Erste Schritte zur verbesserten Jodüberwachung der europäischen Bevölkerung

Europa wird intelligenter durch bessere Jodversorgung

In Europa könnten die negativen gesundheitlichen Folgen von Jodmangel, zu denen auch kognitive Probleme gehören, mit einer harmonisierten Überwachung der Jodversorgung überwunden werden.
Die Universitätsmedizin Greifswald stellt jetzt eine neuartige Infrastruktur zur Verfügung, um eine harmonisierte Überwachung der Jodzufuhr voranzutreiben. Mit dem EUthyroid-Netzwerk hat eine europaweite Initiative die Herausforderung angenommen, den Jodmangel zu reduzieren. Koordiniert von der Universitätsmedizin Greifswald und gefördert von der EU arbeiten Wissenschaftler aus 27 europäischen Ländern daran, Jodmangel und seine negativen gesundheitlichen Folgen zu überwinden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) behauptet, dass eine Überwachung der Jodaufnahme entscheidend für eine nachhaltige Verbesserung der Jodzufuhr in Europa ist.

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Jodmangel ist der wichtigste Risikofaktor für Schilddrüsenerkrankungen bei Erwachsenen und Kindern. Tatsächlich ist Jodmangel die weltweit häufigste Ursache für vermeidbare Gehirnschäden und die WHO mahnt seit Jahren, dass in Europa zunehmend Menschen von den Folgen eines Jodmangels betroffen sind. Aber vor allem Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf an Jod, um eine optimale Entwicklung ihres Babys zu gewährleisten. Denn selbst leichter Jodmangel während der Schwangerschaft kann zu einer fehlerhaften Gehirnentwicklung mit verringerter Intelligenz führen.

Daten über die Jodzufuhr fehlen

Die meisten Regionen in der Welt sind laut der WHO Jodmangelgebiete. Dort ist eine regelmäßige Überwachung von Vorsorgeprogrammen wichtig, um sicherzustellen, dass diese den sich ständig ändernden Anforderungen gerecht werden. „Europa hat viel Erfahrung mit der Harmonisierung von Maßnahmen über Ländergrenzen hinaus, aber in der Jodprävention nützen wir diese Expertise nicht“ wundert sich Prof. John Lazarus von der Universität Cardiff, regionaler Koordinator des „Iodine Global Network“ in West- und Zentral-Europa. „Mit EUthyroid entsteht jetzt endlich eine Dynamik, die in deutlich effektiveren Präventionsmaßnahmen münden wird.“

In Europa ist die natürliche Jodzufuhr aufgrund vieler regionaler Unterschiede besonders heterogen. Nur wenige Länder haben eine regelmäßige Überwachung, aber diejenigen, die regelmäßig Studien durchführen, verwenden unterschiedliche Methoden. Der europäische Kontinent stellt somit einen komplexen Flickenteppich in Bezug auf Jodversorgung und Prophylaxe dar, der vergleichende wissenschaftliche Studien erschwert oder sogar unmöglich macht. Epidemiologe und EUthyroid-Koordinator Professor Henry Völzke von der Universitätsmedizin Greifswald hat daran gearbeitet, die Variablen der Studien in ganz Europa zu überwinden. „Da es in Europa keine einheitlichen Daten zur Jodversorgung gibt, können wir nur Vermutungen über die Größenordnung der Gesundheitsprobleme anstellen, die ein Jodmangel auslöst. EUthyroid eröffnet die Möglichkeit diese unbefriedigende Situation endlich zu überwinden.“

Infrastruktur zur Standardisierung von Studien verfügbar

Eine der Hauptaufgaben von EUthyroid war es, Werkzeuge und Trainings zu entwickeln, um standardisierte Studien zur Jodversorgung durchzuführen. EUthyroid hat nun eine umfassende Schulungsinfrastruktur eingeführt, die das Personal in Studien-Erhebungen nach einheitlichen Parametern unterstützen.

Die Infrastruktur von EUthyroid umfasst: Standardisierte Fragebögen für Kinder und Erwachsene in mehreren Sprachen, um den sozioökonomischen Status von Studienteilnehmern zu ermitteln; ein Lehrvideo und eine schriftliche Anleitung, um in Bevölkerungsstudien Schilddrüsenultraschall anzuwenden; Teilnehmer können ihre Fähigkeiten in der Vermessung von Schilddrüsen an Beispielbildern testen und sich ihre Messungen gegen akzeptierte Standards vergleichen; Anleitungen für Laboruntersuchungen, die von der Blut- bzw. Urinentnahme bis hin zu den eigentlichen Messungen zur Bestimmung von Jod und Schilddrüsenparametern reichen. Zudem wurde ein zertifiziertes EUthyroid-Labor für vergleichende Messungen des Iodstatus etabliert.

Mazedonien hat bereits die EUthyroid-Infrastruktur genutzt und Professor Borislav Karanfilski, Präsident des nationalen Komitees für Jodmangel und nationaler Koordinator vom EUthyroid-Projekt vom Zentrum für Regionalpolitik, Forschung und Kooperation ‘STUDIORUM’ ist überzeugt. „Die EUthyroid-Werkzeuge sind hervorragend und umfassen alle Aspekte der Einrichtung einer modernen Monitoring-Studie. Ich befürworte vom ganzen Herzen die Infrastruktur und kann jedem empfehlen, sie in vollem Umfang zu nutzen“.

Dr. Iris Erlund vom Nationalen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt (THL) in Helsinki freut sich, dass die Vergleichbarkeit zum Thema geworden ist. „Insgesamt müssen wir Qualitätsprobleme in der Humanstudie betonen, weil es Ressourcen einspart und den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Input in die richtige Richtung bringt. Prävention ist immer billiger.“ Das Laboratorium des THL, das sich auf Ernährungs- und klinisch-chemische Messungen aus Forschungsprojekten spezialisiert, dient als EUthyroid Referenzlabor.

Mit der Etablierung der EUthyroid-Infrastruktur und Maßnahmen für den Vergleich zwischen Laboren wurden erste Schritte zur verbesserten Jodüberwachung der europäischen Bevölkerung unternommen. Professor Henry Völzke erklärte: „Wir sind zuversichtlich, dass die Erhaltung dieser Infrastruktur über die Laufzeit des Projekts hinaus maßgeblich dazu beitragen wird, standardisierte Monitoring-Studien in Europa und sogar weltweit zu erreichen.“

Quelle: idw-online.de (Link geprüft am 14.09.23)

 

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