Achillessehnenreflexzeit – Was ist das?
Die Achillessehnenreflexzeit (auch: Triceps-surae-Reflexzeit) bezeichnet die Zeitspanne zwischen einem gezielten Reiz auf die Achillessehne und der darauffolgenden Reflexantwort des Muskels. In der Praxis erfolgt diese Reizung durch einen leichten Schlag mit einem Reflexhammer auf die Sehne oberhalb der Ferse, was eine Plantarflexion (also eine Streckung im Sprunggelenk) auslöst. Diese Reflexantwort ist ein sogenannter Eigenreflex, der über das Rückenmark gesteuert wird – also ohne Beteiligung des Gehirns abläuft.
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Bedeutung in der Schilddrüsendiagnostik
Die Messung der Achillessehnenreflexzeit kann in bestimmten Fällen Hinweise auf eine veränderte Stoffwechsellage liefern, insbesondere im Zusammenhang mit einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion).
Verlängerte Reflexzeit = möglicher Hinweis auf eine Unterfunktion
Bei PatientInnen mit einer manifesten oder auch subklinischen Hypothyreose ist die Achillessehnenreflexzeit signifikant verlängert. Dies liegt daran, dass der Mangel an Schilddrüsenhormonen zu einer verlangsamten neuromuskulären Erregungsleitung führt – die Muskulatur reagiert also träger.
In der Fachliteratur wird als Referenzbereich eine Reflexzeit von 280 bis 410 Millisekunden angegeben. Werte darüber können ein funktioneller Marker für Schilddrüsenhormonmangel in der Skelettmuskulatur sein.
Klinische Relevanz – Wann ist die Messung sinnvoll?
Die Achillessehnenreflexzeit ist kein Standardverfahren mehr in der hausärztlichen Praxis, kann aber in Spezialambulanzen oder endokrinologischen Einrichtungen zum Einsatz kommen, etwa:
- bei unklarer Symptomlage trotz normwertiger Schilddrüsenhormone
- bei subjektiven Beschwerden, die nicht mit dem Laborbild übereinstimmen
- zur Verlaufskontrolle bei bekannter Schilddrüsenerkrankung
Allerdings ist die Messung gerätetechnisch aufwändig (z. B. mit Reflexzeitmessern) und wird heute nur noch selten durchgeführt. In vielen Fällen stützt sich die Diagnostik ausschließlich auf Laborwerte.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Bereits in den 1990er-Jahren wurde die Achillessehnenreflexzeit als potenzieller Marker für den Schilddrüsenhormonmangel in der Skelettmuskulatur beschrieben. In einer wegweisenden Studie zeigten sich signifikante Unterschiede in der Reflexzeit zwischen euthyreoten (stoffwechselgesunden) und hypothyreoten ProbandInnen.
Quelle: C. Courtin, C. Meier, J. Galambos, M. Guglielmetti, M. Kunz, J. J. Staub: „Achillessehnenreflexzeit – Ein metabolischer Marker des Schilddrüsenhormonmangels an der quergestreiften Muskulatur“, Schilddrüse 1999, 221–227.
Wenn die Laborwerte unauffällig sind, aber trotzdem Beschwerden bestehen…
Bei anhaltenden Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion – trotz „normaler“ Schilddrüsenwerte im Blut – können ergänzende Untersuchungen sinnvoll sein.
Neben dem klassischen, aber nur noch selten eingesetzten, TRH-Test gibt es weitere alternative Diagnosemethoden, die Hinweise auf eine mögliche Unterfunktion geben können:
- ZULEWSKI-Score
Klinischer Symptom-Score zur Einschätzung der Schilddrüsenfunktion anhand typischer Beschwerden. - Temperaturmethode nach Broda BARNES
Beurteilung der Stoffwechsellage über die morgendliche Basaltemperatur. - Temperaturmethode nach Bruce RIND
Erweiterung der Barnes-Methode mit Fokus auf tageszeitliche Temperaturschwankungen. - Achillessehnenreflexzeit
Verlängerte Reflexzeit kann ein Hinweis auf eine veränderte Schilddrüsenfunktion sein. - Pulswellenerscheinungszeit
Diese Messung gibt Auskunft über die Kreislaufreaktionen bei Schilddrüsenunterfunktion.
Wichtig: Diese Verfahren ersetzen keine Labordiagnostik, können sie aber ergänzen – besonders dann, wenn Symptome bestehen, die sich mit Blutwerten allein nicht erklären lassen.
Letzte Aktualisierung: 10. September 2025