Zulewski‑Score: Was er ist, wie man ihn berechnet & interpretiert

Zulewski-Score: Klinische Einschätzung bei Verdacht auf Schilddrüsenunterfunktion

Wenn typische Symptome wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Kälteempfindlichkeit oder depressive Verstimmungen auftreten, denken viele Betroffene zunächst nicht an eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion. Selbst Laborwerte wie TSH, fT3 und fT4 liefern in frühen Stadien nicht immer eindeutige Hinweise. In solchen Fällen kann der sogenannte Zulewski-Score dabei helfen, die klinischen Anzeichen besser einzuordnen. Der Zulewski-Score ist ein einfaches, aber effektives Bewertungssystem, das aus typischen Hypothyreose-Symptomen besteht und in der Praxis zur ersten Einschätzung genutzt wird – insbesondere, wenn Laborwerte im Graubereich liegen. Ursprünglich von einem Schweizer Forscherteam entwickelt, hat sich dieser klinische Score als hilfreiches Instrument zur Ergänzung der Labordiagnostik etabliert.

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Hypothyreose-Score

An der Universität Basel wurde zur Einschätzung des Schweregrades einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) der Zulewski-Score entwickelt. Er besagt, dass wenn fünf der folgenden Punkte zutreffen, eine Hypothyreose vorliegt. Wenn drei bis fünf Punkte zutreffen, ist eine Unterfunktion der Schilddrüse möglich. Und wenn weniger als drei Punkte zutreffen, besteht keine Hypothyreose.

Diagnosepunkte:

  • vermindertes Schwitzen
  • Heiserkeit
  • Parästhesien (Gefühlsstörungen, z. B. Einschlafen der Hände Karpaltunnelsyndrom)
  • trockene Haut
  • Verstopfung
  • vermindertes Hörvermögen
  • Gewichtszunahme
  • verlangsamte Bewegung
  • verzögerte Achillessehnen-Reflexe
  • vergröberte, raue und verdickte Haut (bes. Hände, Unterarme, Ellenbogen)
  • Schwellungen um die Augen herum

(In Anlehnung an: H. Zulewski, B. Müller, P. Exer, A. R. Misarez, J. J. Staub: „Estimation of tissue hypothyroidism by a new clinical score evaluation of patients with various grades of hypothyroidism and controls“ J Clin Endoc a Metab 1997, 82: 771 – 776. Vorläufer des Zulewski-Scores war der Billewicz-Index: W. Z. Billewicz, R. S. Chapman, J. Crooks u. a.: „Statistical methods applied to the diagnosis of hypothyroidism“. Q J Med 1969, 150(38): 255 – 266)

Hyperthyreose-Score

Analog dazu gibt es einen Hyperthyreose-Score. Demnach liegt eine Schilddrüsenüberfunktion ( Hyperthyreose) vor, wenn mehr als 5 Punkte zutreffen. Bei 2 bis 5 Punkten ist eine weitere Abklärung erforderlich. Bei weniger als 2 Punkten liegt keine Hyperthyreose vor.

Symptome:

  • Herzklopfen
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Beschleunigte Darmpassage
  • Vermehrte Nervosität / Innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Gewichtsabnahme

Befunde:

  • Hyperkinese (unruhiger Patient)
  • Hinweis auf Endokrine Orbitopathie
  • Feuchte, warme Haut
  • Tastbare Schilddrüse
  • Feinschlägiger Tremor
  • Puls über 90 Schläge pro Minute

Wenn die Laborwerte unauffällig sind, aber trotzdem Beschwerden bestehen…

Bei anhaltenden Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion – trotz „normaler“ Schilddrüsenwerte im Blut – können ergänzende Untersuchungen sinnvoll sein.
Neben dem klassischen, aber nur noch selten eingesetzten, TRH-Test gibt es weitere alternative Diagnosemethoden, die Hinweise auf eine mögliche Unterfunktion geben können:

Wichtig: Diese Verfahren ersetzen keine Labordiagnostik, können sie aber ergänzen – besonders dann, wenn Symptome bestehen, die sich mit Blutwerten allein nicht erklären lassen.


Letzte Aktualisierung: 10. September 2025

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