Behandlung von Krankheiten der Schilddrüse
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Schilddrüsenerkrankungen die jeweils einer individuell angepassten Therapie bedürfen. Die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten im Hinblick darauf sind die medikamentöse Therapie von Schilddrüsenkrankheiten, die Schilddrüsenoperation sowie die Radioiodtherapie der Schilddrüse. Nachfolgend werden diese näher erläutert.
- Anneli Hainel, Marcel Ermer, Lothar-Andreas Hotze: Schilddrüse Mehr wissen – besser verstehen
- Joachim Feldkamp: Gut leben mit Hashimoto
- Leveke Brakebusch, Armin Heufelder: Leben mit Morbus Basedow
- Georg Zettinig, Wolfgang Buchinger: Meine Schilddrüse und ich: Der Ratgeber für ein gutes Miteinander
1. Medikamentöse Therapie von Krankheiten der Schilddrüse
Um genügend Hormone produzieren zu können benötigt die Schilddrüse Jod. Ein ernährungsbedingter Jodmangel, der z. B. zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Jodmangelstruma) führen kann, wird mit Jodpräparaten behandelt.
- 1.1. Jodpräparate
- 1.1.1. Monopräparate
- 1.1.2. Jod-/T4-Kombinationspräparate
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion, z. B. durch eine Hashimoto-Thyreoiditis oder auch nach einer Schilddrüsenoperation, werden von der Schilddrüse zu wenige Hormone produziert. Dieser Mangel wird durch Schilddrüsenhormonpräparate ausgeglichen.
- 1.2. Schilddrüsenhormonpräparate
- 1.2.1. Synthetische Mittel:
- 1.2.1.1. Jod-/T4-Kombinationspräparate
- 1.2.1.2. T4-Monopräparate
- 1.2.1.3. T3-Monopräparate
- 1.2.1.4. T3-/T4-Kombinationspräparate
- 1.2.2. Sonstige schilddrüsenhormonhaltige Medikamente:
- 1.2.2.1. Präparate aus getrockneten Schweineschilddrüsen
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, z. B. als Folge eines Morbus Basedow, werden von der Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Thyreostatika hemmen diese übermäßige Schilddrüsenhormonsynthese.
- 1.3. Thyreostatika
- 1.3.1. synthetische Präparate
- 1.3.2. pflanzliche Mittel z. B. Extrakte aus Wolfstrappkraut
2. Operation der Schilddrüse
Es gibt unterschiedliche Gründe warum eine Schilddrüsenoperation notwendig werden kann. Deutliche Organvergrößerungen, unkontrolliertes Wachstum von Schilddrüsenknoten, Verdacht auf bösartige Veränderungen (Schilddrüsenkrebs) oder beeinträchtigende Lokalsymptome (Schluckbeschwerden, Atemnot usw.) sind häufig ausschlaggebend für die Entscheidung, dass die Schilddrüse teilweise oder ganz entfernt werden muss.
Abhängig von der jeweiligen Erkrankung der Schilddrüse kommen unterschiedliche Operationsverfahren zum Einsatz, beispielsweise
- Thyreoidektomie, d.h. die vollständige Entfernung der Schilddrüse (z. B. beim Schilddrüsenkrebs)
- Strumaresektion, d.h. die teilweise Entfernung der vergrößerten Schilddrüse (z.B. bei einer Jodmangelstruma)
- Hemithyreoidektomie, d.h. die vollständige Entfernung des rechten oder linken Schilddrüsenlappens (z.B. bei mehreren, kleinen Schilddrüsenknoten)
- Enukleation, d.h. das gezielte Entfernen eines Knotens aus der Schilddrüse (z.B. bei einem einzelnen, großen Schilddrüsenknoten)
3. Radioiodtherapie der Schilddrüse
Die Radioiodtherapie ist ein nuklearmedizinisches Therapieverfahren zur Behandlung unterschiedlicher, gut- oder bösartiger Schilddrüsenerkrankungen. Indikationen für eine Radioiodtherapie sind beispielsweise eine Schilddrüsenautonomie, ein Morbus Basedow oder ein Karzinom der Schilddrüse (Schilddrüsenkrebs). Obwohl die Radioiodtherapie als sehr sicher und für den Patienten gut verträglich gilt, unterliegt sie in Deutschland strengen, gesetzlichen Grundlagen und wird deshalb stationär durchgeführt.
