Beurteilung der Schilddrüsenparameter

Die korrekte Beurteilung der Schilddrüsenwerte fT3, fT4 und TSH ist ausgesprochen schwierig, weil sie von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängig ist.

Bei schilddrüsengesunden PatientInnen bzw. vor Therapiebeginn werden die gemessenen Werte beispielsweise anders beurteilt als bei schilddrüsenkranken PatientInnen unter einer Therapie mit einem Schilddrüsenhormonpräparat. Hier wird tendenziell ein TSH im niedrig normalen Bereich (0,5 – 1,0 mIU/ml), ein fT4 im oberen Bereich und ein fT3 im mittleren Bereich angestrebt. In Ausnahmefällen kann es aber auch notwendig sein über die Referenzbereiche hinauszugehen.

Bei der Beurteilung der Schilddrüsenparameter ist außerdem zu berücksichtigen, dass es durch die unterschiedlichsten Einflussfaktoren zu verfälschten Werten kommen kann, welche die Schilddrüsenhormonstoffwechsellage nicht korrekt widerspiegeln. An Medikamenten sind hier insbesondere Amiodaron und Lithium zu nennen. Einige Hersteller der Testverfahren weisen zudem darauf hin, dass sehr hohe Antikörpertiter die Testergebnisse beeinflussen können.

Einflussfaktoren auf das TSH

Schwere Allgemeinerkrankungen können ebenso wie Stress und Diäten eine deutliche Erniedrigung des TSH zur Folge haben. Bei körperlicher Belastung oder Kälte steigt das TSH an.

Auch durch Störungen der Nebennierenrindenfunktion wird die TSH-Sekretion beeinflusst (Morbus Addison ► TSH erhöht / Morbus Cushing ► TSH erniedrigt).

Verschiedene Medikamente wie z.B. Dopamin, Somatostatin, Hydrocortison, Glucokortikoide, Bromocriptin, Salicylate usw. können das TSH senken. T3-T4-Kombinationspräparate haben fast immer eine dauerhafte Suppression des TSH zur Folge. Dopamin-Antagonisten wie Metoclopramid, Domperidon und Haloperidol können ebenso wie Thyreostatika zu einer Erhöhung des TSH führen.

Einflussfaktoren auf FT3 und FT4

1. Als Low-T3-Syndrom bezeichnet man eine erniedrigte Konzentration des Schilddrüsenhormons Triiodthyronin (T3) im Blut, wobei das Reverse-T3 (rT3) relativ hoch ist. TSH und fT4 sind meist normal. Zum Low-T3-Syndrom kommt es bei schweren Allgemeinerkrankungen wie einem Herzinfarkt oder dem Non-Thyroidal-Illness-Syndrom (Euthyroid-Sick-Syndrom, TACITUS-Syndrom). Als Ursache für das Low-T3-Syndrom wird eine schlechtere Umwandlung von T4 in T3 (Hypodejodierung) im Rahmen von entzündlichen Prozessen angenommen. Vollständig geklärt sind die Zusammenhänge aber noch nicht.

2. Inzwischen häufiger Berücksichtigung finden Variablen wie Alter, Geschlecht oder auch die Einnahme östrogenhaltiger Ovulationshemmer bzw. das Vorliegen einer Schwangerschaft. Bei Kindern gelten grundsätzlich andere Referenzbereiche als oben angegeben! Bei Männern liegen die Werte von fT3 und fT4 tendenziell höher als bei Frauen. Bei Frauen die Ovulationshemmer einnehmen liegen die fT3- und fT4-Werte höher als bei Frauen die keine Ovulationshemmer einnehmen. Bei Schwangeren sind eine Erniedrigung des TSH sowie eine geringgradige Erhöhung des fT4 häufig.

Hinweis: Die obige Zusammenstellung fasst nur die häufigsten Einflussfaktoren auf die Schilddrüsenwerte zusammen. Sie ist keinesfalls vollständig.


Letzte Aktualisierung: 15. Januar 2024