Schilddrüsenerkrankungen bei Männern (Mangel an Schilddrüsenhormonen, Schilddrüsenunterfunktion, Hypothyreose)

Eigentlich hätte ich diesen Beitrag „Der schilddrüsenkranke Mann – das unbekannte Wesen ;-)“ nennen müssen, weil die zu diesem Thema veröffentlichten Informationen mehr als dürftig sind. Okay, Männer leiden auch sehr viel seltener als Frauen an Schilddrüsenerkrankungen. Von der Hashimoto-Thyreoiditis sind beispielsweise 10 Mal mehr Frauen als Männer betroffen.

Vermutlich liegt dies des weiteren aber nicht nur am unzureichenden wissenschaftlichen Forschungsstand, sondern hängt auch damit zusammen, dass Libidoverlust, Potenzschwäche und Fertilitätsstörungen Tabuthemen sind über die Männer nicht gerne sprechen. Auch nicht mit einer Ärztin/einem Arzt, die/der die möglichen Ursachen für die Probleme klären könnte.

Schilddrüsenbeschwerden bei Männern

Die Krankheitssymptome sind bei Männern und Frauen grundsätzlich ähnlich. Als Männer-typisch könnte man vielleicht nennen:

  • Haarausfall bis hin zu vorzeitigen Glatzenbildung
  • Gynäkomastie, eine Vergrößerung der männlichen Brust
  • Libidoverlust und Potenzschwäche. Schon lange ist bekannt, dass eine Schilddrüsenunterfunktion (Mangel an Schilddrüsenhormonen, Hypothyreose) bei Männern häufig zu einem reduzierten Lustempfinden führt. In diesem Zusammenhang kann es auch zu Erektionsproblemen kommen.
  • Fertilitätsstörungen. Das OAT-Syndrom (Oligo-Astheno-Teratozoospermie-Syndrom) ist die häufigste Ursache für eine verminderte Zeugungsfähigkeit des Mannes. Eine der möglichen Ursachen ist eine Unterfunktion der Schilddrüse. Die Merkmale des OAT-Syndroms sind eine geringe Spermienanzahl (oligo), eine verminderte Beweglichkeit der Spermien (astheno) und eine erhöhe Rate an fehlgeformten Spermien (terato).
  • Unfruchtbarkeit. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose). Vereinzelt wird in diesem Zusammenhang diskutiert, ob bei an einer Hashimoto-Thyreoiditis erkrankten unfruchtbaren Männern eventuell ein Mangel an Selen von Bedeutung ist. Die selenabhängige Glutathionperoxidase soll ein entscheidendes Strukturprotein im Schwanzstück von Spermien sein. Außerdem gibt es Hinweise, dass die für eine Hashimoto-Thyreoiditis charakteristischen Thyreo-Peroxidase-Antikörpern die Spermienqualität negativ beeinflussen.
  • Abbau von Muskelmasse
  • Auffälliger Verlust von Muskelkraft
  • Testosteronmangel. Ein Testosteronmangel kommt bei Männern mit Schilddrüsenunterfunktion häufiger vor.

Behandlung mit Schilddrüsenmedikamenten

Inwieweit sich die geschilderten Beschwerden durch eine gute medikamentöse Einstellung der Schilddrüsenfunktion zurückbilden ist im Einzelfall unterschiedlich. Besser wird die Symptomatik auf jeden Fall! Die Einstellung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat ist bei Männern erfahrungsgemäß sogar sehr viel einfacher als bei Frauen, weil sie keinen Monatszyklus haben und die frauentypischen hormonellen Umstellungsphasen wie Schwangerschaften oder Wechseljahre auch kein Thema sind.

Männer haben sich bislang nur vereinzelt mit Fragen an mich gewandt. Dabei ging es meistens um anhaltende Müdigkeit, Regenerationsprobleme nach sportlichen Aktivitäten und das Nicht-Wieder-Erreichen der gewohnten körperlichen Belastbarkeit. Sie versuchen oft mit einem intensiveren Training dem entgegenzuwirken, haben damit aber nur einen begrenzten Erfolg. Hilfreicher ist da beispielsweise oft eine hochdosierte Nährstofftherapie oder auch die Einnahme von zusätzlichem T3 nach den Trainingseinheiten.

Bei trotz euthyreoter Stoffwechsellage längerfristig anhaltenden Problemen sollten bei Männern aber auf jeden Fall weitergehende Untersuchungen, z.B. neben der Kontrolle der Schilddrüsenwerte eine Bestimmung des Testosteronspiegels, durchgeführt werden.

Wie weiter oben bereits erwähnt kann bei schilddrüsenkranken Männern die Einnahme des Spurenelementes Selen die vorgenannten Beschwerden lindern. Einige weiterführend Informationen dazu finden Sie unter→ Selen beeinflusst Krankheitsverlauf bei der Hashimoto-Thyreoiditis positiv


Nicole Wobker „Psychische Aspekte der Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis “ (Amazon-Partnerlink)

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine psychische Erkrankung. Und doch führen weit verbreitete Beschwerden wie innere Unruhe, Unsicherheit, Selbstzweifel, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände gerade im Anfangsstadium der Autoimmunerkrankung häufig zu entsprechenden Fehldiagnosen ( Angststörung, Burnout, Depression).


Letzte Aktualisierung: 15. Januar 2024