Die Bedeutung von Umweltgiften auf die Schilddrüse: Ein unterschätztes Risiko

Unsere Umwelt ist voller Chemikalien, die täglich auf uns einwirken – sei es durch die Luft, das Wasser, die Nahrung oder Alltagsprodukte. Diese Umweltgifte, auch bekannt als endokrine Disruptoren, können die Funktion unseres Hormonsystems massiv beeinträchtigen. Besonders die Schilddrüse, die für die Produktion von lebenswichtigen Hormonen zuständig ist, ist anfällig für diese toxischen Substanzen. Doch wie genau beeinflussen Umweltgifte die Schilddrüse und was können wir dagegen tun?

Was sind endokrine Disruptoren?

Endokrine Disruptoren sind Chemikalien, die das hormonelle Gleichgewicht im Körper stören können. Sie können die Synthese, den Transport oder die Bindung von Hormonen wie TSH (Thyroid Stimulating Hormon), T3 und T4 beeinträchtigen, was zu einer Fehlregulation der Schilddrüsenfunktion führen kann. Besonders gefährlich ist, dass viele dieser Stoffe nicht sofort Symptome zeigen, sondern sich erst über Jahre hinweg negativ auf den Hormonhaushalt auswirken.

Die häufigsten Umweltgifte, die die Schilddrüse beeinflussen

Pestizide – Einige Pestizide, wie Atrazin, hemmen die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse und können die Hormonproduktion stören. Auch andere Pestizide beeinflussen die Umwandlung von T4 in das aktive T3.

PFAS (Perfluorierte Alkylsubstanzen) – Diese langlebigen Chemikalien sind in vielen Konsumgütern wie wasserabweisenden Textilien, Antihaftbeschichtungen und Verpackungen enthalten. Sie können die Jodaufnahme blockieren und die Schilddrüsenhormonproduktion beeinträchtigen.

Schwermetalle – Besonders Quecksilber und Blei sind für die Schilddrüse gefährlich. Sie stören die Umwandlung von T4 in T3 und können langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.

BPA (Bisphenol A) und andere Weichmacher – Diese Chemikalien, die in vielen Plastikprodukten vorkommen, können die Schilddrüsenfunktion beeinflussen, indem sie den Hormonhaushalt stören.

Warum ist die Schilddrüse so anfällig?

Die Schilddrüse benötigt Jod, um ihre Hormone zu produzieren, die dann für den Stoffwechsel, das Wachstum und das allgemeine Wohlbefinden entscheidend sind. Umweltgifte stören jedoch die Fähigkeit der Schilddrüse, Jod richtig zu verarbeiten oder die Umwandlung von T4 in T3 zu fördern. Dies kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, von Müdigkeit über Gewichtszunahme bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Schilddrüsenkrebs.

Praktische Tipps zur Reduzierung der Belastung durch Umweltgifte

Um die Auswirkungen von Umweltgiften auf die Schilddrüse zu minimieren, gibt es eine Reihe von einfachen, aber effektiven Maßnahmen, die Sie in Ihren Alltag integrieren können:

1. Wählen Sie Bio-Produkte
Der Kauf von Bio-Lebensmitteln ist ein einfacher Schritt, um die Belastung mit Pestiziden und anderen Umweltgiften zu verringern. Bio-Produkte enthalten nachweislich weniger Pestizide, die die Schilddrüse belasten können. Dirty Dozen: Achten Sie besonders auf Obst und Gemüse, das häufig mit Pestiziden belastet ist. Die „Dirty Dozen“-Liste der Environmental Working Group (EWG) enthält jährlich eine Liste der 12 Obst- und Gemüsesorten, die am häufigsten mit Pestiziden belastet sind. Dazu gehören 2025 Spinat, Erdbeeren, Grünkohl, Trauben, Pfirsiche, Kirschen, Nektarinen, Birnen, Äpfel, Brombeeren, Heidelbeeren und Kartoffeln. Diese Produkte sollten Sie, wenn möglich, in Bio-Qualität kaufen.

