Ermittlung der individuell richtigen Schilddrüsenhormondosis
Bis die richtige Dosierung der Schilddrüsenhormone gefunden ist kann es einige Zeit dauern. Die zuerst gewählte Anfangsdosis ist meist eine andere als die spätere Wohlfühldosis. Gerade die Einstellungszeit erfordert also einiges an Geduld. Das liegt daran, dass man eine Dosis eines Schilddrüsenhormonpräparats immer erst einige Wochen beibehalten muss bis es Sinn macht die Schilddrüsenwerte zu kontrollieren und gegebenenfalls anschließend die Dosierung wieder zu ändern.
Initialdosis
Die Einstellung mit einem Schilddrüsenhormonpräparat ist also eine langwierige Angelegenheit die sich normalerweise über mehrere Monate – in Einzelfällen sogar ein bis zwei Jahre – hinzieht.
Zunächst wird die Initialdosis (auch: Aufsättigungs- oder Anfangsdosis) ermittelt. Als grobe Richtschnur wird dabei von einem Schilddrüsenhormonbedarf von ein bis zwei Mikrogramm Levothyroxinnatrium pro Kilogramm Körpergewicht ausgegangen.
Diese Initialdosis ist normalerweise höher als die später notwendige Erhaltungsdosis, damit möglichst schnell eine Besserung des Befindens erreicht wird. Im Hinblick darauf ist jedoch zu berücksichtigen, dass Schilddrüsenhormone aufgrund möglicher unangenehmer Erstreaktionen einschleichend dosiert werden müssen.
Beispiel: Bei einer 65 kg schweren Frau wird Levothyroxinnatrium zunächst in einer Dosis von 100 µg verordnet. Dieses wird langsam eingeschlichen, d.h. in der ersten Woche 1/4 Tablette (25 µg), in der zweiten Woche 1/2 Tablette (50 µg), in der dritten Woche 3/4 Tablette (75 µg) und ab der vierten Woche dann eine ganze Tablette (100 µg).
Ziel: TSH im Normalbereich
Bei der Schilddrüsenhormontherapie geht es zunächst einmal darum die Schilddrüsenunterfunktion medikamentös so auszugleichen, dass das TSH (Thyroidea Stimulating Hormon) wieder im Normalbereich ist. Damit einher geht in der Regel bereits eine deutliche Linderung der vorhandenen Krankheitssymptome.
Der sogenannte Steady state („gleichbleibender Zustand“) des TSH wird ungefähr sechs Wochen nach einer Dosisänderung erreicht. Dies ist bei der Entscheidung zur Laborkontrolle der Schilddrüsenwerte nach Dosisänderungen zu berücksichtigen. Das bedeutet, die erste Blutabnahme zur Einschätzung der Schilddrüsenfunktionslage findet üblicherweise sechs bis neun Wochen nach Beginn der Schilddrüsenhormontherapie statt.
Individuelle Wohlfühldosis
Normale Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4) werden fälschlicherweise oft mit Beschwerdefreiheit des/der Patienten/Patientin gleichgesetzt. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Die Referenzbereiche sind relativ weit gefasst, so dass auch trotz vermeintlich normaler Schilddrüsenwerte Krankheitssymptome weiter bestehen oder neu auftreten können.
Diesbezüglich gilt es genau auszuloten bei welcher Schilddrüsenhormondosis sowohl möglichst normale Schilddrüsenwerte als auch ein Wohlbefinden des/der Schilddrüsenpatienten/ Schilddrüsenpatientin erreicht werden. Das kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein und wird mehr oder weniger durch Ausprobieren, d.h. wiederholte geringfügige Dosisänderungen mit anschließender Laborkontrolle erreicht.
Linktipp: W. Dietrich, N. Rigas, E. H. Fotiadou, G. Landgrafe-Mende, H. H. Klein, M. K. S. Leow, S. L. Goede „Die Rekonstruktion des Sollwerts der Schilddrüsenhomöostase – ein Weg zur personalisierten Therapie der Hypothyreose.“ (Link geprüft am 14.09.23)
Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2024