Warum werden Krankheiten der Schilddrüse nicht so richtig ernst genommen?

Die mangelnde Anerkennung ist ein Punkt, den viele Betroffene mit Schilddrüsenerkrankungen – insbesondere Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte – frustrierend oft erleben. Warum Krankheiten der Schilddrüse sooo häufig unterschätzt oder nicht ernst genug genommen werden, dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Leider!

  • „Die Werte sind doch normal…“ Viele ÄrztInnen verlassen sich nur auf den TSH-Wert, obwohl fT3 und fT4 viel aussagekräftiger sind. Auch die Referenzbereiche sind weit gefasst – was „normal“ ist, muss für den Einzelnen nicht optimal sein. Krankheitssymptome werden dann schnell als psychosomatisch abgetan, obwohl eigentlich eine hormonelle Störung vorliegt.
  • Viele Anzeichen von Schilddrüsenerkrankungen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Traurigkeit, Frieren, Haarausfall usw. sind unspezifisch. Sie werden oft in den Bereich harmloser Befindlichkeitsstörungen einsortiert und entsprechend nicht oder erst spät mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht. Viele dieser Schilddrüsensymptome entwickeln sich außerdem schleichend, was eine schnelle und eindeutige Diagnose erschwert.
  • Mangelndes Wissen über Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow gerade in vielen Hausarztpraxen sind ein Problem. Manche Leitlinien sind hoffnungslos veraltet. Therapeutische Optionen wie die Kombinationstherapie (T4 + T3) oder die Berücksichtigung von Ernährung und Mikronährstoffen werden oft nicht einbezogen.
  • „Es ist ja nur die Schilddrüse…“ Auch das hören Schilddrüsenerkrankte häufig. Die Schilddrüse wird als „kleines, belangloses Organ“ betrachtet. Dabei steuert sie den gesamten Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, ist wesentlich für das seelische Wohlbefinden usw. Meist wird auch grundsätzlich unterschätzt wie tiefgreifend sich Schilddrüsenstörungen auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirken können.
  • Betroffene wirken „gesund“. sie haben keine sichtbaren Verletzungen, keinen hochroten Fieberkopf und keine äußerlich sichtbaren Beschwerden die sofort ins Auge fallen. Dass viele Betroffene dauerhaft über die unterschiedlichsten Beschwerden (Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Muskel- und Gelenkschmerzen) klagen, aber „gesund und fit“ aussehen führt ebenfalls zu Unverständnis

Schilddrüsenerkrankungen sind wesentlich komplexer und schwieriger zu behandeln, als viele Menschen denken. Die Lücke zwischen Laborwerten und Lebensrealität ist oft groß – und genau das wird zu wenig beachtet.


Nicole Wobker:

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