Feinnadelbiopsie der Schilddrüse- Ein wichtiger Schritt zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen

Die überwiegende Mehrheit der Schilddrüsenerkrankungen ist gutartig. Diese lassen sich in der Regel relativ einfach durch Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen (Sonografie) und gegebenenfalls nuklearmedizinische Verfahren wie die Szintigrafie diagnostizieren. In einigen Fällen, insbesondere wenn der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung besteht, ist jedoch eine zusätzliche diagnostische Maßnahme erforderlich: die Feinnadelbiopsie der Schilddrüse.

Was ist eine Feinnadelbiopsie der Schilddrüse?

Die Feinnadelbiopsie (von griechisch bíos = Leben und opsis = Sehen) ist ein diagnostisches Verfahren, bei dem mit einer dünnen, hohlen Nadel Gewebeproben aus der Schilddrüse entnommen werden. Diese Proben werden anschließend im Labor auf mögliche krankhafte Veränderungen untersucht.

Das Verfahren wird vor allem eingesetzt, um verdächtige Knoten in der Schilddrüse genauer zu untersuchen. Ein solcher Knoten könnte auf eine gutartige Veränderung oder auch auf eine bösartige Erkrankung wie Schilddrüsenkrebs hinweisen. Besonders bei sogenannten „kalten Knoten“ – das heißt, Knoten, die bei einer Szintigrafie keine Aufnahme von radioaktivem Material zeigen – kann die Feinnadelbiopsie eine entscheidende Rolle bei der Klärung der Diagnose spielen.

Wann ist eine Feinnadelbiopsie der Schilddrüse erforderlich?

Nicht jeder Schilddrüsenknoten muss biopsiert werden. Eine Feinnadelbiopsie wird in der Regel dann in Betracht gezogen, wenn:

  • Ein Knoten in der Schilddrüse auffällig erscheint (z. B. unregelmäßige Ränder, schnell wachsend, oder wenn er klinisch verdächtig wirkt).
  • Der Knoten als „kalt“ erscheint, also bei der Szintigrafie keine radioaktive Substanz aufnimmt.
  • Der Ultraschallverdacht auf eine mögliche bösartige Veränderung besteht, etwa durch verdickte Wände oder eine unscharfe Umrandung.
  • Eine familiäre Vorbelastung mit Schilddrüsenkrebs vorliegt.

Ziel der Feinnadelbiopsie ist es, zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen zu unterscheiden, um eine frühzeitige Behandlung einzuleiten, wenn erforderlich.

Wie läuft die Feinnadelbiopsie ab?

Die Feinnadelbiopsie der Schilddrüse ist ein relativ einfaches und meist schmerzarmes Verfahren, das häufig in einer Arztpraxis oder einer spezialisierten Klinik durchgeführt wird. Der Ablauf gestaltet sich in der Regel wie folgt:

Vorbereitung: Vor der Biopsie werden der Patient und der Arzt die Ergebnisse von Ultraschall und anderen Untersuchungen besprechen. Häufig wird der Patient gebeten, auf bestimmte Medikamente wie Blutverdünner vor der Untersuchung zu verzichten.

Lokalanästhesie: Der Bereich um den Schilddrüsenknoten wird mit einem lokalen Betäubungsmittel (meist ein Anästhetikum in Form einer Injektion) betäubt, um Schmerzen während des Eingriffs zu vermeiden.

Gewebeentnahme: Mit einer dünnen, hohlen Nadel wird unter Ultraschallkontrolle (meist direkt am Ultraschallgerät) eine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Knoten entnommen. Der Eingriff dauert in der Regel nur wenige Minuten.

Nachsorge: In der Regel ist keine spezielle Nachsorge erforderlich. Es wird jedoch empfohlen, den Bereich nach dem Eingriff für kurze Zeit ruhig zu halten, und leichte Beschwerden wie ein Druckgefühl sind normal.

Was passiert mit der entnommenen Gewebeprobe?

Das entnommene Gewebe wird zur weiteren Untersuchung an ein Labor geschickt, wo es von Pathologen unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht wird. Je nach Befund kann es sich um eine gutartige oder bösartige Erkrankung handeln.

Gutartige Veränderungen: Häufig handelt es sich um Zysten, benigne Knoten oder entzündliche Veränderungen der Schilddrüse.

Bösartige Veränderungen: In seltenen Fällen wird Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, wie etwa das Papillarkarzinom oder das follikuläre Karzinom.

Die Ergebnisse der Biopsie liegen in der Regel nach wenigen Tagen vor, und der behandelnde Arzt wird die nächsten Schritte auf Basis des Befundes empfehlen.

Vorteile der Feinnadelbiopsie

  • Minimalinvasiv: Die Feinnadelbiopsie ist ein schonendes Verfahren, das in der Regel ohne größere Risiken oder Komplikationen durchgeführt werden kann.
  • Schnelle Diagnostik: Durch die direkte Entnahme von Gewebeproben ist eine schnelle und präzise Diagnose möglich.
  • Geringe Schmerzen: Der Eingriff ist in der Regel nur mit minimalen Schmerzen verbunden, die durch die lokale Betäubung stark reduziert werden.

Risiken und mögliche Komplikationen

Wie bei jeder medizinischen Untersuchung gibt es auch bei der Feinnadelbiopsie einige mögliche Risiken:

  • Infektionen: Das Risiko einer Infektion ist gering, da die Nadel sterilisierte Bedingungen erfüllt.
  • Blutungen: In seltenen Fällen kann es zu leichten Blutungen an der Entnahmestelle kommen, die in der Regel von selbst wieder aufhören.
  • Verletzung benachbarter Strukturen: Sehr selten kann es zu einer Verletzung von benachbarten Strukturen wie Nerven oder Blutgefäßen kommen, was jedoch durch die Ultraschallkontrolle weitgehend verhindert wird.

Fazit: Die Feinnadelbiopsie der Schilddrüse ist eine bewährte Methode, um bei verdächtigen Schilddrüsenknoten zwischen gutartigen und bösartigen Erkrankungen zu unterscheiden. Obwohl die meisten Schilddrüsenerkrankungen gutartig sind, spielt diese Biopsie eine entscheidende Rolle, um auch seltene bösartige Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls eine zielgerichtete Therapie zu starten. Der Eingriff ist in der Regel sicher, schmerzarm und ermöglicht eine schnelle Diagnose.

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Letzte Aktualisierung: 17. September 2025

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