Schlechte Ärzte behandeln einen veränderten TSH-Wert – gute Ärzte schilddrüsenkranke Menschen
Ich schreibe auf www.schilddruesenguide.de wenig über meine eigene Krankheitsgeschichte, weil im Unterschied zu mir die meisten Hashimoto-Thyreoiditis-Patienten einen unkomplizierten Krankheitsverlauf haben. Mir ist auch nicht an einem Hype um meine Person gelegen – mir geht es um die sachliche und seriöse Weitergabe von Gesundheitsinformationen.
Aber dieser heutige Artikel ist dann doch ein Plädoyer in eigener Sache – für Hashimoto-Erkrankte wie mich, die mit der Standardtherapie (L-Thyroxin) und einem niedrig normalen TSH-Wert keine akzeptable Lebensqualität erreichen. Seien Sie froh, wenn Sie das nicht betrifft! Es ist nicht so, dass es dann keine alternativen Behandlungsansätze gibt – doch die gibt es – ergänzendes T3. Aber das bedeutet nicht, dass Sie das auch bekommen, wenn Sie es brauchen … stellen Sie sich stattdessen auf Rechtfertigungsdruck und zermürbende Diskussionen ein … und das nicht nur einmal.
Als ich am 22. März 2005 mit 1-2-3-Homepage von AOL ;-) die Zusammenfassung → Hashimoto-Thyreoiditis: Informationen zum Krankheitsbild online gestellt habe, war es als hätte ich in ein Wespennest gestochen. Kurz nach der Veröffentlichung meines nächsten Artikels → Ist das TSH normal – fühlt der Patient sich optimal … hieß es nicht nur 📬Sie haben Post, sondern erst einmal ist der Server zusammengebrochen. Ich hatte damals nicht vor, mich längerfristig zu engagieren und über die Jahre habe ich oft gedacht – Nicole, es ist Wahnsinn was du da unentgeltlich machst – wie viel Zeit, Kraft und Arbeit du in den Schilddrüsenguide steckst. Aber der gestrige Tag hat mir gezeigt, es ist auch 20 Jahre später immer noch wichtig – der Marathonlauf um einen guten Behandlungsstandard bei der Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht beendet und das Ziel vielleicht auch noch sehr lange nicht erreicht.
✅ Nachtrag am 18. August 2025 – das Positive an meinem aktuellen Ärger in eigener Sache ist – mit dem Projekt “ Der T3/T4-Kombinationstherapie-Rechner“ geht es konkret weiter. Und ↓ das ist auch neu.
Zentrale Themenseite mit vertiefenden Informationen zur T3-T4-Behandlung → Schilddrüsenunterfunktion optimal behandeln – was die T3-T4-Kombinationstherapie leisten kann
Ärzte mögen es einfach – die Krankenkassen billig
Der kleinste, gemeinsame Nenner ist der TSH-Wert … gewissermaßen die eierlegende Wollmilchsau der Schilddrüsenmedizin. Ein schneller Blick ins AWMF Leitlinienregister und da ist sie – die S2k-Leitlinie Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis – damit sind die Ärzte, die danach handeln, auf der sicheren Seite. Blöd daran ist nur, dass der Störfaktor Patient oft weder nach Lehrbuch noch nach Leitlinie mit praktischem Schema F funktioniert. Schilddrüsenspezialisten und die Vertreter der Schilddrüsenselbsthilfe wissen das selbstverständlich, aber „the show must go on“ und das wird sich so schnell nicht ändern.
Warum? Weil diejenigen, die es besser wissen und in ihrem Arbeitsalltag oft auch besser machen, es nicht öffentlich sagen. Sechs Jahre Regelstudienzeit (aus denen schnell 7 bis 8 Jahre werden können) plus 5 bis 6 Jahre Facharztausbildung. Anschließend einige Jahre als Facharzt. Die nächsten als Oberarzt, vielleicht noch ein paar als leitender Oberarzt – um nach 20 Jahren endlich am Karriereziel Chefarzt angelangt zu sein. Wer auf dieser Ochsentour unterwegs ist, setzt das nicht leichtfertig aufs Spiel und kritisiert die Fachgesellschaften – erst recht nicht für Hashimoto-Patienten bei denen es nicht um Leben und Tod, sondern „nur“ um Lebensqualität geht.
