Was läuft schief in der Schilddrüsenselbsthilfe?

Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass die Schilddrüsenselbsthilfe in Deutschland katastrophal aufgestellt ist. Ich habe keine aktuellen Zahlen vorliegen, aber ich gehe davon aus, dass zusammen circa 3300 Schilddrüsenpatienten in den eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Vereinen vertreten sind. Hinzu kommen sicher noch mehrere hundert Betroffene, die sich in freien Selbsthilfegruppen treffen sowie einige Dutzend Schilddrüsenerkrankter die sich mit unabhängigen Internetprojekten engagieren. Insgesamt gibt es deutschlandweit schätzungsweise 5000 Aktive in der Schilddrüsenselbsthilfe. Extrem wenig angesichts von 25 Millionen Schilddrüsenpatienten in Deutschland.

Aber es ist nicht nur die geringe Anzahl derjenigen, die sich engagieren, sondern eines der Hauptprobleme von uns Aktiven ist, dass wir viel zu wenig Unterstützung durch andere Schilddrüsenpatienten erhalten. Fast ausnahmslos handelt es sich hinter den Kulissen der einzelnen Angebote um eine One-Woman-Show bzw. selten um eine One-Man-Show, d.h. die Hauptlast der Verantwortung liegt auf den Schultern einer/s Einzelnen. Von ihrem/seinem Engagement, ihrem/seinem Gesundheitszustand, ihren/seinen sozialen Kompetenzen, ihren/seinen fachlichen Qualifikationen und ihren/seinen finanziellen Möglichkeiten hängt es ab wie sich „ihr/sein Projekt“ entwickelt.

Die Folge: Die Interessen von uns Schilddrüsenpatienten werden öffentlich kaum wahrgenommen und spielen gesundheitspolitisch praktisch keine Rolle. Wir haben keine Lobby! Und wenn es in den nächsten Jahren nicht zu einem Umdenk- und Umorganisationsprozeß kommt wird sich daran auch auf lange Sicht nichts ändern. Im Gegenteil – die medizinische Versorgung von uns Schilddrüsenpatienten wird sich schleichend verschlechtern, weil man von uns keine Gegenwehr zu erwarten hat. Die Politik geht immer den Weg des geringsten Widerstandes!