Schilddrüsenhormone werden immer häufiger verordnet

Jede zehnte Frau erhält inzwischen ein Schilddrüsenhormonpräparat – meist lautet die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis.

Von der Techniker Krankenkasse wurde der „Gesundheitsreport 2015 – Schwerpunktthema: Gesundheit von Studierenden“ (defekter Link wurde am 13.09.23 gelöscht) veröffentlicht. Dieser ist in diesem Jahr besonders aufschlussreich, weil es auf den Seiten 58 bis 70 eine vertiefende Auswertung zum Thema „Schilddrüsenerkrankungen – Hypothyreose“ gibt.

Nach dem vorliegenden Bericht haben sich die Verordnungsraten von Schilddrüsenmedikamenten in den Jahren 2006 bis 2014 verdoppelt! Der weitaus größte Anteil der verordneten Schilddrüsenmedikamente entfiel dabei auf den Wirkstoff Levothyroxin-Natrium.

Konkret geht es bei der Auswertung um 80.406 Mitglieder der Techniker Krankenkasse die 2013 mindestens einmal Schilddrüsenhormone verordnet. Prozentual betrachtet wurden 1,96 Prozent der männlichen Studenten und 1,61 Prozent der männlichen Erwerbstätigen mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Von den Studentinnen erhielten im Jahr 2013 exakt 8,95 Prozent Schilddrüsenhormone. Bei den weiblichen Erwerbstätigen waren es sogar 10,06 Prozent. Im Hinblick darauf ist außerdem auffällig, dass der Grund für die Verordnung eines Schilddrüsenhormonpräparates immer häufiger die Diagnose „Thyreoiditis“ war.

„Sowohl bei Studierenden als auch bei jungen Erwerbspersonen wurden Krankheiten der Schilddrüse 2013 deutlich häufiger als 2009 dokumentiert. Maßgeblich verantwortlich waren nach differenzierteren Auswertungen vorrangig häufigere Dokumentationen der Diagnosen einer nicht näher eingegrenzten Schilddrüsenunterfunktion (ICD 10: E03.8 „Sonstige näher bezeichnete Hypothyreose“ und insbesondere ICD 10: E03.9 „Hypothyreose, nicht näher bezeichnet“) sowie die zunehmende Dokumentation einer Autoimmunthyreoiditis (ICD 10: E06.3), die zumeist gleichfalls mit einer Schilddrüsenunterfunktion einhergeht. Die genannten Diagnosen wurden 2013 jeweils um mehr als 50 Prozent häufiger als 2009 dokumentiert.“ (TK-Gesundheitsreport 2015, Seite 68)

Diesbezüglich ist es übrigens nicht so, dass die Autoren den Schluss zulassen, dass Schilddrüsenunterfunktionen (z.B. aufgrund einer Thyreoiditis) tatsächlich häufiger werden. Sondern sie argumentieren damit, dass es in diesem Zeitraum keine wesentlichen Lebensstilveränderungen gegeben habe und führen die Zunahme der Verordnungszahlen von Schilddrüsenmedikamenten stattdessen beispielsweise auf eine veränderte Diagnostik zurück.

Ich hätte hingegen erwartet, dass man zumindest mal in Erwägung zieht, ob die zweifelsfrei belegte Zunahme der Diagnose Schilddrüsenunterfunktion bei unter 35 Jährigen nicht vielleicht doch etwas mit 30 Jahren Jodmangelprophylaxe zu tun haben könnte …