Endokrinologen sind Mangelware – besonders auf dem Land
Wenn es Sie wie mich z.B. in die ostwestfälische Provinz verschlagen hat, müssen Sie heutzutage dankbar sein, wenn Sie überhaupt noch eine Hausarztpraxis finden die Sie aufnimmt. Hier ist es nicht unüblich, dass Hausärzte weit über die Regelaltersgrenze hinaus weiter arbeiten, weil sie keinen Praxisnachfolger finden und ihre Patienten nicht im Stich lassen wollen. Aber wie ist es um das Schilddrüsenwissen eines Arztes bestellt, der vor etlichen Jahren studiert und in seinem aufreibenden Praxisalltag selbst für die wichtigsten Fortbildungen kaum Zeit hat?
Dafür gibt es Fachärzte? Ja, zumindest theoretisch. Tatsächlich gibt es in der Kleinstadt Lemgo, in der ich wohne, mit ihren 40.000 Einwohnern keinen Endokrinologen. Nächstgelegene, größere Städte sind Bielefeld und Paderborn. Dort gibt es vereinzelt (!) Endokrinologen und mit einem so riesigen Versorgungsgebiet, dass eine mehrmonatige Wartezeit auf einen Termin der Normalfall ist – wenn überhaupt noch neue Patienten angenommen werden.
Auch kennt sich längst nicht jeder Endokrinologe mit den Tücken der Hashimoto-Thyreoiditis aus und ist ein Spezialist für Erkrankungen der Schilddrüse. Die Tätigkeitschwerpunkte liegen oft woanders. Oftmals in der finanziell lukrativen Kinderwunsch-Behandlung oder der Therapie bei Diabetes, eine Erkrankung mit einer sehr starken Selbsthilfelobby.
Aber jetzt zum eigentlichen Thema ↓
Wenn die Standardtherapie mit L-Thyroxin nicht ausreicht
Insbesondere mit Blick auf die Hashimoto-Thyreoiditis gibt es einen Anteil Betroffener, die – so wie ich – nur durch die Behandlung mit einem T4-Präparat keine zufriedenstellende Lebensqualität erreichen.
Bei diesen Patienten (bei mir auch) bleibt der T3‑Spiegel trotz hohem T4-Spiegel und normwertigem TSH niedrig oder sogar erniedrigt, was anhaltende Symptome erklären kann. Das Problem – um das zu bemerken, muss man erst einmal eine Sache machen – den T3-Wert bestimmen. Routinemäßig wird aber oft nur der TSH-Wert untersucht. Beliebt ist auch die ebenfalls unzureichende Kombination TSH und fT4.
Einer der ältesten und meist gelesenen Artikel auf www.schilddruesenguide.de behandelt mit Blick darauf die → Umwandlungsstörung (Konversionsstörung)
Der ein oder andere kennt sicher auch die Veröffentlichungen von Prof. Dr. Rudolf Hoermann → Unzufriedenheit mit TSH-orientierter T4-Monotherapie nimmt stetig zu!
Bekannt ist das Problem also schon lange.