2. Investieren Sie in einen Wasserfilter
PFAS und andere Chemikalien sind in vielen Wassersystemen nachweisbar. Ein hochwertiger Wasserfilter, der diese Schadstoffe herausfiltert, kann helfen, Ihre Exposition gegenüber schädlichen Substanzen zu verringern.

3. Vermeiden Sie plastikhaltige Produkte
Produkte, die BPA (Bisphenol A) oder andere Weichmacher enthalten, können die Schilddrüse negativ beeinflussen. Achten Sie darauf, in Ihrem Alltag mehr auf Glasbehälter oder BPA-freie Produkte umzusteigen.

4. Achten Sie auf die Verpackungen Ihrer Lebensmittel
Bestimmte Kunststoffe, insbesondere Polycarbonat und PVC, können die endokrinen Systeme stören. Beim Einkaufen sollten Sie daher versuchen, weniger in Plastik verpackte Lebensmittel zu kaufen und stattdessen auf Verpackungen aus Glas oder Pappe zurückzugreifen.

 

Weiterführende Studien

Diese Studien verdeutlichen, wie wichtig es ist, Umweltgifte wie PFAS zu verstehen und ihre Auswirkungen auf die Schilddrüse ernst zu nehmen. Auch wenn die Forschung noch in einem relativ frühen Stadium ist, weisen diese Ergebnisse eindeutig darauf hin, dass PFAS die Schilddrüsenfunktion negativ beeinflussen können. Da PFAS in vielen alltäglichen Produkten enthalten sind (z. B. in wasserabweisenden Textilien, Antihaftbeschichtungen und Lebensmittelverpackungen), ist es umso wichtiger, diese Stoffe zu vermeiden, wann immer es möglich ist.

„Association of Perfluoroalkyl and Polyfluoroalkyl Substances Exposure with Serum Thyroid Function in the U.S. Population“

Veröffentlicht in: Environmental Health Perspectives, 2015 ⇒ Link zur Studie

Studienziel: Diese Studie hatte das Ziel, die Beziehung zwischen der Exposition gegenüber PFAS (Perfluorierte Alkylsubstanzen) und der Schilddrüsenfunktion in der allgemeinen Bevölkerung der USA zu untersuchen.

Ergebnisse: Es wurde festgestellt, dass eine höhere Exposition gegenüber PFAS mit einer verringerten Produktion von Schilddrüsenhormonen (insbesondere T4) und Veränderungen der TSH-Werte verbunden war. Besonders bemerkenswert war, dass eine erhöhte Konzentration von PFAS mit einer höheren Prävalenz von Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) korrelierte. Diese Ergebnisse legen nahe, dass PFAS die Schilddrüsenfunktion beeinflussen können, indem sie entweder die Produktion von T4 verringern oder die Umwandlung von T4 in das aktive Hormon T3 stören.

Schlüsselbotschaft: PFAS können die Schilddrüsenhormone stören, was langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen könnte.

„Perfluoroalkyl Substances and Their Impact on Thyroid Function: A Review of Recent Literature“

Veröffentlicht in: Critical Reviews in Toxicology, 2020 ⇒ Link zur Studie

Studienziel: Diese Übersichtsarbeit analysiert und fasst die bisher veröffentlichten Studien zu den Auswirkungen von PFAS auf die Schilddrüsenfunktion zusammen. Sie geht auf verschiedene Mechanismen ein, durch die PFAS die Schilddrüse beeinflussen könnten.

Ergebnisse: Die Autoren dieser Übersichtsarbeit kommen zu dem Schluss, dass PFAS in der Lage sind, die Synthese, den Transport und die Umwandlung von Schilddrüsenhormonen zu stören. Ein besonders interessanter Befund ist, dass PFAS möglicherweise die Aufnahme von Jod durch die Schilddrüse blockieren, was eine wichtige Voraussetzung für die Produktion von Schilddrüsenhormonen ist. Diese Störung könnte zu einem Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone führen, was sowohl die Produktion von T3 als auch die Umwandlung von T4 beeinträchtigt.

Schlüsselbotschaft: PFAS haben das Potenzial, die Schilddrüsenfunktion auf mehreren Ebenen zu stören, einschließlich der Jodaufnahme und der Umwandlung von T4 in T3.

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