Therapie endokrinologischer Notfälle – Wenn die Schilddrüse lebensbedrohlich wird
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Checkliste für Notfälle:
- Schilddrüsenprobleme + Kontrastmittel = engmaschige Überwachung
- Herzrasen, Fieber, Verwirrtheit –> Verdacht auf thyreotoxische Krise
- Bewusstseinsstörung, langsamer Puls –> Verdacht auf Myxödemkoma
Bei akuten Symptomen bitte sofort einen Notarzt kontaktieren!
In seltenen Fällen können Erkrankungen der Schilddrüse zu lebensbedrohlichen Situationen führen, die sofortiges ärztliches Handeln erfordern. Zu den wichtigsten Notfällen zählen die kontrastmittelinduzierte Hyperthyreose, die thyreotoxische Krise und das Myxödemkoma.
1. Kontrastmittelinduzierte Hyperthyreose
Definition: Eine Schilddrüsenüberfunktion, ausgelöst durch jodhaltige Kontrastmittel bei bildgebenden Verfahren wie CT oder Angiografie. Betroffen sind vor allem Menschen mit latenter Hyperthyreose oder Autonomie der Schilddrüse.
Risikofaktoren:
- Autonome Knoten oder Morbus Basedow
- Alter über 60 Jahre
- Jodmangelregionen
- Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
Symptome: Herzrasen, Nervosität, Schwitzen, Unruhe, Gewichtsverlust – oft innerhalb weniger Tage nach der Kontrastmittelgabe.
Diagnostik: TSH, fT3 und fT4 vor und nach Kontrastmittelgabe bestimmen. Bei Hochrisikopatienten frühzeitig abklären.
Therapie:
- Betablocker zur Symptombehandlung
- Thyreostatika (z. B. Carbimazol)
- Natriumperchlorat zur Hemmung der Jodaufnahme
- Regelmäßige Verlaufskontrolle der Schilddrüsenwerte
2. Thyreotoxische Krise
Definition: Eine akute, lebensbedrohliche Entgleisung einer Hyperthyreose mit massiver Stoffwechselüberaktivität. Sie tritt meist bei unbehandelter oder untertherapierter Schilddrüsenüberfunktion auf – ausgelöst z. B. durch Infektionen, Operationen oder jodhaltige Substanzen.
Typische Auslöser:
- Infektionen (z. B. Lungenentzündung)
- Operationen oder Traumata
- Jodhaltige Medikamente/Kontrastmittel
- Absetzen von Schilddrüsenmedikamenten
Symptome:
- Hohes Fieber, starkes Schwitzen
- Tachykardie, Herzrhythmusstörungen
- Unruhe, Verwirrtheit, Delir bis Koma
- Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
- Herzinsuffizienz, Kreislaufschock
Diagnostik: Labor (TSH supprimiert, fT3/fT4 erhöht), Überwachung von Temperatur, Herzfrequenz, Bewusstsein. Ausschluss anderer Ursachen wie Sepsis.
Therapie:
- Thyreostatika: Propylthiouracil oder Thiamazol
- Betablocker: Propranolol zur Kontrolle der Herzfrequenz
- Iod: Lugol’sche Lösung zur Hemmung der Hormonfreisetzung (nach Thyreostatika!)
- Glukokortikoide: Hydrocortison oder Dexamethason
- Supportiv: Flüssigkeit, Fiebersenkung, ggf. Beatmung, Intensivüberwachung
Prognose: Die thyreotoxische Krise ist ein medizinischer Notfall mit einer Letalität von bis zu 30 %. Eine schnelle Diagnose und Therapie verbessern die Überlebenschancen erheblich.
3. Myxödemkoma
Definition: Ein seltener, aber sehr gefährlicher Notfall infolge einer extrem ausgeprägten Schilddrüsenunterfunktion. Meist tritt das Myxödemkoma bei älteren Patienten mit unbehandelter Hypothyreose auf, ausgelöst durch Infektionen, Kälteexposition oder Medikamente.
Risikofaktoren & Auslöser:
- Langjährige, unbehandelte Hypothyreose
- Infekte, Traumata, Narkosen
- Schwere Herz- oder Lungenerkrankungen
- Psychische Belastung, Kälte
Symptome:
- Hypothermie (oft < 35 °C)
- Bradykardie, Hypotonie
- Bewusstseinstrübung, bis Koma
- Hypoventilation, respiratorische Insuffizienz
- Ödeme, trockene Haut, teigiges Gesicht
Diagnostik: Labor: TSH stark erhöht, fT3/fT4 deutlich erniedrigt. Vitalzeichen, Blutgase, Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Intoxikationen, Schlaganfall).
Therapie:
- Intensivmedizinische Überwachung
- Hormonersatz: i.v. Levothyroxin ± Triiodthyronin
- Hydrocortison: bis Nebenniereninsuffizienz ausgeschlossen ist
- Supportiv: Erwärmung, Beatmung, Elektrolytausgleich, Infektbehandlung
Prognose: Auch mit Therapie liegt die Sterblichkeit bei bis zu 40 %. Früherkennung ist entscheidend für das Überleben.
Obwohl selten, stellen thyreotoxische Krise, Myxödemkoma und jodinduzierte Hyperthyreose ernsthafte Gefahren dar. Wichtig ist die Früherkennung durch RisikopatientInnen, Angehörige und behandelnde ÄrztInnen. Bei Verdacht gilt: keine Zeit verlieren, sondern sofort ärztliche Hilfe suchen.
Letzte Aktualisierung: 11. September 2025