Hinweise auf einen funktionellen T3-Mangel
Leitsymptome:
- Anhaltende Müdigkeit & starke Erschöpfung
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen / „Brain Fog“
- Depressive Verstimmungen, Angstgefühle und ein Gefühl innerer Leere
- Schlechter Stoffwechsel → Gewichtszunahme trotz normaler Ernährung
Typischer Laborbefund:
- fT3: Erniedrigt oder im unteren Referenzbereich
- fT4: Normal
- TSH: Normal oder leicht erhöht
Risikogruppen:
- Hashimoto-Patienten, die L-Thyroxin einnehmen und weiterhin Symptome zeigen
- Menschen, die unter chronischem Stress leiden
- Chronisch Kranke (Low-T3-Syndrom)
- Ältere Menschen (Konversionsleistung nimmt ab)
- Personen mit Leber- oder Nierenschwäche (eingeschränkte T4→T3-Konversion)
T3-Gabe als erfolgsversprechende Therapieoption
Dann ist die ergänzende T3-Medikation eine gute, richtig eingesetzt und kontrolliert auch sichere Behandlungsmöglichkeit, die vielen Hashimoto-Betroffenen eine zufriedenstellende Lebensqualität ermöglicht. Aber die Mehrheit der Ärzte lehnt sie dennoch ab – die Unkenntnis oder sagen wir besser der Informationsbedarf ist gross.
Als ich beispielsweise nach einem Unfall ins örtliche Krankenhaus eingeliefert und nach Medikamenten gefragt wurde, kannten die Ärzte (von denen ich ansonsten einen guten Eindruck hatte) das T3-Präparat wirklich nicht.
In der Apotheke habe ich das interessehalber mal nachgefragt – ich bin die einzige Kundin für die das regelmässig bestellt wird. Ansonsten wird das nie verschrieben.
Deshalb an dieser Stelle einige Argumente dafür:
Aktuelle Studie (Juni 2025): Kombinationstherapie senkt Risiko für Demenz und Sterblichkeit
Eine große Auswertung der University of Texas Medical Branch (UTMB, 2025) zeigt erstmals einen Zusammenhang zwischen der Schilddrüsenbehandlung und langfristigen Gesundheitsrisiken:
- Die Daten von über 4,5 Millionen Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) wurden analysiert
- Verglichen wurden LT4-Monotherapie, T4+T3-Kombination und DTE (Desiccated Thyroid Extrakt, getrockneter tierischer Schilddrüsenextrakt)
- Auch bei normalem TSH waren das Risiko für Demenz und die Sterblichkeitsrate erhöht!
Ergebnisse (Kombinationstherapie vs. LT4-Monotherapie):
- 27 % geringeres Risiko für Demenz
- 31 % geringeres Sterblichkeitsrisiko
- Auch nach Adjustierung, dem Versuch Störfaktoren herauszurechnen, ist das Ergebnis noch bahnbrechend: Das Demenzrisiko war mit T3-T4-Kombination immer noch 16 % niedriger als mit T4-Monotherapie. Das Sterberisiko (Mortalität) war 25 % niedriger – und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen!
Diese Studie stellt damit die verbreitete Annahme in Frage, dass die alleinige TSH-Normalisierung ausreicht – und unterstützt die individuelle Kombinationstherapie mit T3 als mögliche Schutzmaßnahme für Patienten.
