Pulswellenerscheinungszeit – Was sie über die Schilddrüse verrät

Die Pulswellenerscheinungszeit (PWEZ) – auch als Pulse Wave Velocity (PWV) bezeichnet – ist ein Messwert für die Geschwindigkeit, mit der sich die vom Herzen erzeugte Druckwelle durch die Arterien fortbewegt. Sie ist nicht zu verwechseln mit der eigentlichen Blutströmung, sondern stellt die Übertragungsgeschwindigkeit des Pulsdrucks in der Gefäßwand dar. Je steifer die Gefäße sind – z. B. bei Arteriosklerose oder einem gestörten Stoffwechsel – desto schneller wird diese Druckwelle weitergeleitet.

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Zusammenhang mit der Schilddrüse

Schon seit Längerem ist bekannt, dass das Herz-Kreislauf-System empfindlich auf Veränderungen im Schilddrüsenhormonhaushalt reagiert. Schilddrüsenhormone wirken direkt auf das Herz, die Gefäße und den Blutdruck.

Insbesondere bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann sich dies in einer veränderten Pulswellenerscheinungszeit zeigen:

  • Die Gefäße verlieren an Elastizität
  • Der arterielle Blutfluss verlangsamt sich
  • Es kommt zu einer erhöhten Pulswellenlaufzeit

Bereits bei einer latenten (subklinischen) Hypothyreose – also bei noch unauffälligen Laborwerten – kann die PWEZ auffällig verlängert sein.

Referenzwerte & diagnostische Aussage

Laut Literatur liegt der Normalbereich der Pulswellenerscheinungszeit bei 204 bis 230 Millisekunden (msec). Werte oberhalb dieses Bereichs können auf eine verminderte Gefäßelastizität und damit auf kardiovaskuläre Auswirkungen einer Schilddrüsenunterfunktion hinweisen.

Wissenschaftlicher Hintergrund: Eine Studie von Hamano & Inoue (2005) konnte zeigen, dass sich eine verlängerte PWEZ bei Hypothyreose durch eine angemessene Thyroxin-Therapie normalisieren lässt – was den Zusammenhang zwischen Schilddrüsenhormonmangel und Gefäßveränderungen untermauert.

Wann ist die Messung sinnvoll?

Die Bestimmung der Pulswellenerscheinungszeit ist nicht Bestandteil der routinemäßigen Schilddrüsendiagnostik, kann aber in bestimmten Fällen eine ergänzende Information liefern – insbesondere:

  • bei Verdacht auf latente Hypothyreose
  • bei Herz-Kreislauf-Beschwerden ohne klare Ursache
  • zur objektiven Verlaufskontrolle unter Schilddrüsentherapie
  • bei PatientInnen mit Risiko für Arteriosklerose

Für die Messung werden heute moderne Geräte verwendet, z. B. per Oszillometrie, Doppler-Ultraschall oder tonometrischer Verfahren – in spezialisierten Praxen oder Kliniken.

Studien & Quellen

Hamano, K.; Inoue, M.: „Increased risk for atherosclerosis estimated by pulse wave velocity in hypothyroidism and its reversal with appropriate thyroxine treatment“, Endocrine Journal 2005, 52(1): 95–101.

Lüderitz, B.; Wittmer, K.; Jüngst, D.: „Wertigkeit der Pulswellenerscheinungszeit bei Störungen der Schilddrüsenfunktion“, Medizinische Klinik 73 (1978), 1657–1663, PDF-Download, Link geprüft am 10.09.25

Wenn die Laborwerte unauffällig sind, aber trotzdem Beschwerden bestehen…

Bei anhaltenden Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion – trotz „normaler“ Schilddrüsenwerte im Blut – können ergänzende Untersuchungen sinnvoll sein.
Neben dem klassischen, aber nur noch selten eingesetzten, TRH-Test gibt es weitere alternative Diagnosemethoden, die Hinweise auf eine mögliche Unterfunktion geben können:

Wichtig: Diese Verfahren ersetzen keine Labordiagnostik, können sie aber ergänzen – besonders dann, wenn Symptome bestehen, die sich mit Blutwerten allein nicht erklären lassen.


Letzte Aktualisierung: 10. September 2025

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