Multiple Sklerose – Was hat das mit der Schilddrüse zu tun?
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Bei den meisten Betroffenen verläuft sie schubförmig – mit Phasen, in denen neue Symptome auftreten oder sich bestehende verschlechtern. MS wird heute als Autoimmunerkrankung angesehen, bei der das körpereigene Immunsystem irrtümlich die Myelinscheiden der Nervenzellen angreift, also die Schutzschicht, die für eine reibungslose Reizweiterleitung im Nervensystem sorgt.
Ursachen & Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der MS sind bis heute nicht abschließend geklärt. Als Auslöser vermutet man eine Kombination aus:
- genetischer Veranlagung
- Umweltfaktoren (z. B. Vitamin-D-Mangel, Virusinfektionen)
- Fehlreaktionen des Immunsystems
Was auffällt: Frauen sind rund doppelt so häufig betroffen wie Männer, und die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Damit ähnelt das Krankheitsprofil in vielerlei Hinsicht auch dem von Hashimoto-Thyreoiditis und anderen autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen.
Studien: Zusammenhang zwischen MS und Schilddrüsenerkrankungen
Einige Studien belegen, dass Multiple Sklerose häufiger zusammen mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis auftritt. Hier ein Überblick über die Forschungsergebnisse:
- Zivadinov u.a.: In einer großen Kohortenstudie litten 11,9 % der MS-PatientInnen auch an Schilddrüsenerkrankungen. Diese Komorbiditäten waren mit stärkeren Hirnveränderungen assoziiert. (Quelle)
- Gautam u.a.: MS-PatientInnen haben ein erhöhtes Risiko für autoimmune Schilddrüsenerkrankungen und die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion. (Quelle)
- Dobson u.a.: Schilddrüsenerkrankungen sind die häufigsten autoimmunen Komorbiditäten bei MS. Mit Blick darauf werden genetische Überschneidungen vermutet. (Quelle)
- Munteis u.a.: Schilddrüsenautoantikörper waren bei MS-PatientInnen deutlich häufiger als in der Kontrollgruppe. (Quelle)
Fazit: Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto und MS treten nicht selten gemeinsam auf. Bestehen Symptome aus beiden Bereichen, sollte gezielt nach einer Doppel-Diagnose gesucht werden.
Gemeinsame Schnittstellen: MS & Autoimmunthyreoiditis
In der wissenschaftlichen Literatur wird zunehmend diskutiert, dass bei Menschen mit MS häufig auch Störungen der Schilddrüse auftreten – insbesondere Hashimoto-Thyreoiditis oder seltener Morbus Basedow.
Mögliche Verbindungen:
- Beide Krankheiten sind autoimmun bedingt und zeigen sich oft bei jungen Frauen.
- Es gibt Hinweise, dass bestimmte genetische Faktoren (z. B. HLA-DR-Varianten) sowohl MS als auch Hashimoto begünstigen könnten.
- Auch chronische Entzündungen und ein gestörtes Gleichgewicht der T-Helferzellen scheinen bei beiden Erkrankungen eine Rolle zu spielen.
- Bei manchen MS-PatientInnen kommt es im Verlauf zu einer Schilddrüsenfehlfunktion, möglicherweise auch als Nebenwirkung einer Immuntherapie.
Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass Autoimmunerkrankungen sich gegenseitig „begünstigen“ können – d. h. wer eine hat, trägt ein erhöhtes Risiko, eine weitere zu entwickeln.
Warum das für SchilddrüsenpatientInnen wichtig ist:
Wenn Sie bereits eine Diagnose wie Hashimoto-Thyreoiditis haben und zusätzlich unter neurologischen Symptomen leiden,
wie beispielsweise
- Sehstörungen oder Augenschmerzen
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Armen & Beinen
- Gangunsicherheit, Koordinationsprobleme
- chronische Erschöpfung oder Schwäche
…dann lohnt es sich, dies neurologisch abklären zu lassen. Nicht jede neurologische Störung ist gleich MS – aber der frühzeitige Ausschluss oder Nachweis ist für die Therapie entscheidend.
Letzte Aktualisierung: 10. September 2025