🔗 Zur Original-Veröffentlichung
Fabyan Esberard de Lima Beltrão , Giulia Carvalhal , Vandrize Meneghini u.a. „Treatment of Hypothyroidism That Contains Liothyronine is Associated With Reduced Risk of Dementia and Mortality Get access Arrow“, In: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism
Bei Patienten mit Schilddrüsenentfernung und anschließender Kombinationstherapie (LT₄ + LT₃) ließ sich über ein Jahr eine verbesserte diastolische Herzfunktion nachweisen, ohne unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse. Quelle: Biodi u.a. „Preliminary Results of a Double-Blind Randomized Controlled Trial Evaluating the Cardiometabolic Effects of Levothyroxine and Liothyronine Compared to Levothyroxine with Placebo in Athyreotic Low-Risk Thyroid Cancer Patients“ (2023)
Eine Studie untersuchte LT₄ kombiniert mit langsam freisetzendem LT₃. Sie fand verbessert kontrollierte T₃/T₄-Verhältnisse und stabile T₃-Werte über 24 Stunden ohne große Schwankungen – ein potenziell physiologischerer Ansatz zur Vermeidung von T₃-Peaks. Quelle: Mehran u.a. „Pharmacodynamic and pharmacokinetic properties of the combined preparation of levothyroxine plus sustained- release liothyronine; a randomized controlled clinical trial“ (2023)
Ein Konsensdokument von ATA, BTA und ETA empfiehlt, für symptomatische Patienten trotz optimaler LT₄-Einstellung unter engstmaschiger Überwachung eine befristete Zusatztherapie mit T₃ in Erwägung zu ziehen – insbesondere bei gut dokumentierter Hypothyreose. Dabei ist langfristige Sicherheit entscheidend. Quelle: Ahluwalia u.a. „Use of liothyronine (T3) in hypothyroidism: Joint British Thyroid Association/Society for endocrinology consensus statement“ (2023)
Eine randomisierte Cross-over-Studie zeigte, dass LT₃-Monotherapie im Vergleich zu LT₄ bei Frauen mit anhaltenden Symptomen (z. B. Müdigkeit, kognitive Beschwerden, Angst) signifikant bessere Werte in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erzielte. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen bevorzugte LT₃, ohne Anzeichen von Hyperthyreose oder kardiovaskulären Nebenwirkungen. Quelle: Bjerkreim u.a. „Effect of Liothyronine Treatment on Quality of Life in Female Hypothyroid Patients With Residual Symptoms on Levothyroxine Therapy: A Randomized Crossover Study“ (2022)
Meta-Analysen und Umfragen zeigen, dass Kombinationstherapien häufig angewendet werden, obwohl eindeutige Vorteile in Studien nicht konsistent belegt sind. Patienten mit anhaltenden Symptomen könnten dennoch individuell profitieren. Quelle: Jonklaas u.a. „Evidence-Based Use of Levothyroxine/Liothyronine Combinations in Treating Hypothyroidism: A Consensus Document“ (2021)
Die ergänzende Einnahme von T3 und das dadurch supprimierte TSH
Hashimoto-Betroffenen, die unter anhaltenden Beschwerden leiden, kann also oft geholfen werden – durch den Umstieg auf eine T3-T4-Kombinationstherapie. Aber diese verbesserte Lebensqualität hat nicht selten einen Preis – die Erniedrigung des TSH bis unter die Referenzbereichsgrenze – das soll hier nicht verschwiegen oder verharmlost werden.
Lesen Sie dazu auch → Ist ein zu hoher oder zu niedriger TSH-Wert schlimm? → Stand der Dinge: Informationen zum TSH-Referenzbereich
Warum ist das TSH durch die Einnahme von T3 supprimiert?
T3 (Trijodthyronin) ist das biologisch aktive Schilddrüsenhormon. Wenn es in Tablettenform eingenommen wird, beeinflusst es den Schilddrüsen-Regelkreis deutlich stärker als T4 (Thyroxin).
So funktioniert der Regelkreis
- Der Hypothalamus produziert TRH → regt die Hypophyse an.
- Die Hypophyse schüttet TSH aus → regt die Schilddrüse zur Hormonproduktion an.
- T3 und T4 wirken rückkoppelnd hemmend auf Hypophyse und Hypothalamus → negatives Feedback.
Was passiert bei T3-Einnahme?
- T3 wird schnell aufgenommen → der fT3-Spiegel steigt deutlich an.
- Die Hypophyse „erkennt“ den hohen T3-Spiegel → TSH wird unterdrückt.
- Das kann auch bei kleinen Dosen T3 passieren – teils vollständig supprimiert (TSH < 0,01).
Warum stärker als bei T4?
- T3 wirkt schneller und kürzer (Halbwertszeit ca. 1 Tag), führt zu Peaks im Blutspiegel.
- T4 wirkt langsamer und gleichmäßiger – daher reagiert TSH moderater.
