Hashimoto ohne Antikörper – Gibt es das?
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion – und meistens zeigt sich die Erkrankung in Bluttests durch bestimmte Antikörper. Doch was passiert, wenn alle typischen Symptome vorhanden sind, die Laborwerte auffällig sind, aber keine Antikörper nachweisbar sind?
Viele Betroffene fragen sich dann: Kann ich trotzdem Hashimoto haben? Die kurze Antwort lautet: Ja, das ist möglich.
Was sind die typischen Antikörper bei Hashimoto?
- TPO-Antikörper (Anti-TPO): gegen die Thyreoperoxidase, ein Enzym in der Schilddrüse
- TG-Antikörper (Anti-TG): gegen Thyreoglobulin, ein Speicherprotein für die Schilddrüsenhormone
Bei den meisten PatientInnen mit Hashimoto-Thyreoiditis sind diese Antikörper erhöht – aber eben nicht bei allen.
Was bedeutet „seronegativ“?
Wenn trotz klarer Symptome, veränderten Werten von TSH, fT3 und fT4 und typischer Veränderungen der Schilddrüse im Ultraschall keine Antikörper im Blut nachweisbar sind, spricht man von einer seronegativen Hashimoto-Thyreoiditis. Das heißt: Die Entzündung ist trotzdem da – nur eben ohne messbare Antikörper im Blut.
Wie wird Hashimoto dann diagnostiziert?
In solchen Fällen stützt sich die Diagnose auf andere Hinweise:
- Typische Symptome: Müdigkeit, Frieren, Konzentrationsprobleme, trockene Haut, Gewichtszunahme u. v. m.
- Laborwerte: TSH erhöht, fT3/fT4 niedrig oder im unteren Normbereich
- Ultraschall: Die Schilddrüse erscheint oft kleiner, inhomogen, echoarm – typische Zeichen einer chronischen Entzündung
- Anamnese: Familiäre Vorbelastung, andere Autoimmunerkrankungen
Warum sind keine Antikörper messbar?
- Bei manchen Menschen bildet das Immunsystem einfach keine oder nur sehr geringe Mengen an Antikörpern – trotzdem kann eine Autoimmunreaktion stattfinden.
- Die Antikörper können auch „verbraucht“ sein, wenn die Zerstörung des Schilddrüsengewebes schon weit fortgeschritten ist.
- Es gibt möglicherweise weitere, noch unbekannte Autoantikörper, die mit heutigen Tests nicht erfasst werden.
Was bedeutet das für die Behandlung?
Unabhängig vom Antikörperstatus richtet sich die Therapie nach den Hormonwerten und den Beschwerden. Eine Schilddrüsenunterfunktion wird – auch bei seronegativer Hashimoto – ganz genauso behandelt, z. B. mit Levothyroxin (L-Thyroxin).
Wichtig ist, dass PatientInnen ernst genommen werden – auch wenn die „klassischen“ Blutwerte nicht auffällig sind. Symptome und Ultraschallbefunde zählen ebenso!