„Die Frau mit dem Kropf“ – Eine Legende aus längst vergangener Zeit
Man sagt, es sei in einem abgelegenen Tal geschehen, tief in den Bergen, wo der Nebel die Gipfel umarmt und der Wind die Geschichten der Alten flüstert. Dort lebte einst eine Frau, die man nur als die Kropfhexe kannte. Ihr Hals war seltsam geschwollen, ein praller Schatten unter ihrem Kinn, als hätte sich dort etwas eingenistet – ein Zeichen, sagten die Leute, dass sie nicht von dieser Welt sei.
Man mied sie. Kinder versteckten sich, wenn sie über den Markt ging, und selbst die Kräuterfrau, die sonst für jeden einen Sud wusste, machte einen Bogen um ihr Haus. Denn man glaubte, ihr Kropf sei das Werk finsterer Kräfte – ein Fluch, eine Strafe, vielleicht gar ein Zeichen, dass sie mit dem Teufel im Bunde stand.
Doch niemand wusste, dass sie einst eine Heilerin gewesen war. Bevor der Kropf kam, heilte sie mit ihren Händen – mit Salben aus Schafgarbe und Fenchel, mit heißem Stein und kühlem Quellwasser. Dann, eines Winters, hörte sie nicht auf zu frieren. Ihr Herz pochte zu schnell. Ihre Augen schimmerten seltsam hell, und sie sprach so rasch, dass die Worte wie Regentropfen über die Zungenkante fielen. Danach wuchs der Schatten an ihrem Hals. Und mit ihm das Schweigen der Leute.
Ein alter Pfarrer behauptete, sie habe mit Krötenschleim ihren Kropf zu bannen versucht – mit einem Zauber aus Tierblut, Asche und halbgeflüsterten Flüchen. Andere sagten, sie trage unter dem Hals ein Stück „Hexengebein“, ein Relikt aus einem anderen Jahrhundert, das sie nachts in kaltem Wasser tauche, um ihre dunklen Kräfte zu stärken.
Ein Wanderarzt kam einst in das Tal, beladen mit Schriften und Glasfläschchen. Er behauptete, das, was sie habe, nenne man „Struma“, und sei kein Dämon, sondern ein Mangel an einem Stoff namens Jod. Aber das Dorf lachte nur. Jod sei ein Trick der modernen Hexerei. Man vertraute lieber auf Amulette, auf das Räuchern mit Bilsenkraut, auf das nächtliche Einreiben des Halses mit kaltem Ziegentalg.
Später flüsterten die Alten, die Kropfhexe sei verschwunden – eines Tages einfach nicht mehr dagewesen. Ihr Häuschen leer, der Ofen kalt, die Tür offen wie ein offener Mund. Nur ihr Spiegel blieb zurück, beschlagen von innen, als hätte jemand noch einmal hineingesehen, bevor er ging.
Manche sagen, sie sei fort, um dort zu heilen, wo Wissen mehr galt als Aberglaube. Andere meinen, sie lebe nun im Moor und helfe jenen, die nachts den Weg verlieren – mit Kräutern, mit Wärme.
Und immer wenn der Wind durch die Täler zieht, hört man ein leises Flüstern:
„Der Kropf ist kein Fluch. Aber die Ignoranz ist einer.“
Hinweis: Teilweise automatisch generierter Text (KI), redaktionell überarbeitet.