Jodblockade / Angst vor einem Atomkrieg / Ukrainisches Atomkraftwerk Saporischschja

Das Atomkraftwerk Saporischschja/Ukraine wurde offenbar von russischen Truppen besetzt. Außerdem kam es in einem der Nebengebäude zu einem Brand. Viele Menschen haben jetzt Angst davor, dass radioaktives Jod freiwerden oder es zu einem Atomkrieg kommen könnte. Deshalb versuchen einige sich mit Jodtabletten zu bevorraten um damit eine Jodblockade der Schilddrüse herbeiführen zu können. Aber das ist nicht sinnvoll !!!

Die Schilddrüse braucht natürlich vorkommendes Jod, um Schilddrüsenhormone herstellen zu können. In Atomkraftwerken wie im ukrainischen Saporischschja entsteht aber gefährliches radioaktives Jod, welches bei einem Reaktorunglück wie es z.B. durch einen russischen Angriff ausgelöst werden könnte, freigesetzt wird. Dieses wird genauso wie natürlich vorkommendes Jod in die Schilddrüse eingelagert und kann dort zu Schilddrüsenkrebs führen.

Um dieses Risiko im Katastrophenfall zu vermindern, würden in Deutschland im Fall der Fälle hochdosierte Jodtabletten verteilt. Zum richtigen Zeitpunkt eingenommen, wird die Schilddrüse mit dem „guten“ Jod in diesen Medikamenten so gesättigt, dass sie das gefährliche radioaktive Jod nicht mehr aufnehmen kann. Das bezeichnet man auch als Jodblockade.

Jodmangelprophylaxe und Jodblockade sind nicht das Gleiche.

Medikamente, wie sie kurzfristig für eine Jodblockade der Schilddrüse eingesetzt werden, enthalten 65 mg Jod pro Tablette. Diese Kaliumjodid-Tabletten werden nur an die Bevölkerung im Umkreis von bis zu 100 km um ein Atomkraftwerk z.B. Saporischschja (Ukraine) verteilt. Sie schützen die Schilddrüse vor radioaktivem Jod und verhindern dadurch die Entstehung von strahleninduziertem Schilddrüsenkrebs. Gegen andere freiwerdende radioaktive Stoffe wie z.B. Cäsium sind sie nicht wirksam.

Präparate, die im Rahmen einer langfristig angelegten Jodmangelprophylaxe eingesetzt werden, enthalten lediglich 100 – 200 µg Jod (0,1 – 0,2 mg) pro Tablette. Diese Nahrungsergänzungsmittel dienen dazu die Deckung des Tagesbedarfs sicherzustellen. Der tägliche Jodbedarf eines Menschen beträgt circa 1- 2 µg Jod pro kg Körpergewicht. Die Dosierung ist also viel zu gering um damit eine Jodblockade herbeiführen zu können.

Vorbeugende Jodeinnahme ist in Deutschland nicht sinnvoll. Es kann im Gegenteil sogar zu gravierenden Nebenwirkungen kommen.

Es ist weder erforderlich noch empfehlenswert auf eigene Faust Jodtabletten einzunehmen, um sich hier im über 1000 km entfernten Deutschland vor den Auswirkungen der aus einem ukrainischen Atomkraftwerk (Saporischschja) möglicherweise austretenden Radioaktivität schützen zu wollen. Im Gegenteil: Eine solche Selbstmedikation kann nicht nur harmlose Nebenwirkungen, sondern erhebliche Gesundheitsschäden zur Folge haben!

Am wahrscheinlichsten ist das Auftreten einer akuten Schilddrüsenüberfunktion. Dieses Krankheitsbild kann sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise äußern. Charakteristisch sind Symptome wie Herzjagen, Nervosität, Panikattacken, Schweißausbrüche und Durchfall. Darüber hinaus kann es aber auch noch zu allgemeinen (schilddrüsenunabhängigen) Unverträglichkeitsreaktionen wie einer Magenschleimhautreizung, Halsschmerzen, Reizhusten, Augentränen, Schnupfen, Fieber, Gelenkschmerzen und Gewebeschwellungen kommen.

Dies gilt besonders wenn bereits eine (oft unerkannte) Schilddrüsenerkrankung vorliegt.