Gutartige Krankheiten der Schilddrüse
Die Radioiodbehandlung wird unter anderem bei zu aktiven, d. h. zu viele Schilddrüsenhormone produzierende, Arealen in der Schilddrüse (Schilddrüsenautonomie, autonomes Adenom) eingesetzt. Dabei nehmen die Patienten unter stationärer Beobachtung eine Kapsel mit radioaktivem Jod ein, welches sich besonders in diesen überaktiven Bezirken der Schilddrüse anreichert, das umliegende Gewebe zerstört und so die Aktivität vermindert.
Eine weitere Schilddrüsenerkrankung bei der eine Radioiodtherapie angewendet wird ist der Morbus Basedow. Die Radioiodtherapie ist neben der Schilddrüsenoperation die zweite Möglichkeit einer sogenannten definitiven Therapie des Morbus Basedow. Allerdings setzt die Wirkung der Radioiodtherapie nicht sofort ein, sondern es kann Tage, Wochen oder sogar Monate dauern bis der Erfolg einsetzt. Das bedeutet, dass die Schilddrüsenüberfunktion nicht sofort mit der Durchführung der Radioiodtherapie beendet ist, sondern dass die Therapie mit Thyreostatika zunächst weiter fortgesetzt werden muss. Neben Schwangerschaft und Stillzeit ist eine aktive Endokrine Orbitopathie (Augenbeteiligung beim Morbus Basedow) eine Kontraindikation bei der keine Radioiodtherapie durchgeführt werden darf.
Bösartige Krankheiten der Schilddrüse
Bevor beim Schilddrüsenkarzinom eine Radioiodtherapie durchgeführt wird, wird die Schilddrüse zunächst operativ entfernt. Dies gelingt jedoch nie vollständig, sondern ein kleiner Rest von Schilddrüsengewebe bleibt immer zurück. Damit dieser Schilddrüsenrest sicher durch die Radioiodtherapie zerstört wird, ist es besonders wichtig,
1. dass die betroffenen Schilddrüsenpatienten im Vorfeld der Radioiodtherapie eine strenge Jodkarenz einhalten. Dadurch sollen die verbliebenen Schilddrüsenzellen möglichst „jodhungrig“ gemacht werden.
2. dass die verbliebenen Schilddrüsenzellen durch einen möglichst hohen TSH-Spiegel stimuliert werden. Dadurch soll die Aufnahme des Radioiods in den Schilddrüsenrest verbessert werden.
Im Unterschied zu der Radioiodtherapie gutartiger Schilddrüsenkrankheiten wird beim Schilddrüsenkarzinom eine teilweise deutlich höhere Dosis eingesetzt. Auch die Nachsorge unterscheidet sich. Bei einer Radioiodtherapie aufgrund einer Schilddrüsenkrebserkrankung wird zum ersten Mal einige Tage nach der Therapie und dann alle drei Monate ein Ganzkörperszintigramm angefertigt und zwar solange bis weder das Ganzkörperszintigramm, die Sonografie der Halsregion noch der Tumormarker Thyreoglobulin einen Hinweis auf Schilddrüsenrestgewebe geben.
4. Thermoablation bei Schilddrüsenknoten
Eine zunehmend genutzte, minimalinvasive Behandlungsoption für gutartige Schilddrüsenknoten ist die Thermoablation – insbesondere die Radiofrequenzablation (RFA). Dabei wird gezielt Wärme durch eine feine Sonde in den Knoten geleitet, wodurch das Gewebe kontrolliert zerstört und anschließend vom Körper abgebaut wird. Das Verfahren erfolgt unter Ultraschallkontrolle, in lokaler Betäubung und meist ambulant. Es eignet sich besonders für Patientinnen und Patienten mit gutartigen, aber wachsenden oder Beschwerden verursachenden Knoten, bei denen eine Operation vermieden werden soll. Da das umgebende Schilddrüsengewebe weitgehend geschont wird, bleibt die Organfunktion in den meisten Fällen erhalten – eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen ist daher oft nicht nötig. Wichtig ist jedoch, dass eine Bösartigkeit des Knotens vorab sicher ausgeschlossen wurde.
Letzte Aktualisierung: 19. September 2025