuell als erste Deutsche in das Direktorengremium der International Thyroid Oncology Group aufgenommen, ein international führendes Expertengremium, das sich für die Entwicklung neuer Therapieansätze für Patienten mit fortgeschrittenen Schilddrüsenkarzinomen einsetzt. Für den Jahreskongress der amerikanischen Schilddrüsengesellschaft im nächsten Jahr in Scottsdale, Arizona, wurde sie kürzlich zur Vorsitzenden des Programmkomitees ernannt.

Nun wurde Prof. Christine Spitzweg von der renommierten und weltweit zu den höchstrangigsten Kliniken zählenden Mayo Clinic in Rochester (Minnesota, USA) zur nebenamtlichen Professorin für Innere Medizin ernannt (Academic Appointment als Adjunct Professor of Medicine sowie Research Collaborator Appointment in der Division of Endocrinology, Diabetes, Metabolism and Nutrition im Department of Medicine). „Seit meinem Postdoc Fellowship, das ich an der Mayo Clinic zwischen 1998 und 2001 absolviert habe, habe ich eine enge Kooperation mit meinen Mayo Kollegen*innen in der Endokrinologie, der endokrinen Onkologie und Molekularen Medizin sowohl in der Klinik als auch in der Forschung aufrechterhalten. Dies hat meine klinische und wissenschaftliche Ausbildung enorm geprägt und mir den Weg bereitet, mich heute zu den international führenden Schilddrüsenexpertinnen zählen zu dürfen. Diese Ernennung, die die große Wertschätzung und internationale Anerkennung meiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit widerspiegelt, freut und ehrt mich ganz besonders“, sagt Prof. Spitzweg.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit im ISKUM

Nicht zuletzt das internationale Renommée von Prof. Spitzweg trägt mit dazu bei, dass Patienten aus der ganzen Welt anreisen, um sich im Interdisziplinären Schilddrüsenzentrum am LMU Klinikum in München untersuchen und behandeln zu lassen. „Gerade bei einem Schilddrüsenkarzinom können wir dank neuer diagnostischer und therapeutischer Entwicklungen inzwischen sehr viel gezielter, risikoadaptierter und individualisierter vorgehen“, sagt Prof. Spitzweg. Zusammen mit der Nuklearmedizin (Direktor: Prof. Dr. Peter Bartenstein) arbeitet das Team um Christine Spitzweg mittels neuer molekular gezielter Therapien an Strategien, um die Radioiodtherapie – als die zentrale systemische Therapie bei metastasierten differenzierten Schilddrüsenkarzinomen – auch bei Patienten wieder zu ermöglichen, deren Tumor aufgehört hat, Radioiod zu speichern.

Patienten mit einem anaplastischen Schilddrüsenkarzinom, einem der aggressivsten Tumoren überhaupt und deshalb eine große Herausforderung an das Behandlungsteam, werden in enger Kooperation mit der Radioonkologie (Direktor: Prof. Dr. Claus Belka) behandelt. „Für das medulläre Schilddrüsenkarzinom haben wir sehr früh an der Evaluation ganz neuer zielgerichteter Therapien in enger Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center (Direktor: Prof. Dr. Volker Heinemann) mitgewirkt. Diese sogenannten selektiven RET-Inhibitoren revolutionieren die Therapie dieser Patienten“, erläutert Spitzweg.

Insgesamt profitiert der Patient von der engen interdisziplinären Zusammenarbeit führender Experten*innen verschiedenster Fachrichtungen, die das ISKUM auszeichnet – nicht zuletzt auch durch die Einbindung in das Comprehensive Cancer Center am LMU Klinikum, das ein hervorragendes Zusammenspiel aller Disziplinen wie der Endokrinologie, Nuklearmedizin, Chirurgie, Labormedizin, Pathologie, Onkologie, Strahlentherapie und Radiologie in einzigartiger Weise ermöglicht.

Quelle: lmu-klinikum.de (Link geprüft am 14.09.23)

 

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