Kurz erklärt: Was ist das Autoimmunprotokoll?

Hinweis zur Aktualität:

Dieser Beitrag behandelt einen spezifischen Aspekt der Ernährung bei Schilddrüsenerkrankungen. Bitte beachten Sie, dass er ursprünglich älteren Datums ist und nicht mehr in allen Punkten dem aktuellen Wissensstand entsprechen könnte. Eine laufend aktualisierte und sehr umfassende Übersicht zu Ernährung, Mikronährstoffen & Co. finden Sie hier:

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Das Autoimmunprotokoll (AiP) ist eine Ernährungsweise, die sich stark an der Paleo-Diät orientiert und vor allem bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen populär wurde. Befürworter dieser Diät gehen davon aus, dass bestimmte Nahrungsmittel Entzündungen und das Entstehen von Autoimmunerkrankungen fördern können. Die Grundprinzipien des Autoimmunprotokolls beinhalten den Verzicht auf Lebensmittel, die als entzündungsfördernd gelten, sowie eine drastische Einschränkung der täglichen Nahrungsaufnahme. Doch wie bei vielen modernen Ernährungsansätzen gibt es auch hier keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise, die die Wirksamkeit dieser Diät eindeutig belegen.

Wenn Sie vermuten, eventuell an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden, kann ein Selbsttest eine schnelle Möglichkeit sein, erste Anzeichen zu erkennen. Dabei handelt es sich um Vollbluttests zum Nachweis der Zöliakie. Sie beruhen auf dem Nachweis von Antikörpern vom Typ IgA gegen Gewebetransglutaminase. Ein Anbieter für die Tests von VedaLab ist Schnelltest-Check (Anzeige).

Was ist das Autoimmunprotokoll?

Das Autoimmunprotokoll basiert auf der Idee, dass bestimmte Nahrungsmittel Entzündungsprozesse im Körper anheizen und so Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Hashimoto-Thyreoiditis oder rheumatoide Arthritis begünstigen können. Es ist eine erweiterte Form der Paleo-Diät, die sich wiederum an der Ernährung unserer Vorfahren im Paläolithikum orientiert. Das Ziel des Autoimmunprotokolls ist es, durch den Verzicht auf entzündungsfördernde Lebensmittel den Körper zu entlasten und möglicherweise bestehende Autoimmunerkrankungen zu lindern.

Grundprinzipien des Autoimmunprotokolls

Im Kern geht es beim AiP darum, bestimmte Nahrungsmittel zu vermeiden, die möglicherweise Entzündungsprozesse fördern und das Immunsystem negativ beeinflussen. Zu den wichtigsten Regeln gehören:

  • Verzicht auf Getreide: Getreideprodukte wie Brot, Reis oder Pasta werden aufgrund ihres hohen Gehalts an Gluten und anderen potenziellen Entzündungsfaktoren gemieden.
  • Hülsenfrüchte: Auch Bohnen, Linsen und Erbsen werden ausgeschlossen, da sie Phytate und Lektine enthalten, die als antinutritiv gelten.
  • Zucker und Zuckerersatzstoffe: Süßstoffe und Zucker können Entzündungen fördern und sind deshalb ebenfalls verboten.
  • Milchprodukte: Milchprodukte, besonders in verarbeiteten Formen, werden aufgrund ihres hohen Gehalts an Casein und Laktose vermieden, die bei manchen Menschen Entzündungsreaktionen auslösen können.
  • Eier: Eier gehören zu den häufigsten Auslösern von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und sind daher auf der Liste der verbotenen Nahrungsmittel.
  • Nüsse und Samen: Trotz ihrer gesundheitlichen Vorteile enthalten Nüsse und Samen Phytinsäure, die die Nährstoffaufnahme behindern und im Verdacht stehen, Entzündungen zu fördern.
  • Nachtschattengewächse: Tomaten, Paprika, Auberginen und Kartoffeln werden aus dem Speiseplan gestrichen, da sie Solanin enthalten, das bei empfindlichen Menschen Entzündungen begünstigen könnte.

Zusammenhang zwischen Autoimmunerkrankungen und Leaky-Gut-Syndrom

Ein zentrales Konzept, das häufig im Zusammenhang mit dem Autoimmunprotokoll genannt wird, ist das sogenannte „Leaky-Gut-Syndrom“ oder durchlässiger Dünndarm. Hierbei handelt es sich um eine Theorie, dass bestimmte Lebensmittel die Darmschleimhaut schädigen und „Löcher“ im Darm entstehen lassen, durch die unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen. Dies soll das Immunsystem aktivieren und zu Entzündungen führen, die möglicherweise Autoimmunerkrankungen begünstigen können.

Wissenschaftlich ist der Zusammenhang zwischen Leaky-Gut-Syndrom und Autoimmunerkrankungen jedoch umstritten. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass eine undichte Darmschleimhaut bei einigen Patienten mit Autoimmunerkrankungen vermehrt auftritt, aber ein kausaler Zusammenhang wurde bislang nicht eindeutig nachgewiesen. Auch die diagnostische Methode zur Feststellung des Leaky-Gut-Syndroms, wie die Messung von Zonulin, ist nicht allgemein anerkannt.

Kritische Betrachtung: Gibt es wissenschaftliche Belege?

Die Befürworter des Autoimmunprotokolls führen häufig die Verbesserung ihrer Symptome als Beweis für die Wirksamkeit der Diät an. Doch wissenschaftlich betrachtet gibt es keine belastbaren Belege dafür, dass diese spezielle Ernährungsform Autoimmunerkrankungen effektiv behandelt. Während eine ausgewogene Ernährung ohne stark entzündungsfördernde Lebensmittel sicherlich Vorteile für die allgemeine Gesundheit haben kann, ist der spezifische Nutzen des Autoimmunprotokolls im Hinblick auf die Heilung von Autoimmunerkrankungen nicht eindeutig belegt.

Einige Studien legen nahe, dass der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wie Gluten und Milchprodukte bei bestimmten Erkrankungen wie Zöliakie oder Laktoseintoleranz hilfreich sein kann. Aber der pauschale Ausschluss von einer Vielzahl an Nahrungsmitteln für alle Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden, bleibt spekulativ.

Fazit: Sollte man das Autoimmunprotokoll ausprobieren?

Es gibt zurzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise, die das Autoimmunprotokoll als effektiv bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen belegen. Dennoch berichten einige Anhänger der Diät von einer Linderung ihrer Symptome, was möglicherweise auf individuelle Unterschiede in der Ernährung und im Umgang mit bestimmten Nahrungsmitteln zurückzuführen ist. Wer erwägt, das Autoimmunprotokoll auszuprobieren, sollte dies idealerweise in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater tun. Es könnte helfen, mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Entzündungsquellen zu identifizieren, sollte jedoch nicht als „Wundermittel“ gegen Autoimmunerkrankungen verstanden werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch andere Faktoren wie Stressbewältigung, Bewegung und eine ausreichende Schlafqualität umfasst, könnte insgesamt sinnvoller sein. Letztlich ist es wichtig, die eigene Gesundheit nicht nur auf Diäten zu stützen, sondern auch auf fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse und eine ausgewogene, nachhaltige Lebensweise.

→ Themen-Spezial: Einfluß von Gluten auf die Hashimoto-Thyreoiditis

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