Fazit: Ein niedriges oder supprimiertes TSH unter T3-Therapie bedeutet nicht zwangsläufig eine Überfunktion. Entscheidend ist die klinische Beurteilung sowie die Werte von fT3 und fT4 im Zusammenhang.
Warum ist ein supprimiertes TSH problematisch? Welche gesundheitlichen Risiken bestehen?
Ein supprimiertes TSH (< 0,01 mIU/l) kann – je nach Ursache und Dauer – gesundheitlich problematisch sein. Dabei ist es wichtig, zwischen:
- pathologischer Suppression (z. B. durch Überfunktion oder Überdosierung)
- und therapeutischer oder funktioneller Suppression (z. B. bei gezielter T3-Gabe oder Schilddrüsenkrebsnachsorge)
zu unterscheiden.
Warum kann ein supprimiertes TSH problematisch sein?
Ein dauerhaft supprimiertes TSH signalisiert dem Körper:
„Es sind ausreichend – oder zu viele – Schilddrüsenhormone vorhanden.“
Dadurch werden verschiedene Organsysteme beeinflusst. Die Risiken hängen davon ab, ob gleichzeitig fT3 und/oder fT4 erhöht sind oder im Normbereich bleiben.
Mögliche gesundheitliche Risiken bei supprimiertem TSH (vor allem bei Überdosierung):
Knochengesundheit (Osteoporose)
Schilddrüsenhormone regen den Knochenabbau an. Ein supprimiertes TSH kann (besonders bei erhöhtem fT3) zu beschleunigtem Knochenstoffwechsel führen → Knochendichteverlust. Besonders betroffen sind Frauen nach der Menopause.
TSH-Suppression, Vitamin D & Knochendichte bei Hashimoto
Ein supprimierter TSH wird oft mit Knochenschwund in Verbindung gebracht – doch das ist nicht immer der Fall.
Gibt es dazu Studienergebnisse?
- Mehrere Studien* zeigen keinen direkten Zusammenhang zwischen supprimiertem TSH und verminderter Knochendichte – besonders bei prämenopausalen Frauen.
- Der Effekt hängt stark von Alter, Geschlecht und Begleitfaktoren ab (z. B. Vitamin-D-Mangel, Bewegungsmangel).
- Insgesamt sind die Studienergebnisse aber widersprüchlich.
- Ergebnis der Studie von Ku 2021 war z.B.: Bei postmenopausalen Frauen ist eine TSH-suppressive Therapie mit einem signifikanten Rückgang der Knochendichte verbunden, während prämenopausale Frauen unter Suppression keine Nachteile, sondern sogar eine leichte Zunahme der Knochendichte zeigen. Der Schutz durch Östrogene und die Fähigkeit des Knochengewebes, sich metabolisch anzupassen und Knochen neu aufzubauen, führen offenbar dazu, dass prämenopausale Frauen unter TSH-Suppression oft keine Knochendichteverluste zeigen – sondern im Gegenteil eine leichte Zunahme.
Rolle von Vitamin D:
- Ein Mangel kann zu Osteoporose führen – besonders bei chronischer Unterversorgung.
- Hashimoto-Patienten haben überdurchschnittlich häufig niedrige Vitamin-D-Spiegel.
Was bedeutet das in der Praxis?
- Supprimierte TSH-Werte erhöhen das Risiko für Knochenschäden nicht zwangsläufig.
- Regelmäßige Vitamin-D-Kontrollen (Zielwert: 30–50 ng/ml) und ggf. Supplementation sind bei Hashimoto empfehlenswert.
