Tipps für Angehörige von Schilddrüsenkranken

Wenn jemand von einer Schilddrüsenerkrankung betroffen ist bedeutet dies in vielen Fällen eine enorme Belastung insbesondere für die Partnerschaft. Aber auch die Kinder leiden häufig mit darunter. Denn nicht selten gehen Krankheiten der Schilddrüse durch die hormonellen Schieflagen zeitweilig mit deutlichen Veränderungen der Persönlichkeit einher, so dass es für alle Seiten sehr schwierig sein kann die zeitweilig oft unerträgliche Situation gemeinsam zu bewältigen.

„Du musst es nur wollen, dann geht es schon!“

Die autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen sind keine Befindlichkeitsstörungen, sondern chronische Krankheiten, die einer konsequenten und individuell angepaßten Behandlung bedürfen. Dadurch vielleicht sogar dauerhaft in der Lebensqualität beeinträchtigt zu sein ist weder Ausdruck einer übertriebenen Wehleidigkeit noch Zeichen für eine Willensschwäche. Es sind keine psychosomatischen Erkrankungen die mit „ein bisschen guten Willen“ und „sich etwas zusammenreissen“ mal so eben nebenbei bewältigt werden können. Ob und wie schwer jemand an einer Hashimoto-Thyreoiditis oder einem Morbus Basedow erkrankt ist weder die Folge einer falschen inneren Einstellung noch Resultat eines ungesunden Lebensstils. Es ist ein unvorhersehbarer Schicksalsschlag, der Sie schon morgen genauso unvorbereitet treffen kann.

„Ich hab’s auch mit der Schilddrüse, aber mir geht’s gut!“

Krankheitsverläufe sind individuell immer unterschiedlich. So gehen Schilddrüsenspezialisten heutzutage davon aus, dass rund 80% der Betroffenen der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow durch die schulmedizinischen Therapien genauso wie Sie beschwerdefrei sind. Warum 20% der Schilddrüsenerkrankten unter dauerhaften Einschränkungen leiden konnte wissenschaftlich noch nicht geklärt werden.

„Was du brauchst, ist …“

Das was chronisch kranke Menschen von ihrem Partner, Freunden und Familie brauchen ist keine Entmündigung, sondern vor allem Mitgefühl, Verständnis und tröstende Worte! Zahlreiche der schwerer erkrankten Schilddrüsenpatienten sind sehr gut über ihre Krankheit informiert, haben ausführlich im Internet recherchiert und nicht selten mehrere, medizinische Bücher gelesen. Sie haben unzählige Ärzte und Heilpraktiker aufgesucht, diverse Therapien ausprobiert und pflegen einen regelmässigen Austausch mit anderen Betroffenen. Es ist deshalb sehr unwahrscheinlich, dass es ausgerechnet Ihre, sicher gut gemeinten, aber oft ungebetenen Ratschläge sind die zur Beschwerdefreiheit führen.

Für viele Betroffene der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen ist es ein riesengroßes Problem, dass es ihnen oftmals über lange Zeit sehr schlecht geht, aber diese Beschwerden nicht nur von ihrem sozialen Umfeld, sondern auch von vielen Ärzten bagatellisiert oder fälschlicherweise als psychosomatisch bedingt eingestuft werden. Anstatt Hilfe und Unterstützung zu erhalten geraten sie oft zusätzlich noch in einen Rechtfertigungszwang.


Nicole Wobker „Psychische Aspekte der Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis “ (Amazon-Partnerlink)

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine psychische Erkrankung. Und doch führen weit verbreitete Beschwerden wie innere Unruhe, Unsicherheit, Selbstzweifel, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände gerade im Anfangsstadium der Autoimmunerkrankung häufig zu entsprechenden Fehldiagnosen ( Angststörung, Burnout, Depression).