Schilddrüsenbedingte Störungen der Sexualhormone (Prolaktin, Östrogene, Progesteron, Androgene)
Im Verlauf der → Hashimoto-Thyreoiditis und des → Morbus Basedow kann es zu zahlreichen Wechselwirkungen zwischen Schilddrüsenhormonen und Sexualhormonen kommen.
Einführung in die hormonellen Wechselwirkungen
Störungen der Schilddrüsenhormone, wie eine Unter- oder Überfunktion, können den Monatszyklus beeinflussen oder auch der Grund für eine ungewollte Kinderlosigkeit sein. Diese Probleme treten gehäuft bei Frauen mit einer manifesten Hypothyreose auf, können aber auch schon bei latenten Störungen vorliegen. Dafür kann es mehrere, sehr unterschiedliche Gründe geben.
Bevor wir tiefer in die Wechselwirkungen der Hormone eintauchen, möchte ich Ihnen mein aktuelles eBook empfehlen, das speziell auf die Bedürfnisse von Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis eingeht: „Diagnose Hashimoto bei Mädchen und Frauen“. (Amazon-Partnerlink). Es bietet nicht nur detaillierte Informationen über die Krankheit, sondern auch praxisnahe Tipps, wie Sie die Symptome effektiv angehen können. Für viele Frauen ist dieses eBook eine wichtige Hilfe beim Umgang mit der Diagnose und der richtigen Therapie.
Prolaktin und die Auswirkungen auf den Zyklus
Oftmals liegt es daran, dass das TRH nicht nur die Freisetzung von TSH fördert um die Schilddrüse zur Produktion von Schilddrüsenhormonen zu stimulieren, sondern gleichzeitig auch die Freisetzung von Prolaktin angeregt wird.
„Die Prolaktinsekretion wird von zahlreichen endokrinen Faktoren moduliert: Während das TRH, das Östradiol, das Oxytocin und das Angiotensin eine stimulierende Wirkung haben, entfalten das Progesteron, GABA, das Thyroxin, das Somatostatin und das Dopamin einen hemmenden Effekt.“ (W. Feichtinger „Schilddrüse aus der Sicht des Fertilitätsmediziners“, Schilddrüsenkonsens Wien-Niederösterreich, www.schilddruesengesellschaft.at, Link geprüft am 13.09.23)
Prolaktin ist ein Hormon, das insbesondere während der Schwangerschaft eine Rolle spielt, da es die Milchproduktion in der Brust anregt. Ein zu hoher Prolaktinspiegel kann jedoch auch außerhalb einer Schwangerschaft zu Zyklusstörungen führen. Bei nicht schwangeren Frauen kann ein Überschuss an Prolaktin zu anovulatorischen Zyklen (kein Eisprung) bis hin zu ausbleibender Regelblutung führen. Oft treten ausgeprägte Beschwerden im Bereich der Brüste auf (Spannungsgefühle, Schmerzen, Schwellungen, Milchfluss). Dieser Prolaktin-Überschuss normalisiert sich oft, wenn die Hypo- oder auch die Hyperthyreose mit Schilddrüsenhormonen ausgeglichen wird. Die Besserung von Zyklusstörungen kann jedoch einige Monate hinter der Schilddrüsenhormoneinstellung hinterherhinken.
Tipp: Eine Prolaktin-Erhöhung wird oft durch einen Mangel an Dopamin verursacht. Bei Zyklusstörungen und dem prämenstruellen Syndrom, die durch ein Zuviel an Prolaktin ausgelöst werden, kann die Einnahme eines Mönchspfeffer-Präparates (vitex agnus castus) helfen. Mönchspfeffer hat eine dopaminerge Wirkung, d.h. es regt die Ausschüttung des Nervenbotenstoffes Dopamin in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) an. Produktempfehlung: Agnusfemina (DocMorris-Anzeige) 4 mg Mönchspfeffer-Trockenextrakt – Hilft bei Zyklusstörungen durch Prolaktinüberschuss.
Die Rolle von Östrogen und Progesteron bei der Schilddrüsenfunktion
Östrogene und Progesteron sind Gegenspieler. Ein Ungleichgewicht der Sexualhormone wirkt sich negativ auf die Funktionsweise der Schilddrüsenhormone aus. Durch ein Zuviel an Östrogenen wird die Anzahl der Bindungseiweiße erhöht, wodurch die Schilddrüsenhormone stärker gebunden und weniger in den Organen freigesetzt werden. Auch ohne ausreichend Progesteron können die Schilddrüsenhormone nicht richtig wirken. Die Beschwerden die durch Störungen der Sexualhormone ausgelöst werden, können unter Umständen als zyklusabhängige Hypothyreose fehlgedeutet werden. Sehr häufig kommt es auch hier zur Ausbildung eines prämenstruellen Syndroms mit Symptomen wie Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme und Spannungsgefühlen in den Brüsten.
