Erhöht die Einnahme von Schilddrüsenhormonen das Krebsrisiko?

Ob durch eine Schilddrüsenhormontherapie die Gefahr steigt an Krebs zu erkranken wird seit längerem kontrovers diskutiert. Während im Hinblick darauf bei Männern vorrangig ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs vermutet wird, steht bei Frauen insbesondere die möglicherweise größere Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken im Blickpunkt des Interesses.

Einige wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen Jahren erste Anhaltspunkte auf einen möglichen, aber sehr geringen (!) Einfluss der Schilddrüsenhormone bzw. einer Schilddrüsenhormontherapie auf das allgemeine Krebsrisiko ergeben. So wird inzwischen beispielsweise dazu geforscht, ob

  • ein erniedrigter TSH das allgemeine Krebsrisiko erhöht
  • ein erhöhtes fT4 zum Auftreten von Brustkrebs beiträgt
  • Brustkrebs und Autoimmunthyreoiditis gehäuft zusammen auftreten

Die Einschätzung eines ausgewiesenen Schilddrüsenexperten dazu lautet: „Die vorhandene Datenlage gibt Hinweise, dass Schilddrüsenhormone eine Tumorbildung fördern können (zumindest im Tierexperiment). Ob die Therapie mit Schilddrüsenhormon Krebserkrankungen begünstigt, ist mit letzter Sicherheit nicht nachgewiesen, es gibt hierfür aus den Studien aber einige Signale. Für die Praxis bedeutet dies, dass eine Therapie mit Schilddrüsenhormon nur in gesicherter Indikation und in angepasster Dosierung erfolgen sollte.“ (Joachim Feldkamp „Schilddrüse und Malignität. Gibt es einen Zusammenhang?, Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Sonderheft 2023, Seite 29 ff, Direktlink)

Obwohl die Studienlage derzeit noch unzureichend ist, haben diese Überlegungen bereits jetzt zu einer deutlichen Verunsicherung von SchilddrüsenpatientInnen geführt, die aufgrund einer behandlungsbedürftigen Schilddrüsenerkrankung auf eine Schilddrüsenhormontherapie angewiesen sind.