- Knochendichtemessungen sind insbesondere bei Frauen nach der Menopause sinnvoll
* Influence of thyrotropin-suppressive therapy on bone mineral density in patients with well-differentiated thyroid carcinoma (Heemstra 2006) / Long-term effects of L-thyroxine suppressive therapy on bone metabolism in young patients with differentiated thyroid carcinoma (Biondi 2005) / Effects of long-term suppressive therapy with levothyroxine on bone metabolism in young women with differentiated thyroid carcinoma (Tauchmanovà 2004) / Effect of Suppressive Levothyroxine Therapy on Bone Mineral Density in Young Patients with Differentiated Thyroid Carcinoma (Zanella 2022) / Effect of TSH Suppression Therapy on Bone Mineral Density in Differentiated Thyroid Cancer: A Systematic Review and Meta-analysis (Ku 2021)
Herz-Kreislauf-System
– Tachykardie (erhöhter Puls) / Palpitationen (Herzklopfen)
– Vorhofflimmern, besonders bei älteren Menschen
– Blutdruckanstieg und/oder Herzrhythmusstörungen
– Langfristig: erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse
Wie bemerkt man Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die oft unbemerkt bleibt – kann aber ernsthafte Folgen haben.
Typische Symptome:
- Unregelmäßiger oder schneller Herzschlag
- Herzstolpern, Herzrasen oder starkes Herzklopfen
- Kurzatmigkeit (Druck auf der Brust)
- Gelegentlich Schwindelgefühle
- Müdigkeit (plötzlicher Leistungsknick)
- Innere Unruhe
Manche Menschen spüren kaum etwas – andere sehr deutlich. Gerade bei älteren Personen kann es lange unbemerkt bleiben.
Tipp: Wer wiederholt Herzrasen und Herzstolpern oder plötzliche Erschöpfung verspürt, sollte dies unbedingt ärztlich abklären lassen – auch wenn es scheinbar harmlos wirkt.
Zentralnervensystem & Psyche
– Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit
– Konzentrationsstörungen, Unruhe
– Kann depressive oder ängstliche Zustände verstärken
Stoffwechsel
– Erhöhter Grundumsatz → ungewollter Gewichtsverlust
– Häufiger Stuhlgang, leichte Diarrhö
– Wärmeintoleranz, Schwitzen
Wann ist ein supprimiertes TSH weniger problematisch?
Ein supprimiertes TSH ohne erhöhtes fT3/fT4 – z. B. unter moderater T3-Therapie – ist nicht automatisch gefährlich, aber ein Warnzeichen, das engmaschig überwacht werden sollte, insbesondere bei Risikogruppen: älteren Menschen, postmenopausalen Frauen, Herz-Kreislauf-Patienten.
Wie geht man im Einzelfall damit um?
- Engmaschige Kontrolle der Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4)
- fT3 und fT4 im Normalbereich halten
- Überprüfung der Knochendichte (z. B. DEXA-Scan)
- Regelmäßiges EKG zur Herzüberwachung
- Vitamin D und Calcium kontrollieren sowie eventuell ergänzen
- Ausreichend Bewegung
- Auf Überfunktionssymptome und Warnsignale (Herz, Knochen) achten.
Fazit
Ein supprimiertes TSH ist kein harmloser Laborwert.
Aber die eigentlichen Risiken entstehen durch eine echte (!) hormonelle Überversorgung, besonders wenn sie unbemerkt und langfristig besteht.
Ob ein supprimiertes TSH tolerabel ist, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise
- fT3 und fT4-Werten
- klinischem Zustand (Gibt es Symptome, die für die Diagnose Schilddrüsenüberfunktion wegweisend sind?)
- Risikogruppe: ältere Menschen, postmenopausale Frauen, Herz-Kreislauf-Patienten.
Für Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis, die trotz ausreichender L-Thyroxin-Therapie weiterhin Beschwerden haben, kann eine gezielte Einstellung mit leicht supprimiertem TSH durch Zusatz von T3 eine sinnvolle und sichere Option darstellen. Dabei wird durch die gezielte Erhöhung des aktiven Hormons T3 versucht, die Stoffwechselsituation zu verbessern und Symptome zu lindern – wenn notwendig unter engmaschiger Kontrolle, um Risiken zu minimieren.
Letzte Aktualisierung: 20. August 2025