Hintergrundwissen: Die Produktion von Sexualhormonen geht vom Hypothalamus aus, welcher mit Signalstoffen die Hypophyse zur Hormonproduktion anregt. Die Hypophyse setzt die Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) frei. Dadurch werden die Eierstöcke angeregt die weiblichen Hormone, verschiedene Östrogene und Progesteron zu bilden. In der ersten Zyklushälfte dominiert das FSH, wodurch in den Eierstöcken mehrere Eibläschen heranreifen. Parallel dazu werden von den Eierstöcken Östrogene gebildet. Zur Zyklusmitte hin steigt dann die Konzentration des LH stark an, wodurch der Eisprung ausgelöst wird. Mit dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte. Das herangereifte Ei ist nun befruchtungsfähig und wandert vom Eierstock durch den Eileiter bis in die Gebärmutter. Dabei bleibt im Eierstock die Eihülle zurück. Aus dieser Eihülle entsteht der sogenannte Gelbkörper, welcher das Progesteron produziert. Wird das Ei nicht befruchtet, sterben Ei und Gelbkörper ab. Gleichzeitig sinken der Östrogen- und Progesteronspiegel ab. Am Ende dieses circa 28 Tage dauernden Zyklus wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen.

Viele der begleitend zur Hashimoto-Thyreoiditis oder zum Morbus Basedow auftretenden Beschwerden im Bereich der weiblichen Hormone normalisieren sich, wenn die Schilddrüsenfunktionslage richtig eingestellt ist. In einigen Fällen (besonders bei lange unbehandelten Hypothyreosen) können diese Zyklusprobleme aber auch unabhängig davon bestehen bleiben und müssen gesondert behandelt werden. Häufig werden hartnäckige Beschwerden dann entweder durch einen Progesteron- oder einen Östrogenmangel ausgelöst. Vor der Menopause ist ein Progesteron-Mangel häufiger, mit dem Beginn der Wechseljahre ein Östrogenmangel wahrscheinlicher. Die Tabelle gibt eine kurze Übersicht über die Symptome, die durch einen Progesteron- bzw. Östrogenmangel ausgelöst werden können.
Störungen der weiblichen Hormone können rückwirkend auch wieder den Verlauf der Schilddrüsenautoimmunerkrankungen beeinflussen. Hohe Östrogenspiegel wirken sich dabei eher negativ auf den Autoimmunprozess aus, weil sie ihn stimulieren. Ist jedoch gleichzeitig der Progesteronspiegel erhöht, können diese beiden Sexualhormone beruhigend auf den Autoimmunprozess wirken.
Androgene: Auswirkungen und Zusammenhang mit Hashimoto
Eine Hyperthyreose wirkt sich darüber hinaus besonders auf die Androgene aus. Das SHBG (Sexualhormon-Bindendes Globulin) ist erhöht und induziert eine erhöhte Umwandlung von Androgenen zu Östrogenen. Über wenig erforschte, komplizierte Rückkopplungsprozesse verstärkt ein Zuviel an Androgenen die Ausschüttung von LH und FSH während ein Überangebot an Östrogenen sich negativ auf das natürliche Gegenspielerhormon Progesteron auswirkt.
Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCO-Syndrom) tritt bei etwa 5-10% der Frauen im gebärfähigen Alter auf. Diskutiert wird ein gehäuftes Auftreten des PCO-Syndroms bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) mit Symptomen wie Akne, vermehrter Körperbehaarung, Zyklusstörungen z. B. ausbleibende Blutungen und Übergewicht.
Abschließende Tipps
Die richtige Behandlung der Schilddrüsenprobleme in Kombination mit der Berücksichtigung der Sexualhormone ist entscheidend für eine Verbesserung der Symptome. In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Hormone regelmäßig durch einen Arzt überprüfen zu lassen, um eine optimale Therapie zu gewährleisten.
Ergänzend dazu können ausgewählte Nährstoffpräparate und Heilpflanzen, wie in diesem Artikel beschrieben, eine wertvolle Unterstützung bieten. Wenn Sie mehr über bewährte Produkte erfahren möchten, finden Sie hier eine detaillierte Übersicht mit Empfehlungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Schilddrüsenpatientinnen abgestimmt sind:
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Fachbegriffe erklärt
Prolaktin: Ein Hormon, das vor allem für die Milchbildung während der Schwangerschaft zuständig ist, aber auch andere physiologische Prozesse beeinflusst.
Östradiol: Ein wichtiges Östrogen, das vor allem während des Menstruationszyklus wirkt und die weibliche Fruchtbarkeit beeinflusst.
TSH: Das Thyreotropin (TSH) ist ein Hormon, das von der Hypophyse ausgeschüttet wird, um die Schilddrüse zur Produktion von Schilddrüsenhormonen anzuregen.
SHBG: Sexualhormon-bindendes Globulin – ein Protein, das Sexualhormone wie Testosteron und Östrogene bindet und ihre biologische Aktivität reguliert.
Progesteron: Ein Hormon, das vor allem für die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft verantwortlich ist.
LH: Luteinisierendes Hormon – ein Hormon, das für den Eisprung verantwortlich ist und die Produktion von Progesteron anregt.
Letzte Aktualisierung: 30. Juli 2025