L-Carnitin bei Schilddrüsenüberfunktion: Ein möglicher therapeutischer Ansatz

In einer aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichung wurden die potenziellen Vorteile von L-Carnitin bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen hervorgehoben – insbesondere bei Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

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Was ist L-Carnitin?

L-Carnitin ist eine vitaminähnliche Substanz, die erstmals im Muskelfleisch entdeckt wurde (lateinisch carnis = Fleisch). Der Körper kann L-Carnitin auch selbst aus den Aminosäuren L-Lysin und L-Methionin synthetisieren – allerdings nur in begrenztem Umfang. Die Hauptfunktion von L-Carnitin liegt im Fettstoffwechsel: Es transportiert langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien, wo sie zur Energiegewinnung verbrannt werden. Daher wird es häufig als sogenannter „Fatburner“ in Diäten beworben.

L-Carnitin ist hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthalten. Pflanzliche Lebensmittel liefern nur geringe Mengen, weshalb insbesondere Veganer*innen ein höheres Risiko für einen Mangel haben können.

L-Carnitin als Gegenspieler der Schilddrüsenhormone

Eine besonders interessante Eigenschaft von L-Carnitin ist seine Rolle als peripherer Antagonist von Schilddrüsenhormonen. Das bedeutet: Es hemmt die Wirkung von T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) an den Zielorganen – ohne jedoch direkt in die Hormonproduktion der Schilddrüse einzugreifen.

Diese hemmende Wirkung wurde erstmals detailliert beschrieben in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie von Benvenga et al. (2001). Die Forscher fanden heraus, dass die Gabe von L-Carnitin Symptome einer durch eine Überfunktion verursachten Hormonüberladung (z. B. durch eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen) deutlich lindern kann.

Quelle: S. Benvenga, R. M. Ruggeri, A. Russo, D. Lapa, A. Campenni, F. Trimarchi: Usefulness of L-Carnitine, A Naturally Occurring Peripheral Antagonist of Thyroid Hormone Action, in Iatrogenic Hyperthyroidism: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. J Clin Endocrinol Metab 2001; 86(8): 3579–3594.

Therapeutischer Nutzen bei Hyperthyreose

Angesichts dieser Ergebnisse wird aktuell diskutiert, ob L-Carnitin allein oder ergänzend zu klassischen Thyreostatika (Medikamente zur Hemmung der Schilddrüsenhormonproduktion) bei milden Formen der Hyperthyreose eingesetzt werden kann. Denkbar wäre etwa ein Einsatz bei Patienten, die herkömmliche Medikamente nicht gut vertragen, oder als unterstützende Maßnahme zur Linderung von Symptomen wie:

  • Muskelabbau
  • Nervosität und Schlafstörungen
  • Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
  • Herzrasen

Besonders interessant ist, dass L-Carnitin nicht die Hormonproduktion selbst hemmt, sondern deren Wirkung auf Zellebene reduziert – was es potenziell zu einer sichereren Ergänzung bei bestimmten Patientengruppen machen könnte.

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Fazit: Die Einnahme von L-Carnitin könnte eine sinnvolle Option zur unterstützenden Behandlung leichter Schilddrüsenüberfunktionen darstellen – insbesondere wenn klassische Therapien Nebenwirkungen verursachen oder nicht ausreichen. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um den optimalen Einsatz, die Dosierung und mögliche Langzeitwirkungen besser zu verstehen. Wichtig: Hinweis: Die Einnahme von L-Carnitin sollte immer mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden – insbesondere bei bestehenden Schilddrüsenerkrankungen oder wenn bereits Medikamente eingenommen werden.

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Letzte Aktualisierung: 05. August 2025

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